| # taz.de -- CDU und SPD unterstützen V-Mann-Datei: Alle V-Leute in die Mitte | |
| > Der neue Chef des Verfassungsschutzes will in einem Register alle V-Leute | |
| > erfassen. Union und SPD sind dafür. Und beide finden, es war ihre Idee. | |
| Bild: Damit nicht jeder einen eigenen Ordner anlegt: eine Zentraldatei. | |
| BERLIN afp | Mit seinem Vorstoß für eine zentrale V-Leute-Datei ist | |
| Verfassungsschutzpräsident Hans-Georg Maaßen auf Zustimmung in Union und | |
| SPD gestoßen. Der Unionsfraktionsvize Günter Krings (CDU) sagte der | |
| Rheinischen Post vom Montag, die Länder müssten ihre V-Leute schleunigst in | |
| eine bundesweite Datei einspeisen. Der SPD-Innenexperte Michael Hartmann | |
| begrüßte Maaßens Vorschlag in der Saarbrücker Zeitung als überfällig. | |
| Maaßen hatte am Wochenende die Auffassung vertreten, um die V-Leute des | |
| Bundes und der Landesbehörden für Verfassungsschutz wirksam steuern zu | |
| können, sei ein „zentrales Wissen unabdingbar“. Der Einsatz von V-Leuten | |
| sei unverzichtbar, um Erkenntnisse über innere Strukturen und Planungen | |
| verfassungsfeindlicher Bewegungen zu erlangen. Krings sagte dazu, da | |
| V-Leute eine „ebenso notwendige wie schwierige Informationsquelle sind, | |
| dürfen wir nicht länger hinnehmen, dass der Landesverfassungsschutz den | |
| Bund im Unklaren über seine V-Leute lässt“. | |
| Hartmann unterstrich, mit seiner Forderung nach einem zentralen | |
| V-Leute-Register habe der Präsident des Bundesamtes für Verfassungsschutz | |
| eine Idee aufgegriffen, „die die SPD bereits vor einigen Monaten | |
| vorgestellt hat“. „So lange Personen von verschiedenen | |
| Landesverfassungsschutzämtern geführt werden, aber nichts voneinander | |
| wissen, oder das Bundesamt für Verfassungsschutz keine Ahnung hat, was in | |
| den Ländern vorgeht, kann es keine effiziente Bekämpfung des | |
| Rechtsextremismus geben.“ | |
| Ein Sprecher von Bundesinnenminister Hans-Peter Friedrich (CSU) bezeichnete | |
| Maaßens Vorschlag in Berlin als Teil der Überlegungen, die Friedrich | |
| angestellt habe. Dabei gehe es um einen Verfassungsschutzverbund des Bundes | |
| und der Länder. Derzeit liefen entsprechende Gespräche. | |
| Die Linke lehnte ein zentrales V-Leute-Register hingegen ab. „Nicht die | |
| zentrale Erfassung der V-Leute, sondern ihre sofortige Abschaltung muss die | |
| Konsequenz aus der Verstrickung von Neonazis und Geheimdiensten sein“, | |
| erklärte die Linken-Innenexpertin Ulla Jelpke. „Dieser Sumpf muss | |
| trockengelegt werden.“ | |
| ## Vor der Strafverfolgung geschützt | |
| Ein parlamentarisches Nachspiel soll laut Hartmann ein am Wochenende vorab | |
| veröffentlichter Spiegel-Bericht haben, demzufolge | |
| Verfassungsschutzbehörden in den 1990er Jahren rechtsextreme V-Leute | |
| systematisch vor Strafverfolgung geschützt haben sollen. Hartmann sagte, | |
| der erste Eindruck bestätige jüngste Hinweise, wonach der Verfassungsschutz | |
| bei der Informationsgewinnung durch V-Leute weit über das Ziel hinaus | |
| geschossen sei. „Ich gehe davon aus, dass sich das für die Geheimdienste | |
| zuständige Parlamentarische Kontrollgremium des Bundestages mit dem Thema | |
| beschäftigen wird.“ | |
| Bayerns Innenminister Joachim Herrmann (CSU) sieht derweil gute | |
| Erfolgschancen für ein mögliches neues NPD-Verbotverfahren. „Ich setze mich | |
| für den Start eines neuerlichen NPD-Verbotsverfahrens ein. Und ich sehe | |
| gute Chancen, dass wir gewinnen“, sagte Herrmann der Passauer Neuen Presse | |
| (Montagsausgabe). „Ich wünsche mir von den Kollegen anderer Bundesländer | |
| und auf Bundesebene weniger Verzagtheit und mehr Mut, dieses Verfahren | |
| anzugehen“, fügte Herrmann hinzu. | |
| Der erste Anlauf für ein NPD-Verbot war 2003 vor dem | |
| Bundesverfassungsgericht an der Vielzahl von V-Leuten des | |
| Verfassungsschutzes in der NPD-Spitze gescheitert. | |
| 5 Nov 2012 | |
| ## TAGS | |
| V-Leute | |
| Verfassungsschutz | |
| SPD | |
| CDU | |
| V-Mann | |
| Innenminister | |
| NPD | |
| Schwerpunkt Rechter Terror | |
| ## ARTIKEL ZUM THEMA | |
| Spitzelaffäre in McPomm: V-Junge und Gendarm | |
| Die Polizei Rostock soll einen 15-Jährigen im Drogenmilieu und in der | |
| linken Szene als Spitzel eingesetzt haben. So lauten die Vorwürfe des | |
| Anwalts. | |
| Verfassungsschutz soll reformiert werden: Innenminister sind sich einig | |
| Bund und Länder haben sich verständigt: Sie reformieren den | |
| Verfassungsschutz und geben dem Bundesamt mehr Verantwortung. Der | |
| Datenschutzbeauftragte kritisiert. | |
| Karlsruhe soll Legalität prüfen: NPD bemüht Verfassungsrichter | |
| Die NPD hat das Verfassungsgericht angerufen: Es soll feststellen, ob die | |
| Partei verfassungmäßig ist oder nicht. Für das Gericht ist das juristisches | |
| Neuland. | |
| Rechtsextremismus-Datei gestartet: Versager vernetzen sich | |
| Rechtsextremisten mit Gewaltbezug werden in einer Datei verzeichnet. So | |
| wollen die Sicherheitsbehörden tatsächlich Informationen austauschen. | |
| Innenminister kündigt Reformen an: Verfassungsschutz zum Liebhaben | |
| Mehr Offenheit, bessere Abläufe: Innenminister Friedrich hat eine Reform | |
| des Verfassungsschutzes angekündigt. Die Öffentlichkeit soll dem | |
| Geheimdienst wieder mehr vertrauen. |