Introduction
Introduction Statistics Contact Development Disclaimer Help
# taz.de -- Sichherheitslage in Libyen: Die Zeichen stehen auf Krieg
> Regierungstruppen in Libyen umstellen die letzte Gaddafi-Bastion.
> Islamisten verüben Anschläge in Bengasi und die USA erwägen einen
> militärischen Angriff.
Bild: Anhänger der islamistischen Miliz Ansar al-Scharia verbrennen in Bengasi…
TRIPOLIS/BENGASI taz | In Libyen gehen Demonstranten derzeit täglich auf
die Straße und fordern eine schnelle Regierungsbildung und eine starke
Armee. Auf die Vorstellung eines neuen Kabinetts müssen sie noch ein wenig
warten. Dies soll nun am 7. Oktober geschehen, nachdem ein entsprechender
Termin am Dienstag verschoben wurde. Der Ruf nach einer starken Armee
erfolgt, weil sich die Sicherheitslage außerhalb von Tripolis rapide
verschlechtert.
Truppen des Innenministeriums haben inzwischen die letzte Bastion der
Gaddafi-Anhänger, die Kleinstadt Beni Walid, umstellt. Sie fordern die
Herausgabe der Mörder von Omran Schaban. Der junge Mann aus Misurata wurde
Ende vergangenen Jahres berühmt, als er den vor Revolutionären flüchtenden
ehemaligen Diktator in einer Regenwasserröhre in seiner Hochburg Sirt
entdeckte.
Als während der Parlamentswahlen im Juli zwei Journalisten aus Misurata in
Beni Walid festgehalten wurden, rückte Schaban mit seiner Einheit zu deren
Befreiung aus. Er geriet in einen Hinterhalt und blieb trotz
lebensgefährlicher Verletzungen in Geiselhaft. Vergangene Woche starb
Schaban in einem Pariser Krankenhaus. Zwischen Misurata und Beni Walid
stehen die Zeichen jetzt auf Krieg.
Gleichzeitig bereitet sich die US-Armee offenbar auf Vergeltungsschläge
gegen Islamisten in Ostlibyen vor. Nachdem Washington nach langem Zögern
nun von einem eindeutigem Al-Qaida-Anschlag auf das US-Konsulat in Bengasi
spricht, will die Regierung Obamas nun die Täter dingfest machen. In
Bengasi sprechen libysche Militärs unter der Hand von gemeinsamen
Einsatzplänen amerikanischer Spezialeinheiten und der libyschen Armee.
Doch die Kämpfer der nach dem Tod von US-Botschafter Chris Stevens
aufgelösten radikalen Miliz Ansar al-Scharia haben ihre Kasernen geräumt
und sind in Bengasi untergetaucht. Immer wieder werden Armee und Polizei in
der zweitgrößten libyschen Stadt nun von Unbekannten angegriffen. Im
Stadtteil Gar Junis wurde die Polizeiwache beschossen, auf Beamte an
Straßensperren wurden Handgranaten geworfen, insgesamt sechs Polizisten
wurden schwer verletzt. Eine Gruppe von Pro-Scharia-Demonstranten versuchte
das Al-Dschalaa-Krankenhaus zu stürmen, Augenzeugen berichten, dass dabei
auch Beteiligte des Angriffs auf das US-Konsulat gesichtet wurden.
Dies ist wohl erst der Vorgeschmack auf die Reaktion der radikalen
Islamisten, sollten die USA gegen die Konsulatsangreifer vorgehen. Die
Mehrheit der Libyer befürwortet zwar ein hartes Vorgehen gegen illegale
Milizen, ausländische Soldaten auf libyschem Boden werden jedoch abgelehnt.
3 Oct 2012
## AUTOREN
Mirco Keilberth
## TAGS
Bengasi
Gaddafi
## ARTIKEL ZUM THEMA
Warnung verschiedener Länder: Raus aus Bengasi
Viele europäische Staaten fordern ihre Bürger wegen vermehrten Angriffen
auf, die Küstenstadt zu verlassen. Nur die USA und Libyen selbst sehen
keine Gefahr.
Bürgerkrieg in Libyen: Die Revolution zu Ende bringen
Ein Jahr nach Gaddafis Tod greifen die einstigen Aufständischen dessen
letzte Anhänger an. „Wir werden alle verhaften“ ist das Motto.
Angriff auf die US-Botschaft in Libyen: Der Nato-Draht reichte nicht
Augenzeugen beschreiben, was am 11. September vor dem US-Konsulat in
Bengasi geschah, als der Botschafter getötet wurde. Vor dem Angriff war er
gewarnt worden.
Kommentar Libyen: Hoffnung Bengasi
Libyen befindet sich jetzt am Scheideweg. Um das Land voranzubringen müssen
die politischen Gegner endlich einen Kompromiss finden.
Libyen weiterhin ohne Regierung: Sicherheitslage wird schlechter
Das Parlament entlässt Ministerpräsident Abushargur und lehnt sein Kabinett
ab. Die Krise geht einher mit einer drastisch verschlechterten
Sicherheitslage.
Regierungsbildung in Libyen: Nationalkongress in Tripolis gestürmt
Der libysche Premier Abu Schagur hat seine Kabinettsliste vorgelegt. Aber
die Regierungsbildung scheiterte, weil Demonstranten in den Kongress
eindrangen.
Libyen nach dem Botschaftssturm: Bürgeraufstand gegen Extremisten
Die Menschen wollen sich ihre Revolution gegen Gaddafi nicht von Salafisten
zerstören lassen. Im libyschen Bengasi stürmen Demonstranten deren
Kasernen.
Kommentar Libyen: Teil zwei der Bürgerrevolution
Alleingelassen von der Regierung in Tripolis nehmen die Bürger Bengasis das
Gesetz in die eigene Hand – und zeigen den Milizen, mit Gewalt, ihre
Grenzen.
Mehrere Tote bei Ausschreitungen: Libyen will Milizen verbieten
Die libyschen Behörden wollen Brigaden und bewaffnete Gruppen verbieten
lassen. Am Samstag starben mindestens elf Menschen bei Ausschreitungen
zwischen Bürgern und Milizen.
Botschaftssturm in Libyen: Bewährungsprobe für die Regierung
Viele sind entsetzt über den Sturm auf das US-Konsulat in Bengasi. Sie
erwarten, dass gegen die Islamisten hart durchgegriffen wird.
You are viewing proxied material from taz.de. The copyright of proxied material belongs to its original authors. Any comments or complaints in relation to proxied material should be directed to the original authors of the content concerned. Please see the disclaimer for more details.