# taz.de -- Rentenpläne der CDU: Alle gegen Von der Leyen | |
> Arbeitsministerin Ursula von der Leyen steht alleine da. Nach Kanzlerin | |
> und FDP lehnt nun auch ihre eigene Unions-Fraktion die Zuschussrente ab. | |
Bild: Ist mit ihrem Vorschlag allein: Arbeitsministerin Ursula von der Leyen. | |
BERLIN taz | Ihre Worte sollen kämpferisch wirken. "Ich fühle mich nicht | |
einsam", sagte Bundesarbeitsministerin Ursula von der Leyen (CDU) am | |
Donnerstag gegenüber Spiegel Online. "Ich habe schon einige politische | |
Stürme erlebt", und auch diesen Kampf werde sie durchstehen. Doch mit ihrer | |
Forderung, die Rente von Geringverdienern unter bestimmten Voraussetzungen | |
auf bis zu 850 Euro pro Monat aufzustocken, steht von der Leyen allein da. | |
Und es scheint unklar, wie sie noch einen gesichtswahrenden Rückzug | |
hinkriegen kann. | |
Die Ministerin sagte im Interview: "Politische Auseinandersetzungen müssen | |
geführt werden, und hier geht es um eine grundlegende Gerechtigkeitsfrage | |
im Rentensystem und in der Gesellschaft." Bis Ende Oktober erwarte sie | |
Richtungsentscheidungen. Danach wird es sehr unwahrscheinlich, dass die | |
Koalition noch weitreichende Vorhaben auf den Weg bringt. Im Herbst 2013 | |
ist Bundestagswahl. Damit erhöht von der Leyen den Einsatz in der | |
Auseinandersetzung. Doch selbst die eigene Partei rückt von der Ministerin | |
ab. | |
Anlass der Kontroverse ist eine Modellrechnung, die von der Leyen am | |
vergangenen Sonntag öffentlich gemacht hat. Der Berechnung zufolge droht | |
allen Arbeitnehmern mit weniger als 2.500 Euro brutto im Monat, sofern sie | |
keine zusätzliche private Vorsorge betreiben, im Jahr 2030 eine Rente auf | |
dem Niveau der Grundsicherung von 688 Euro. | |
Neben anderen werfen ihr die Deutsche Rentenversicherung und der | |
Koalitionspartner FDP vor, die Ministerin hantiere mit übertriebenen | |
Zahlen. Die vorhandene private Vorsorge, etwa durch Riester-Rentenverträge, | |
bliebe unberücksichtigt. Auch die Kanzlerin soll laut Bild-Zeitung intern | |
erklärt haben, sie bezweifle die Zahlen ihrer Ministerin, je mehr sie sich | |
mit ihnen auseinandersetze. Nun stellt sich auch die CDU/CSU-Fraktion gegen | |
von der Leyen. | |
Am Rande der Klausur der Unionsfraktion in Berlin erklärte deren | |
Vorsitzender Volker Kauder (CDU) am Donnerstag: Statt einer einzelnen | |
Maßnahme, um Altersarmut zu verhindern, brauche es eine "systemische | |
Gesamtlösung als Antwort". Man dürfe das "Vertrauen in die gesetzliche | |
Rentenversicherung nicht kleinreden". Von einer Entscheidung bis zum | |
Oktober wollte Kauder nichts wissen: "Da kann es auch keinen Zeitdruck | |
geben." | |
Damit scheint klar: Die Koalition will das Thema in dieser | |
Legislaturperiode nicht mehr angehen. Denn auch die FDP lehnt eine | |
Zuschussrente ab, die aus der Rentenkasse finanziert wird. Umverteilung | |
gehöre ins Steuersystem und nicht in die Rente, erklärte der | |
FDP-Generalsekretär Patrick Döring. Vielmehr müssten der "Vorsorgegedanke" | |
gestärkt und die Zuverdienstgrenzen erhöht werden. | |
Von der Leyen hält dagegen, mit privater Vorsorge könne man nur rechnen, wo | |
sie existiert. Fakt sei, dass heute 40 Prozent der Niedrigverdiener nicht | |
privat vorsorgen. Das seien die 1,8 Millionen Menschen, die sie in ihrer | |
Berechnung genannt habe. | |
6 Sep 2012 | |
## AUTOREN | |
Matthias Lohre | |
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