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# taz.de -- Gipfel der Blockfreien Staaten: Iran findet keine Unterstützung
> Mit der Wiederbelebung der Blockfreien-Bewegung wollte Iran seine
> Position stärken. Stattdessen wurde der Gipfel fast zu einem Tribunal
> gegen den Gastgeber.
Bild: So hatte sich der iranische Präsident Ahmadinedschad (2. von links) den …
BERLIN taz | Es war ein Schuss nach hinten. Iran hatte gehofft, durch den
Gipfel der Blockfreien in Teheran, an dem zahlreiche Staatsoberhäupter und
ranghohe Regierungsvertreter teilnahmen, als regionale Großmacht auftreten
und die eigenen Positionen stärken zu können.
Der Gipfel sollte das Land aus der internationalen Isolation herausholen,
Irans Position im Atomkonflikt stärken, Irans Plan für die Beilegung der
Krise in Syrien unterstützen und die Front gegen Israel verstärken. Doch
aus all dem wurde nichts.
Der Auftritt des ägyptischen Präsidenten Mohammed Mursi, der den Aufstand
in Syrien als eine Revolution bezeichnete, deren Unterstützung „eine
moralische Pflicht sowie eine politische und strategische Notwendigkeit“
sei, war der erste Schlag, den die Staatsführung in Teheran einstecken
musste.
Man versuchte den Schaden zu begrenzen, indem Mursis entscheidende Worte
bereits bei der direkten Fernsehübertragung völlig entstellt wurden.
„Unsere Solidarität mit dem syrischen Volk gegen das eine Verschwörung im
Gange ist, darf nicht vergessen werden“, hieß es in der Übersetzung. Und
weiter: „Wir können hoffen, dass das syrische Regime, das vom syrischen
Volk getragen wird, bestehen bleibt, und wir müssen unsre ganze Kraft
darauf setzen, um die Reformen voranzutreiben, und darauf, dass die
Probleme auf friedlichem Weg gelöst werden.“ Mursi hatte nichts davon
gesagt.
Der zweite Schlag kam von UN-Generalsekretär Ban Ki Moon. Ban hatte sich
schon zuvor in Gesprächen mit dem iranischen Revolutionsführer Ali
Chamenei, Staatspräsident Mahmud Ahmadinedschad sowie Parlamentspräsident
Ali Laridschani besorgt über die Lage der Menschenrechte im Iran und über
das iranische Atomprogramm geäußert und die Attacken Teherans gegen Israel
scharf kritisiert.
## Iran soll sich unterordnen
Auf dem Gipfel wurde er noch deutlicher. Er forderte Iran auf, sich
„vollständig den einschlägigen Resolutionen des Sicherheitsrats
unterzuordnen“ und mit der Internationalen Atombehörde zusammenzuarbeiten.
Iran müsse im Interesse „des Friedens und der Sicherheit in der Region und
der Welt“ den friedlichen Charakter seines Atomprogramms nachweisen und
damit das Vertrauen der der internationalen Gemeinschaft wiederherstellen.
Zudem warnte Ban, auch im Hinblick auf Israels Kriegsdrohungen gegen den
Iran, „alle Seiten“ vor „provokanten Drohungen“. Diese könnten „rasc…
einer Spirale der Gewalt“ führen. Und schließlich griff der
UN-Generalsekretär Iran wegen seiner Position gegen Israel und Holocaust
an. Er verurteilte „entschieden“ jede Drohung eines UN-Mitglieds, ein
anderes zu zerstören, ebenso wie die „empörende“ Leugnung der „historis…
Tatsache des Holocaust“.
Der Gipfel ähnelte einem Tribunal gegen den Iran. Selbst die Versuche des
Revolutionsführers Chamenei, der den Gipfel eröffnete, zu einer Flucht nach
vorn, liefen ins Leere. Er beteuerte, dass Iran niemals die Absicht hatte,
Atomwaffen herzustellen, betonte jedoch zugleich, unter keinen Umständen
auf die friedliche Nutzung der Nukleartechnologie verzichten zu wollen.
Er übte scharfe Kritik am UN-Sicherheitsrat und bezeichnete ihn als
unlogisch und ungerecht. Er sei ein Relikt der Vergangenheit, das die USA
benutzten, um der Welt ihre Sichtweise aufzuzwingen. Doch darauf ging
niemand ein. Teheran steht nach dem Gipfel mit leeren Händen da.
31 Aug 2012
## AUTOREN
Bahman Nirumand
## TAGS
Schwerpunkt Syrien
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