| # taz.de -- Endlagerung Atommüll: Gespräche gescheitert | |
| > SPD und Grüne sagen parteiübergreifende Gespräche mit Umweltminister | |
| > Altmaier ab. Sein Gesetzentwurf sei nicht verhandlungsfähig. | |
| Bild: Bergleute in Gorleben vor dem Abbild eines Sprenglochbildes. | |
| BERKIN afp/rtr | Die parteiübergreifende Suche nach einer Lösung der | |
| Atommüllfrage ist im Eklat geendet. Umweltminister Peter Altmaier und | |
| Grünen-Fraktionschef Jürgen Trittin machten sich am Freitag gegenseitig für | |
| das vorläufige Aus der Gespräche verantwortlich. | |
| Während Altmaier Trittin vorwarf, das Vorhaben im niedersächsischen | |
| Wahlkampf opfern zu wollen, sprach Trittin von einer Untätigkeit des | |
| Ministers. Nachdem Schwarz-Gelb im Zuge der Katastrophe von Fukushima im | |
| Kern zum rot-grünen Atomausstiegsbeschluss zurückgekehrt war, sollte auch | |
| bei der Suche nach einem Lager für hochradioaktiven Müll eine Verständigung | |
| über Parteigrenzen erreicht werden. | |
| Altmaier hatte für Donnerstag Trittin, SPD-Chef Sigmar Gabriel, sowie die | |
| Ministerpräsidenten der Länder zu einem entscheidenden Treffen geladen. | |
| Trittin und Gabriel sagten die Teilnahme jedoch ab, da der CDU-Politiker | |
| kein Entgegenkommen in Sachfragen gezeigt habe. Man brauche einen breiten | |
| Konsens der Parteien, da die Endlagersuche mindestes ein Jahrzehnt dauern | |
| werde, argumentierte Trittin. | |
| „Dieser Konsens ist durch das nicht verabredete Vorgehen des | |
| Bundesumweltministers jetzt schwer gefährdet“, so Trittin. Altmaier habe | |
| auch die bewährte Zusammensetzung der Gesprächsrunde geändert. „Ich halte | |
| eine solche Veranstaltung nicht für tragfähig, nicht für zielführend und | |
| einem gemeinsamen Anliegen, zu einem Konsens zu kommen, nicht für | |
| dienlich“, sagte Trittin, der sich auch um die Position des | |
| Spitzenkandidaten seiner Partei für den Bundestagswahlkampf bewirbt. | |
| ## „Trittin torpediert“ | |
| Altmaier konterte in einer eilig in Berlin einberufenen Pressekonferenz und | |
| schrieb Trittin zudem einen Brief. Die Äußerungen legten nahe, dass Trittin | |
| „eine parteiübergreifende Einigung zum Thema Endlager torpedieren und | |
| verhindern“ wolle. Er habe das Treffen mit dem grünen Ministerpräsidenten | |
| von Baden-Württemberg, Winfried Kretschmann, abgestimmt. Dieser habe von | |
| einer letzten nötigen Gesprächsrunde gesprochen, um sich auf einen | |
| Gesetzentwurf zu verständigen, mit dem bundesweit nach einem geeigneten | |
| Lager gesucht werden könne. | |
| Zu den großen Streitpunkten zählt die Frage, wie die Endlagersuche | |
| organisiert werden soll. Altmaier erwägt dafür die Einrichtung eines neuen | |
| Bundesamts, dem SPD und Grüne aber keine steuernde Funktion einräumen | |
| wollen, weil sie es nicht ausreichend demokratisch legitimiert sehen. | |
| Trittin sagte in Berlin, er habe Altmaier gemeinsam mit Gabriel Mitte Juli | |
| einen Kompromissvorschlag zur Gründung eines neuen Instituts für die | |
| Endlagersuche zukommen lassen. Bis zum 2. Oktober hätten sie darauf keine | |
| Antwort bekommen, am 4. Oktober dann habe Altmaier ohne Absprache zu der | |
| neuen Runde ein geladen. Laut Trittin wollen auch mehrere | |
| Ministerpräsidenten die Einladung ausschlagen. | |
| Trittin wolle die Gespräche offenbar in den Wahlkampf in Niedersachsen | |
| ziehen. „Ich halte das für einen schweren Fehler“, sagte Altmaier. Trittin | |
| gefährde damit eine Lösung insgesamt. Er tue damit dem Interesse | |
| Niedersachsens und Deutschlands insgesamt an einer einvernehmlichen Lösung | |
| der Endlagerfrage keinen Gefallen. In Niedersachsen wird die Debatte | |
| besonders beobachtet, da Gorleben bislang als einziger Standort erkundet | |
| wird. Im Januar wird in Niedersachsen gewählt, danach beginnt der | |
| Bundestagswahlkampf. | |
| ## Einigung stand schon kurz bevor | |
| Altmaier hatte für Ende September einen neuen Gesetzentwurf angekündigt, | |
| der im Konsens mit SPD und Grünen sowie den Ministerpräsidenten der Länder | |
| beschlossen werden sollte. Nach der Atomwende von Schwarz-Gelb wollte die | |
| Regierung damit auch die Endlager-Debatte befrieden. Die Suche nach einem | |
| Standort sollte auf ganz Deutschland ausgedehnt werden. Die Runde hatte | |
| bereits der frühere Umweltminister Norbert Röttgen ins Leben gerufen. | |
| Eine Einigung war vor der Wahl in Nordrhein-Westfallen praktisch schon | |
| erreicht und sollte danach besiegelt werden. Die Ablösung von Röttgen | |
| verhindert dies. Besonders für die Grünen ist der Streit über Gorleben | |
| wichtig: In Niedersachsen wird von ihnen darauf gedrungen, den Salzstock | |
| von einer künftigen Endlagersuche auszuschließen. | |
| 5 Oct 2012 | |
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