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# taz.de -- Datenschutz bei Facebook: Schneller als Papier
> Hamburgs Datenschützer wollen Jugendlichen den Umgang mit Facebook
> beibringen. Die Broschüre zur Aufklärung ist aber bereits zum Erscheinen
> veraltet.
Bild: Gut 80 Prozent der 12- bis 19-jährigen haben einen Facebook-Account
HAMBURG taz | Eigentlich hätten die Zehntklässer der Waldorfschule in
Hamburg Wandsbek jetzt Mathe. Fällt aber aus, stattdessen quetschen sich
die 36 Schüler und Schülerinnen zusammen mit drei Fernsehteams, einem
Fotografen und ein paar Journalisten in einen etwas zu klein geratenen
Unterrichtsraum und müssen sich einen Vortrag über Facebook und Datenschutz
anhören.
[1][Hamburgs Datenschützer] haben am Donnerstag die Broschüre „[2][selbst &
bewusst – Tipps für den persönlichen Datenschutz bei Facebook]“
veröffentlicht und zum Auftakt gibts diese kleine Werbeveranstaltung.
Nach dem „Ey, ich komm ins Fernsehen“-Gehampel sollen die Schüler dann
Aufgaben lösen wie diese: Wie viele Freunde von Freunden kann ein – sagen
wir – 16-jähriger Facebook-Nutzer haben, wenn die 12- bis 19-jährigen
Facebooker im Schnitt 272 Freunde haben? Mh das sind viele, murmelt es.
Ausrechnen kann das natürlich keiner im Kopf.
„Das rechnerische Maximum an Freunden ist 73.984“, löst Ulrich Kühn, der
technische Leiter des Hamburger Datenschutzbeauftragten, auf. Wer seine
Facebook-Inhalte also auch mit Freunden von Freunden teile, lasse 73.984
Menschen an seinem Leben teilhaben. „Wollt ihr das? Würdet ihr auch so
vielen Leuten ein Geheimnis verraten?“, fragt Kühn in die Runde. Naja nein,
eher nicht. Aber so richtig scheint diese Zahl niemanden zu beeindrucken.
„Ich habe sogar 500 Freunde“, „Ich hab auch mehr als 270“, ruft es hier…
da, viele Freunde eignen sich offenbar auch an der Walddorfschule gut zur
kleinen Angeberei zwischendurch.
Die Broschüre der Datenschützer umfasst zehn dicke Seiten und 14 Tipps von
Chronik regelmäßig aufräumen, über Cookies löschen und Privatssphäre wahr…
bis zu Tipps fürs Abmelden. „Und wir waren eigentlich wirklich schnell“,
sagt Hamburgs Datenbeauftragter Johannes Caspar. Im Dezember ging die
Broschüre in Druck und jetzt wedeln sich die Schüler damit Luft zu oder
lassen sie unter ihre Stühle fallen.
## Datenschutz steht nicht im Lehrplan
Aber Facebook ist natürlich schneller als Papier, hat Anfang Januar mal
wieder die Menüführung verändert und schon stimmen einige der Screenshots
in der Broschüre nicht mehr. Also mussten kleine blaue Zettel hinein
geklebt werden: „Papier ist geduldig...soziale Netzwerke sind es nicht!“
Neu drucken ging nicht, das hätte den finanziellen Rahmen gesprengt, sagt
Caspar.
Offizielle Unterstützung für sein Anliegen, den Datenschutz auf den
Lehrplan der Schulen zu bringen, gibt es seitens der Schulbehörde bisher
nicht. „Und die Lehrer selbst trauen sich eine Unterrichtseinheit über
Datenschutz oft nicht zu“, sagt Caspar. Da fehle es einfach am nötigen
Wissen. Auch die Kampagne „Meine Daten kriegt ihr nicht“, bei der ein
Fortbildungsmodul für Lehrer zum Thema Datenschutz entwickelt wurde, laufe
nicht so gut, es gäbe kaum Nachfragen von Schulen oder Lehrern. Die
Datenschützer selbst hätten aber nicht die Kapazität, selbst durch die
Schulen zu tingeln und aufzuklären. Deshalb besuchen sie exemplarisch die
Walddorfschule im Randbezirk der Stadt.
Gut 80 Prozent der besagten 12- bis 19-jährigen haben laut JIM-Jugendstudie
des medienpädagogischen Forschungsverbunds Südwest einen Facebook-Account.
Die Gegenprobe bei den Zehntklässlern: Fast alle Schüler heben den Arm auf
die Frage, ob sie bei Facebook seien. Ja, klar! Gelächter und Angestupse.
Und nur ein Zehntel der jugendlichen Nutzer haben laut der Studie das
Gefühl, dass ihre eigenen Daten bei Facebook sicher seien.
„Fragt euch einfach, wie es wäre, wenn die Informationen, die ihr über euch
bei Facebook postet, am nächsten Tag in der Zeitung stehen würden“, sagt
Kühn. Die Schüler fragen sich aber eher, ob und wie sie juristisch dagegen
vorgehen könnten, wenn ihr Facebook-Foto bei einem anderen Anbieter
auftauche, ob Skype und Facebook miteinander kommunzierten oder was
Facebook alles über sie erfahre, wenn sie die Facebook-App auf ihrem
Smartphone nutzten. In der Broschüre steht dazu aber leider nichts.
10 Jan 2013
## LINKS
[1] http://www.datenschutz-hamburg.de/
[2] http://www.datenschutz-hamburg.de/uploads/media/selbst_bewusst-Datenschutz_…
## AUTOREN
Ilka Kreutzträger
## TAGS
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