Introduction
Introduction Statistics Contact Development Disclaimer Help
# taz.de -- Rassismus in Justizbehörde?: Gülegüle im Dönerparadies
> Angehende nordrhein-westfälische Juristen bekamen in ihrem Examen eine
> Aufgabe gestellt, die alle Klischees über Deutsch-Türken enthält. Richtig
> so!
Bild: Gibt's dort nur Döner komplett oder auch Kokain gestreckt? Besser, man s…
Eine knifflige Aufgabe für Juristen: Sabahat Yilmaz betreibt in
Gelsenkirchen einen Obst- und Gemüseladen und will nun in der Nachbarschaft
einen türkischen Imbiss übernehmen. Der Imbiss soll den Namen
„Dönerparadies“ tragen und ihr Sohn Bülent soll dort mitarbeiten. Das aber
will die Stadtverwaltung nicht genehmigen.
Denn Bülent Yilmaz ist als Rauschgifthändler in Erscheinung getreten,
weshalb die Behörden befürchten, dass das „Dönerparadies“ zu einem
Umschlagsplatz für Drogen wird. Wie aber kann man verhindern, dass das
Gewerbe auf die Mutter übertragen wird, in Wirklichkeit jedoch der Sohn den
Laden betreibt?
Früher, die Älteren werden sich erinnern, wäre diese Aufgabe eine leichte
gewesen. An Ausländer hätte man einfach keine Geschäfte vermietet oder
verkauft, in Gelsenkirchen nicht und in Gotha erst recht nicht. Noch
früher, die noch Älteren werden sich erinnern, sofern Gicht, Demenz und der
Gedanke an alliierte Bombenteppiche dies zulassen, hätten ein paar Herren
vom Arisierungsamt vorbeigeschaut und der Fall wäre erledigt gewesen.
Doch so einfach geht das alles nicht mehr, und wer es nicht zulassen will,
dass der Bülent statt mit Döner komplett mit Kokain getreckt handelt, der
muss juristisch einwandfrei vorgehen. Deshalb stellte das
Landesjustizprüfungsamt Nordrhein-Westfalen im Jahr 2010 die eingangs
geschilderte Prüfungsaufgabe an Examenskandidaten, und wer sie zu lösen
wusste, durfte hernach als Richter in Leverkusen, Staatsanwalt in Bielefeld
oder Justiziar in Solingen seinen Dienst antreten.
## Was Opferanwälte nicht begreifen können
[1][Mehmet Daimagüler], der Anwalt zweier Opferfamilien, der den Fall nun
im Kölner Stadtanzeiger bekannt gemacht hat, findet das alles ganz schlimm.
Das ist in Ordnung, fürs Schlimmfinden werden Opferanwälte bezahlt, das ist
ihr Job. Was sich jedoch einem Opferanwalt, noch dazu einem mit dem Namen
Mehmet Gülegüle, gänzlich entzieht, ist die Einsicht in die Notwendigkeit,
dass deutsche Staatsanwälte und Richter für das raue Leben da draußen
vorbereitet werden müssen.
Und nicht nur die. Müssen beispielsweise deutsche Standesbeamte nicht
darauf vorbereitet sein, dass die Leyla, die diesen Mecnun heiraten will,
nicht Opfer einer Zwangsverheiratung ist? Müssen deutsche Lehrer sich nicht
gewappnet sein, dass Klein-Mohammed sich nicht die Bohne für
Wahrscheinlichkeitsrechnung und Kommaregeln interessiert und sein
Taschengeld mit einem Butterflymesser verdient?
Müssen Mitarbeiter der Arbeitsagentur nicht in der Lage sein
herauszufinden, dass der vermeintlich arbeitssuchende Herr Papadopoulos in
Wahrheit gar keine ehrliche Arbeit will, weil er gut davon lebt, schwarz
Autos zu verkaufen? Müssen Finanzbeamte bei der Steuererklärung von Herrn
und Frau Özdemir nicht in Betracht ziehen, dass diese Mieteinnahmen aus
ihrer türkischen Heimat beziehen, die sie den deutschen Behörden
vorenthalten? Müssen deutsche Hausmeister nicht dafür Sorge tragen können,
dass auch und gerade die ausländischen Mieter ihren Müll trennen und die
Nachtruhe einhalten? Und müssen deutsche Journalisten nicht all das wissen,
um vor multikulturellen Illusionen zu warnen?
Ja, sie müssen. Denn hätten deutsche Polizisten, Staatsanwälte und
Verfassungsschützer jemals die mysteriösen Morde an acht türkischen und
einem griechischen Kleinunternehmern aufklären können, die mafiösen
Geschäften nachgegangen und Abrechnungen innerhalb des kriminellen Milieus
zum Opfer gefallen waren, wenn sie nicht schon in ihrer Ausbildung gelernt
hätten, bei Ausländern ganz genau hinzusehen?
12 Dec 2012
## LINKS
[1] /!85180/
## AUTOREN
Deniz Yücel
## TAGS
NRW
Behörden
Döner
Nationalsozialistischer Untergrund (NSU)
Otfried Preußler
Schwerpunkt Deniz Yücel
Besser
taz
Gewalt
Vegetarismus
Kriminalität
Niedersachsen
## ARTIKEL ZUM THEMA
Kolumne Besser: Die Nazibraut im weißen Blazer
Allen Widrigkeiten zum Trotz berichten die deutschen Qualitätsmedien vom
ersten Tag des Prozesses gegen Beate Zschäpe.
Kolumne Besser: Liebe N-Wörter, ihr habt 'nen Knall
Wie eine Veranstaltung zum Thema Diskriminierung und Sprache eskaliert und
mit inquisitorischem Furor Politik durch Moralisierung ersetzt wird.
Bespitzelung der Linkspartei: Links ist, wo es nichts zu lachen gibt
Die Linkspartei ist für den besten Inlandsgeheimdienst der Welt nicht mehr
erwähnenswert. Warum sollte sie sonst noch jemand ernst nehmen?
Kolumne Besser: Hurra, Zweiter!
Dissident und unberechenbar, schön und kapitalistisch – warum Menschen von
Vernunft und Geschmack Fans von Bayer Leverkusen sein müssen.
Kolumne Besser: Nicht für euch, Sarrazinisten
Vor einem Jahr starb der taz-Kolumnist und Korrespondent Klaus-Peter
Klingelschmitt. Eine Ehrerweisung.
Kritik an Migrantenverbänden: Jonny? Egal, war keiner von uns
Der Mord an Jonny K., mutmaßlich von Migranten verübt, sorgt für Entsetzen.
Nun kritisieren Deutschtürken Migrantenverbände für ihre Zurückhaltung.
Kommentar PETA: Der Führer wäre einverstanden
Der Europäische Gerichtshof findet das Verbot der Holocaust-Kampagne der
Tierschutzorganisation „Peta“ für rechtens. Der GröVaZ wäre einverstande…
Kolumne Besser: Der „Du-darfst-nicht“-Antirassismus
Jonny K. ist tot. Zu Tode getreten von einer Gruppe türkischer
Jugendlicher. Die Herkunft der Täter zu verschweigen ist dumm.
Kolumne Besser: Der Trottel-Minister
Kennen Sie Uwe Schünemann? Das ist doch der – genau: Dieser Provinztrottel,
der ständig befremdliche Sachen fordert. Gerade wieder die Hymnenpflicht
für Nationalspieler.
You are viewing proxied material from taz.de. The copyright of proxied material belongs to its original authors. Any comments or complaints in relation to proxied material should be directed to the original authors of the content concerned. Please see the disclaimer for more details.