# taz.de -- 25 Jahre Hamas: Chef gibt sich unversöhnlich | |
> Khaled Maschal beschwört vor großem Publikum den bewaffneten Kampf gegen | |
> Israel. Die Hamas erklärt sich selbst zum Sieger. | |
Bild: Archbishop Alexios, Khaled Maschal und Hassan Al-Jojo während der Zeremo… | |
JERUSALEM taz | Wer auf ein Ende des gegenseitigen Boykotts Israels und der | |
Hamas gehofft hat, wurde am Wochenende enttäuscht. Chaled Meschal, | |
Politbürochef der islamistischen Hamas, nutzte die Bühne in Gaza-Stadt für | |
Hetzparolen im bekannten Stil. | |
Nur der militante Widerstand werde zur Befreiung Palästinas vom Jordan bis | |
zum Mittelmeer führen. Israels Ministerpräsident Benjamin Netanjahu fühlte | |
sich bestätigt. „Gestern haben wir erneut das wahre Gesicht unseres Feindes | |
gesehen“, meinte er am Sonntag während der Regierungssitzung. | |
Widerstandskampf und nationale Versöhnung waren die Schlüsselbegriffe von | |
Meschals Rede anlässlich des 25-jährigen Gründungsjubiläums der Hamas und | |
des Beginns der ersten Intifada. Unter dem Jubel von Zigtausenden Menschen | |
entstieg Meschal der übergroßen Attrappe einer M75-Rakete. | |
Im jüngsten Krieg erreichten die Islamisten mit diesem in Gaza produzierten | |
Geschoss Tel Aviv und Jerusalem. Die Hamas sprach von einer halben Million | |
Anwesenden. Die Menschen trugen Mützen und Schals in der grünen Farbe der | |
Bewegung. | |
## Die Popularität der Islamisten | |
Gut eine Stunde stand der Politbürochef auf der Bühne, links von ihm ein | |
riesiges Porträt des Hamasgründers Scheich Ahmed Jassin und zur Rechten das | |
Bild Ahmed al-Dschabaris, dessen gezielte Hinrichtung den Krieg im November | |
ausgelöst hatte. Obschon 140 Palästinenser starben, erklärte die Hamas sich | |
selbst zum Sieger. | |
Wieder ohne Angst vor eventuellen Hinrichtungsversuchen Israels, stand die | |
Hamasführung Reih in Glied auf dem Podium, um sich feiern zu lassen. | |
Innenpolitisch gewinnen die Islamisten an Popularität, nicht zuletzt, weil | |
sie mit ihrem Weg der Gewalt mehr erreichten als ihr moderater Gegenspieler | |
von der Fatah, Präsident Mahmud Abbas. | |
„Einen Präsidenten und ein Parlament“ forderte Meschal, dessen Ruf zur | |
nationalen Versöhnung nicht frei von Kritik blieb. Kein palästinensischer | |
Führer habe das Recht, „Lod oder Zefad aufzugeben“, sagte er mit einem | |
Seitenhieb auf Abbas. | |
Mit ihrem Antrag vor der UN-Vollversammlung hat die PLO (Palästinensische | |
Befreiungsorganisation) nicht nur Israel als jüdischen Staat anerkannt, | |
sondern Palästina in den Grenzen von 1967 definiert, was im Gazastreifen | |
und unter Exilpalästinensern zum Teil großen Unmut auslöste. | |
## Keine Kompromisse | |
„Es wird keine Kompromisse geben, nicht über einen Zentimeter unseres | |
Landes“, meinte Meschal. Das palästinensische Volk sei unteilbar, egal ob | |
„im Westjordanland, in Gaza, in Haifa oder Jaffo“. Mit seiner harten | |
Haltung erschwert Meschal die nationale Verständigung, denn Abbas hält an | |
seiner Verpflichtung zur Zweistaatenlösung fest. | |
Die Palästinenser wünschen sich jedoch ein Ende der Spaltung. „Meschal ruft | |
in Gaza zur Versöhnung auf“, war der Titel der Zeitung Al-Hayat al-Jadida. | |
Auch Al-Ayyam konzentrierte ihren Bericht auf „Meschals Versprechen, sich | |
für Versöhnung einzusetzen“. | |
9 Dec 2012 | |
## AUTOREN | |
Susanne Knaul | |
Susanne Knaul | |
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