| # taz.de -- Prozess um „Sachsensumpf“: Endlich frei | |
| > Gegen den Willen des Staatsanwalts, der den Prozess unbedingt fortführen | |
| > wollte, fällte der Richter ein Urteil. Die beiden angeklagten | |
| > Journalisten sind unschuldig. | |
| Bild: Freigesprochen: Thomas Datt (l. ) und Arndt Ginzel | |
| DRESDEN taz | Wäre es nach Staatsanwalt Christian Kohle gegangen, hätte | |
| sich der Berufungsprozess gegen die Journalisten Thomas Datt und Arndt | |
| Ginzel noch bis ins neue Jahr hingezogen. Hartnäckig beharrte er auf seiner | |
| Berufung und auf der Vernehmung weiterer Zeugen, obschon der Vorsitzende | |
| Richter Martin Schultze-Griebler bereits nach drei Verhandlungstagen | |
| erkennen ließ, dass er nicht mehr an eine Verurteilung der beiden | |
| Journalisten glaube. | |
| Und so kam es dann auch: Am späten Montagnachmittag sprach | |
| Schultze-Griebler die beiden Leipziger Journalisten frei. Damit folgte die | |
| Strafkammer der Forderung der Verteidigung, die schon in ihren Plädoyers | |
| sagte: „Das Verfahren hätte nie eröffnet werden dürfen.“ Es werfe ein | |
| schlechtes Licht auf die sächsische Justiz, meinten sie mit Blick auf die | |
| Recherchen im „Sachsensumpf“, nach denen hochrangige sächsische Juristen | |
| Kontakt zum Leipziger Rotlichtmilieu gehabt haben sollen. | |
| Staatsanwalt Kohle war in seinem Plädoyer zuvor hart geblieben und hatte | |
| Geldstrafen von je 6.000 Euro gefordert. In einem ersten Prozess Mitte 2010 | |
| waren Datt und Ginzel zu je 2.500 Euro verurteilt worden. Die Angeklagten | |
| gingen in Berufung. | |
| Im zweiten Dresdner „Journalistenprozess“ ging es nun streng genommen nur | |
| um die Frage, ob die gewählten Formulierungen in zwei Artikeln des Spiegels | |
| und bei Zeit Online über Zwangsprostitution in dem Minderjährigenbordell | |
| „Jasmin“ den Tatbestand übler Nachrede und Verleumdung erfüllen würden o… | |
| nicht. | |
| Die Kammer hatte schon in der vorletzten Novemberwoche ihre vorläufige | |
| Rechtsauffassung schriftlich dargelegt, dass sich die inkriminierten | |
| Passagen „im Bereich der zulässigen Verdachtsberichterstattung bewegt | |
| haben“. | |
| Die Zeugenvernehmungen in diesem Prozess am Landgericht wie auch im | |
| Parallelprozess gegen zwei ehemalige Zwangsprostituierte am Amtsgericht | |
| erhellten nebenbei aber auch Vorgänge um den „Sachsensumpf“. Die Sächsisc… | |
| Staatsregierung hatte 2008 die angebliche Korruptionsaffäre für erledigt | |
| erklärt. Ein Untersuchungsausschuss des Landtages ermittelt jedoch nach wie | |
| vor. Beobachter werten die beiden Prozesse als entschiedenen Versuch der | |
| sächsischen Justiz, jeden Verdacht einer Verstrickung endgültig | |
| auszuräumen. | |
| 10 Dec 2012 | |
| ## AUTOREN | |
| Michael Bartsch | |
| Michael Bartsch | |
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