# taz.de -- Zeitungskrise in Schweden: Weg mit der Kultur | |
> Die schwedische Zeitung „Svenska Dagbladet“ verzichtet auf ihr tägliches | |
> Feuilleton. 60 Stellen werden so in dem bereits subventionierten Blatt | |
> eingespart. | |
Bild: Das Feuilleton: Nicht mal mehr Papiermüll? | |
STOCKHOLM taz | Der tägliche Kulturteil abgeschafft und keine eigene | |
Sportredaktion mehr. Mit diesen einschneidenden neuen Sparmaßnahmen will | |
Svenska Dagbladet (SvD) – neben der ebenfalls in Stockholm erscheinenden | |
Dagens Nyheter Schwedens einzige überregionale Qualitätszeitung – | |
überleben. Ein Rezept, mit dem man auf dem besten Wege ist, sich selbst | |
abzuschaffen, befürchtet die Redaktion. | |
Ende letzter Woche wurden die MitarbeiterInnen über die Pläne der | |
Redaktionsleitung informiert, wie diese den jüngsten Sparvorgaben des | |
Verlags nachzukommen gedenkt: Sportmaterial wird in Zukunft ausschließlich | |
„aus externen Quellen“ eingekauft, und eine kräftig geschrumpfte | |
Kulturredaktion soll nur noch ein sonntäglich erscheinendes Kultur- und | |
Gesellschaftsmagazin produzieren. Was als tägliches Printprodukt – | |
bisherige Auflage ca. 180.000 – übrig bliebe, ist ein dünnes Nachrichten- | |
und Wirtschaftsblatt. | |
Der norwegische Schibsted-Verlag, der die 1884 gegründete konservative | |
Tageszeitung vor 14 Jahren aufkaufte, will 60 Stellen streichen, darunter | |
40 in der bereits jetzt reichlich ausgedünnten Redaktion. Die Chefredaktion | |
begründet den radikalen Schnitt mit dem Bemühen, die Qualität des Print- | |
und Digitalprodukts trotzdem zumindest teilweise halten zu wollen. | |
SvD schreibt auch dank staatlicher Pressesubventionen in Höhe von jährlich | |
umgerechnet rund acht Millionen Euro seit einigen Jahren zwar keine roten | |
Zahlen – mehr als ein ausgeglichenes Ergebnis ist aber auch nicht drin. Zu | |
wenig für die hohen Renditeerwartungen der Schibsted-Hauptaktionäre, | |
vorwiegend US-Fonds. „Extrem kurzfristiges Vierteljahresberichtsdenken“, | |
kritisiert SvD-Kulturchef Martin Jönsson. | |
SvD-Wirtschaftsreporter Jacob Bursell befürchtet, die jetzigen Einsparungen | |
könnten „unsere Warenmarke zu sehr ausdünnen, bevor wir gelernt haben, mit | |
digitalem Journalismus Geld zu verdienen“. | |
24 Sep 2012 | |
## AUTOREN | |
Reinhard Wolff | |
## TAGS | |
Spanien | |
Schwerpunkt Zeitungskrise | |
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