# taz.de -- Neue Atomgespräche mit Teheran: IAEA von „Terroristen“ unterwa… | |
> Reden ja, verhandeln nein. Irans Unterhändler spricht mit dem | |
> Sicherheitsrat über das Nuklearprogramm. Derweil wirft Teheran der | |
> Atombehörde IAEA Sabotage vor. | |
Bild: Catherine Ashton mit Chefunterhändler Said Dschalili im Mai 2012. | |
BRÜSSEL/WIEN dpa | Die Europäische Union hat neue Gespräche mit dem Iran | |
über das umstrittene Atomprogramm Teherans bestätigt. Es handele sich bei | |
einem Treffen der EU-Außenbeauftragten Catherine Ashton mit dem iranischen | |
Chefunterhändler Said Dschalili am Dienstagabend in Istanbul aber „nicht um | |
eine offizielle Verhandlungsrunde“, sagte eine Sprecherin Ashtons am Montag | |
in Brüssel. | |
Das Treffen werde „eine Gelegenheit sein, um dem Iran einmal mehr die | |
Bedeutung eines dringlichen und bedeutsamen Schritts zur Vertrauensbildung | |
deutlich zu machen“ und Teheran zu mehr Flexibilität angesichts der | |
Vorschläge der sechs anderen an den Verhandlungen beteiligten Staaten | |
aufzufordern. | |
Auch die Internationale Atomenergiebehörde IAEA setzt trotz fehlenden | |
Fortschritts im Atomstreit mit dem Iran weiter auf Gespräche. Seine Behörde | |
stehe weiterhin fest dahinter, den Dialog mit dem islamischen Land zu | |
verstärken, sagte IAEA-Chef Yukiya Amano zum Auftakt der | |
IAEA-Vollversammlung mit 155 Staaten am Montag in Wien. | |
Man werde die Verhandlungen mit dem Iran fortsetzen, um alle offenen Fragen | |
zu klären. „Ich hoffe wir werden uns ohne weitere Verzögerung auf eine | |
Lösung einigen, die dann auch direkt umgesetzt wird“, sagte der IAEA-Chef. | |
## Resolutionen und keine Ergebnisse | |
Seit der Resolution des IAEA-Gouverneursrates im November gegen das | |
islamische Land hätten Gespräche zwischen der IAEA und dem Iran keine | |
konkreten Ergebnisse gebracht, sagte Amano. Vergangenen Donnerstag hatte | |
das aus 35 Staaten bestehende Leitungsgremium der Atombehörde erneut eine | |
ähnliche Resolution gegen den Iran beschlossen, die das Land zur | |
Kooperation auffordert. | |
Der Iran machte seinerseits die IAEA indirekt für Sabotage seiner | |
Nuklearanlagen verantwortlich. „Terroristen und Saboteure könnten die | |
Agentur unterwandert haben und versteckt die Fäden ziehen“, sagte der | |
iranische Atomchef Ferejdun Abbasi-Dawani in Wien. | |
Ashton verhandelt im Namen der fünf ständigen Mitglieder des | |
Sicherheitsrates (China, Frankreich, Großbritannien, Russland, USA) und | |
Deutschlands mit dem Iran. Die internationale Gemeinschaft verdächtigt den | |
Iran, an Atomwaffen zu arbeiten. Teheran bestreitet das. | |
Drei vorherige Verhandlungsrunden in Istanbul (April), Bagdad (Mai) und | |
Moskau (Juni) waren ebenso wie Expertengespräche im Juli erfolglos | |
geblieben. Ashton und Dschalili hatten vereinbart, Ende August die | |
Gespräche im Atomkonflikt wieder aufzunehmen. | |
## Verschärfung der Sanktionen geplant | |
Die EU-Außenminister hatten am 7. September in Paphos (Zypern) abgemacht, | |
eine Verschärfung der Sanktionen gegen den Iran vorzunehmen. Diese sollten | |
möglicherweise am 15. Oktober beschlossen werden. Möglich sind noch sehr | |
umfassende Handelssanktionen, da die EU bereits zahlreiche Maßnahmen gegen | |
den Iran bereits ergriffen hat - unter anderem ein Anfang Juli in Kraft | |
getretenes Ölembargo. | |
Die EU-Minister hatten auch vereinbart, die UN-Vollversammlung zu benutzen, | |
um erneut den Druck auf die iranische Regierung zu erhöhen. Israels | |
Ministerpräsident Benjamin Netanjahu hatte erst am Sonntag erklärt, seiner | |
Ansicht nach sei der Iran nur noch sechs bis sieben Monate von einer | |
Atombombe entfernt. | |
Dschalili traf am Montag in Ankara den türkischen Außenminister Ahmet | |
Davutoglu, ohne dass sich die beiden gemeinsam öffentlich äußerten. Ein | |
Sprecher des türkischen Außenministeriums sagte, sein Land sei an den | |
Gesprächen über das iranische Atomprogramm am Dienstag nicht beteiligt. | |
17 Sep 2012 | |
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