# taz.de -- Kommentar Leistungsschutzrecht: Kreativität statt Recht und Ordnung | |
> Leistung muss sich wieder lohnen. Ein alter FDP-Spruch zeigt beim | |
> sogenannten Leistungsschutzrecht einen hohen Aktualitätswert. | |
Bild: Informationen von gestern oder geballte Erfahrung von heute? | |
Seit die Einschläge in der Medienbranche näher kommen und der Virus des | |
Zeitungssterbens den deutschen Markt ergreift, wächst die Panik. Und damit | |
die Suche nach den Sündenböcken. | |
Für die großen Verlage ist einer davon Google. Typisch deutsch soll es | |
Suchmaschinen und News-Aggregatoren [1][wie Google News] mit einem Gesetz | |
verboten werden, auch künftig auf journalistische Inhalte zu verweisen, | |
ohne dafür zu bezahlen. Der Name: Leistungsschutzrecht. Die Argumentation: | |
Google bekommt durch diese Dienstleistung viel Traffic, die Grundlage für | |
die Werbeeinnahmen. | |
Entsprechend wollen die Verlage beteiligt werden. Oder es Google eben | |
verbieten, auf die jeweiligen Angebote zu verlinken. In dieser Nacht nun | |
wurde der Gesetzesvorstoß in einer ersten Lesung beraten. Dass es in einem | |
solchen Verfahren eine erste Lesung gibt, ist ganz normal. [2][Dass diese | |
in der Nacht stattfindet,] ist bezeichnend dafür, wie wenig die | |
Parlamentarier sich in ihren routinierten Abläufen davon beeinflussen | |
lassen, welche Relevanz die Themen Leistung und Internet und Bezahlmodelle | |
haben. | |
Aber wie gut, dass es das Netz gibt und nicht zuletzt Google schon selbst | |
dafür gesorgt hat, dass ein solch weitreichendes Gesetz nicht einfach | |
unbemerkt seinen Siegeszug durch die Institutionen antreten kann. In | |
großflächigen Anzeigen hat die Internet-Großmacht in den vergangenen Tagen | |
dafür geworben, für eine Freiheit im Netz zu kämpfen, wie Google sie meint. | |
An seinen Abgeordneten solle man sich wenden, um dieses böse, böse Gesetz | |
zu verhindern. Eine teure Kampagne, die zwar einserseits belegt, über | |
welche monetäre Potenz Google verfügt. Die aber auf der anderen Seite | |
zeigt, dass die Menschen kapieren, dass die Welt mithin komplexer ist, als | |
große Konzerne das gerne zeichnen. Denn so groß die mediale Beachtung | |
dieser Kampagne war, so verschwindend [3][gering die Beschwerdeflut bei den | |
Abgeordneten,] die sie ausgelöst hat. | |
Für eine kleine Zeitung wie die taz ist es bares Geld wert, von Google | |
verlinkt zu werden. Wir haben auch kein Problem damit, wenn unsere | |
Textanläufe, so genannte Snippets, kostenlos gepostet werden. Auch wir | |
zitieren ja journalistische Publikationen und verweisen auf andere | |
Angebote. Etwas anderes ist es, wenn ganze Texte kopiert werden. | |
Aber dieser Tatbestand spielt in Wahrheit in der Auseinandersetzung keine | |
Rolle. Anstatt sofort nach einem Gesetz zu rufen, das letztlich mehr Fragen | |
stellen als beantworten würde, sollten die Verlage versuchen, mit | |
spezifischen Angeboten zu reagieren. [4][taz-zahl-ich], die freiwillige | |
„Pay-WAHL“ auf unserer Website, ist ein solches Angebot. Es holt den | |
mündigen Bürger bei der Erkenntnis ab, dass Leistung sich eben lohnen muss, | |
damit sie auch in Zukunft erbracht werden kann. | |
30 Nov 2012 | |
## LINKS | |
[1] http://www.google.de/news | |
[2] /Leistungsschutzrecht-im-Bundestag/!106532/ | |
[3] /Protest-gegen-Leistungsschutzrecht/!106402/ | |
[4] /zeitung/tazinfo/taz-zahl-ich/ | |
## AUTOREN | |
Ines Pohl | |
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