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# taz.de -- Kommentar Fracking: Frösche und Forscher
> Bei Debatten zur Energiewende ist Bürgerbeteiligung essenziell. Davon
> hält das Bundeswirtschaftsministerium allerdings nicht besonders viel.
Bild: Die Proteste gegen Fracking häufen sich: Demonstration in Kassel.
Einer der dämlicheren Sprüche im Repertoire der Mächtigen ist es, dass, wer
einen Sumpf trockenlegen wolle, nicht vorher die Frösche fragen dürfe. Denn
in einer Demokratie ist eben die Beteiligung der Betroffenen moralisch und
rechtlich geboten. Und sie führt, ganz pragmatisch betrachtet, auch zu
besseren Ergebnissen. Der Antrag von Nordrhein-Westfalen im Bundesrat zum
Thema Fracking ist also keine Marginalie.
Demnach sollen bei den Genehmigungsverfahren für die Förderung von
Erdgasvorkommen mittels Flüssigkeiten, die in tiefe Erdschichten gepresst
werden, künftig verpflichtend Umweltverträglichkeitsprüfungen eingeführt
werden. Zwar führen solche Prüfungen bislang nicht dazu, dass
Infrastruktur- oder Bergbauvorhaben verhindert würden.
Aber sie schaffen Öffentlichkeit, indem sie die Beteiligung Betroffener
organisieren. Dass diesen die fachliche Kompetenz für Mitsprache fehlen
würde, ist kein stichhaltiges Argument. Wer sein Recht auf Mitsprache
erkennt, sammelt Fachwissen – Menschen, die sich in einer Bürgerinitiative
engagiert haben, wissen das.
Wenn die ins Stocken geratene Energiewende bislang eines gezeigt hat, dann,
wie wichtig eine solche Teilhabe ist. Werden die Anrainer von
Stromleitungen nicht an der Planung beteiligt, verhindern sie den
Netzausbau. Das Gleiche gilt für den Bau von Windparks oder die Entwicklung
von Elektroautos.
Wenn die Forscher nicht den Kontakt zu den potenziellen Nutzern ihrer
Innovationen halten, bleiben ihre Entwicklungen im Schrank. Das größte
Problem der Energiewende ist, dass eine wichtige Institution wie das
Bundeswirtschaftsministerium nicht nur die Möglichkeiten erneuerbarer
Energien unterschätzt, sondern auch wenig von demokratischer Teilhabe an
großen Infrastruktur- und Technologieprojekten hält.
14 Dec 2012
## AUTOREN
Heike Holdinghausen
## TAGS
Fracking
Erneuerbare Energien
Bayern
Fracking
Fracking
fossile Energien
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