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# taz.de -- Klaus Wowereit und der Flughafen: Publikumsliebling im freien Fall
> Der Berliner Flughafen wird nicht fertig. Und Berlins Regierender
> Bürgermeister Klaus Wowereit hat noch lange nicht fertig. Nicht, wenn es
> nach ihm geht.
Bild: Die Zeiten, in denen Wowereit sich feiern ließ, sind vorbei.
BERLIN taz | Was für eine Blamage für Klaus Wowereit (SPD): Der neue
Hauptstadtflughafen wird auch im Jahr 2013 nicht fertig. Berlins
Regierender Bürgermeister ist nicht nur als Regierungschef für dieses
Projekt verantwortlich, sondern war bisher auch Aufsichtsratsvorsitzender
der Flughafengesellschaft. Doch die Probleme mit der Brandschutzanlage des
Flughafens wollen nicht enden – deshalb muss die Eröffnung jetzt erneut
verschoben werden, und zwar mindestens bis ins Jahr 2014. Es könnte aber
auch noch länger dauern.
Lange war es Klaus Wowereit immer gelungen, mit seiner lässigen Art das
Maskottchen der Hauptstadt zu bleiben. Probleme? Perlten einfach an ihm ab.
Egal, ob die marode S-Bahn im Chaos versank oder vereiste Gehwege
wochenlang nicht geräumt wurden. Der Regierende Bürgermeister hatte auch
dazu immer einen schnoddrigen Spruch auf Lager – mit „Berlin ist nicht
Haiti“ verglich er die Eisflächen mit einem Erdbeben, das Tausende
Menschenleben gefordert hatte.
Auch die schlechte Wirtschaftslage konnte Wowereit nichts anhaben. Bei der
Arbeitslosigkeit ist es, immerhin, gelungen, an Mecklenburg-Vorpommern
vorbeizuziehen. Berlin steht jetzt auf dem vorletzten Platz. Was für ein
Erfolg.
In den Berliner Medien wurde Wowereit schon länger als selbstherrlich,
abgehoben und desinteressiert an den Niederungen der Landespolitik
beschrieben. Doch bei seinen Berlinern blieb er lange ein Star. Für sie
gehörte er zum Inventar der Stadt einfach mit dazu, so wie der Ku’damm und
das Brandenburger Tor. Im September 2011 konnte er noch einmal eine Wahl
gewinnen, die dritte in Folge.
## Der peinlichste Berliner
Doch im vergangenen Mai begann sich das Blatt zu wenden. Die Stadt fieberte
auf ihren neuen Flughafen hin, die Airlines startete eine Image-Kampagne,
die Eröffnungsfeier mit viel Pomp war fertig geplant. Und dann das: Klaus
Wowereit musste einräumen, dass es bei dem Prestigeprojekt massive Mängel
gibt und deshalb alles länger dauert – vier Wochen vor der geplanten
Eröffnung.
In der Stadt tobt seither ein hässlicher Streit über die Frage, wer für das
ganze Fiasko verantwortlich ist und wer wann was gewusst hat. Das Parlament
hat einen Untersuchungsausschuss eingesetzt, der sich langsam durch
Aktenberge wühlt und Zeugen befragt. Und das Ansehen von Klaus Wowereit,
der den Flughafen immer zur Chefsache erklärt hatte, befindet sich heute im
freien Fall.
In der Rangliste der beliebtesten Berliner Landespolitiker, die er lange
anführte, liegt Wowereit inzwischen nur noch auf Platz 13. Kein
Regierungschef in Deutschland ist bei den eigenen Bürgern unbeliebter. Im
Dezember setzte ihn ein Stadtmagazin auf die Liste der 100 peinlichsten
Berliner – und zwar auf Platz eins.
Zwar sind neben Berlin auch Brandenburg und der Bund an der
Flughafengesellschaft beteiligt. Doch Ministerpräsident Matthias Platzeck
(SPD) und Verkehrsminister Peter Ramsauer (CSU) haben sich nicht so stark
in die Schusslinie manövriert. Platzeck tritt allgemein ruhiger auf als
Wowereit und findet glaubwürdige Worte der Entschuldigung. Ramsauer hatte
frühzeitig den Flughafenchef Rainer Schwarz kritisiert und dessen Absetzung
gefordert. Wowereit, der Schwarz nach Berlin geholt hatte, hielt jedoch
lange an ihm fest. Erst jetzt rang er sich dazu durch, die Ablösung des
Pannen-Managers in die Wege zu leiten. Schwarz soll gehen, verkündete
Wowereit am Montag.
## Kein Nachfolger für Wowereit
Die Opposition hat am Montag eine Sondersitzung des Landesparlaments
beantragt. Die Grünen fordern Wowereits Rücktritt, sie kündigten einen
Misstrauensantrag im Abgeordnetenhaus an. Der Grüne
[1][//twitter.com/JTrittin/status/288054415678656513:Jürgen Trittin
twitterte]: „Das war’s jetzt, Klaus.“ Das mag zwar den Druck erhöhen, wi…
aber alleine nicht ausreichen, um Wowereit zu Fall zu bringen.
Am Abend kündigte Berlins Regierungschef an, seinen Posten als
Aufsichtsratsvorsitzender der Flughafengesellschaft niederzulegen. Für ihn
übernimmt Matthias Platzeck aus Brandenburg. Der kündigte immerhin an,
wegen des Flughafen-Desasters im Potsdamer Landesparlament die
Vertrauensfrage zu stellen. Von Klaus Wowereit war Ähnliches nicht zu
hören: Er will seinen Job als Regierender Bürgermeister von Berlin
keinesfalls aufgeben.
Sollte dieser Fall dennoch eintreten, hätte seine Partei ein Problem. Die
SPD hat keinen eindeutigen Nachfolger für Wowereit. Sein langjähriger
Weggefährte Michael Müller wurde im vergangenen Sommer als
Parteivorsitzender gestürzt. Den Job macht nun der Parteilinke Jan Stöß,
der bisher aber in der Stadt noch nicht bekannt genug ist, um in einer
regelmäßig veröffentlichten Liste der beliebtesten Politiker überhaupt
aufzutauchen. Derzeit wird die Liste von Ulrich Nußbaum angeführt. Der
Finanzsenator wurde zwar von der SPD berufen – er hat selbst aber kein
Parteibuch.
7 Jan 2013
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## AUTOREN
Sebastian Heiser
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