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# taz.de -- Bundesratsbeschluss: Länder wollen Fracking erschweren
> Die Länder fordern: Wer Gas aus Gestein pressen will, soll zu einer
> Umweltverträglichkeitsprüfung verpflichtet werden. Nun muss die Regierung
> Stellung beziehen.
Bild: Der Länderbeschluss ist ganz im Sinne dieser beiden Aktivisten.
BERLIN taz | Strengere Vorschriften fürs Gasbohren: In Zukunft sollen
Vorhaben, Erdgas mit der umstrittenen Hydraulic-Fracturing-Methode
(Fracking) zu fördern, verpflichtend auf ihre Umweltverträglichkeit
getestet werden. Einen entsprechenden Antrag Nordrhein-Westfalens hat der
Bundesrat in seiner heutigen Sitzung angenommen. Die Bundesregierung muss
dazu vor der nächsten Bundestagswahl Stellung nehmen. Zugleich scheiterten
Grüne und Linke im Bundestag damit, ein zweijähriges Moratorium für
Fracking zu erlassen.
Die Förderung von Kohle, Öl und Erdgas ist in Deutschland durch das
Bundesberggesetz geregelt. KritikerInnen gilt es schon länger als
intransparent und umweltfeindlich. „Oft werden Genehmigungen erteilt, ohne
Bewohner oder Grundbesitzer mit einzubeziehen“, kritisiert Dirk Jansen vom
Bund für Umwelt und Naturschutz (BUND).
Die Ausweitung von Umweltprüfungen sei als „Schritt in die richtige
Richtung“ zu begrüßen. Das allein sei aber zu wenig; Umweltverbände und
Bürgerinitiativen fordern, Bohrungen nach Erdgas mittels Fracking generell
zu verbieten. Eine Einzelfallprüfung garantiere schließlich noch nicht,
dass Genehmigungen abgelehnt werden.
Fracking dient der Gewinnung von Gas, das in kleinen Hohlräumen oder am
Gestein festsitzt. Wasser und Sand, zum Teil versetzt mit Chemikalien,
werden in den Boden gepresst. Dadurch entstehen Risse im Stein, und das Gas
kann entweichen. In den USA wird die Methode bereits im großen Stil
angewandt, der Gaspreis ist seitdem rapide gefallen.
Gegner des Verfahrens befürchten eine Belastung von Grund- und Trinkwasser
durch die beigesetzten, zum Teil sehr giftigen Chemikalien und das
rückfließende Bodenwasser, in dem sich Kohlenwasserstoff und radioaktive
Substanzen befinden können. Zu den Chemikalien, die in die Bohrlöcher
gepumpt werden, gehören Säuren, Biozide und das krebserregende Benzol.
## Ministerium mit Erkenntnislücken
In der Bundesanstalt für Geowissenschaften und Rohstoffe (BGR) schätzt man
die Risiken von Grundwasserverschmutzungen allerdings eher gering ein:
Gesteinsschichten und Dichtungen an Bohrlöchern böten genügend Schutz. Der
BUND verweist dagegen auf Fälle in den USA, wo es bereits zu Leckagen
gekommen ist. Ein Gutachten des Bundesumweltministeriums vom September
stellte erhebliche „Erkenntnislücken“ bezüglich Risiken fest und plädier…
für strenge Auflagen und ein Verbot in Wasserschutzgebieten.
Darum musste der Bundesrat heute über einen weiteren Antrag
Nordrhein-Westfalens und Schleswig-Holsteins entscheiden: Zusätzlich zur
verpflichtenden Umweltprüfung wollten sie den Einsatz giftiger Chemikalien
verbieten, solange nachteilige Folgen für Umwelt und Grundwasser nicht
ausgeschlossen werden können. Der Bundestag solle sich verpflichten, die
Auswirkungen der Technik in einem „transparenten Prozess“ zu klären. Dieser
Antrag wurde nun zur Prüfung in entsprechende Ausschüsse verwiesen.
Die BGR hat in ihrem letzten Rohstoffbericht die weltweiten Ressourcen von
Gas aus sogenannten unkonventionellen Lagerstätten – so werden unter
anderem die Gasvorkommen genannt, die per Fracking erschlossen werden – auf
über 700 Billionen Kubikmeter geschätzt. Zum Vergleich: Die derzeit
nachgewiesenen Erdgasreserven betragen 197 Billionen Kubikmeter.
14 Dec 2012
## AUTOREN
Franziska Schultess
## TAGS
Fracking
Erdgas
Bund
Bundestag
Meere
Bayern
Fracking
fossile Energien
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