# taz.de -- Feiern zum Fatah-Geburtstag in Gaza: Imposanter Weckruf der Fatah | |
> Hunderttausende Palästinenser haben erstmals seit 2007 den Jahrestag der | |
> Fatah-Gründung in einem Meer von Gelb begangen. Das könnte die Versöhnung | |
> befördern. | |
Bild: Gelbe Flaggen überall: Hunderttausende Palästinenser feiern am Wochenen… | |
JERUSALEM taz | Nach den Sympathiekundgebungen für die Fatah im | |
Gazastreifen und die Hamas im Westjordanland wollen die beiden | |
zerstrittenen Fraktionen Nägel mit Köpfen machen. Mit ägyptischer | |
Vermittlung soll es noch im Januar zu einem Treffen der Interimsregierung | |
kommen, die für sechs Monate die Amtsgeschäfte regeln würde, bis Wahlen | |
abgehalten werden. | |
Zwischen 500.000 und einer Million Menschen sollen am Wochenende in Gaza | |
zusammengekommen sein, um offiziell den 48. Geburtstag der Fatah zu feiern. | |
Ein Meer von gelben Flaggen, der Farbe der Fatah, überflutete die Straßen | |
im Zentrum der Stadt. Bei einer Bevölkerung von 1,8 Millionen wäre schon | |
eine halbe Million eine ungeheure Zahl. | |
Ob die Fatah heute Wahlen im Gazastreifen gewinnen würde, sei dennoch | |
dahingestellt. Bei den Siegesfeiern nach dem Gazakrieg und der Begrüßung | |
von Hamas-Politbürochef Chaled Meschal Anfang Dezember zählten die | |
Islamisten ebenfalls eine halbe Million Menschen. Außerdem mangelt es der | |
Fatah im Gazastreifen an Führungspersonal. Die früheren Köpfe der | |
Fatah-Sicherheitskräfte hatten sich während der Kämpfe aus dem Staub | |
gemacht und damit die eigenen Männer dem Feind regelrecht ausgeliefert. | |
„Viele der Leute, die kommen, wollen ihrem Wunsch nach Einheit Nachdruck | |
verleihen“, erklärte Dr. Mustafa Barghuti von der Liste „Unabhängiges | |
Palästina“. Andere kämen immer, egal wer zur Demonstration aufrufe. Der | |
frühere Informationsminister Mustafa Barghuti hat sich als unabhängiger | |
Politiker jahrelang für die Versöhnung der beiden großen Fraktionen | |
starkgemacht. Dass die Hamas die Kundgebung der Fatah zugelassen hat, sieht | |
er als positives Zeichen. „Die beiden Parteien haben eingesehen, dass sie | |
sich gegenseitig nicht länger diskriminieren können.“ | |
Tatsächlich waren sich Fatah und Hamas selten näher als in diesen Tagen. | |
Abbas rief in seiner per Video übertragenen Ansprache zur Versöhnung auf, | |
und Hamas-Regierungschef Ismail Hanijeh versprach, die Anstrengungen | |
fortzusetzen, „um die nationale Versöhnung“ zu vollenden. | |
## Streit um Macht | |
Hauptgrund für die Spaltung waren nicht die ideologischen Differenzen, | |
sondern vor allem der Streit um Macht. Völlig unklar ist nach wie vor, wer | |
das Kommando über die Sicherheitsdienste übernehmen wird und ob sich die | |
Truppen, die sich vor fünfeinhalb Jahren im blutigen Kampf | |
gegenüberstanden, überhaupt unter ein gemeinsames Kommando bringen lassen. | |
Unter den geladenen Gästen aus dem Westjordanland war die Ehefrau von | |
Marwan Barghuti, dem inhaftierten Fatah-Chef im Westjordanland. Barghuti, | |
der schon vor Jahren mit dem „Papier der Inhaftierten“ von seiner Zelle aus | |
die nationale Versöhnung voranzutreiben versuchte, rief die Palästinenser | |
zu „Sitzstreiks vor den Hauptquartieren der Parteien“ auf, um die Spaltung | |
zu beenden. „Weder die Geschichte noch das Volk, weder die Märtyrer noch | |
die Häftlinge werden einem Führer vergeben, der auf dem Weg zur nationalen | |
Versöhnung Hindernisse aufstellt.“ | |
6 Jan 2013 | |
## AUTOREN | |
Susanne Knaul | |
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