# taz.de -- Folgen des Flughafendebakels um BER: Parteiengezänk auf Bundesebene | |
> Die SPD wirft Verkehrsminister Ramsauer vor, Informationen verschwiegen | |
> zu haben. Die Sondersitzung des Haushaltsausschusses wurde abgebrochen. | |
Bild: Wie geht es mit BER weiter? Verkehrsminister Ramsauer (CSU) weiß es auch… | |
BERLIN dpa | Beim Debakel um den geplanten Berliner Großflughafen verhärten | |
sich die Fronten zwischen SPD und schwarz-gelber Bundesregierung. SPD-Chef | |
Sigmar Gabriel warf Verkehrsminister Peter Ramsauer (CSU) vor, | |
Informationen über die erneute Verschiebung der Flughafen-Eröffnung | |
verschwiegen zu haben. Ramsauer erklärte, Gabriel koche ein | |
„parteipolitisches Süppchen“. | |
„Ich weise die Unterstellung, ich hätte irgendetwas früher gewusst, | |
wirklich in aller Deutlichkeit zurück“, sagte Ramsauer am Dienstag vor | |
einer Sondersitzung des Haushaltsausschusses des Bundestages. Zu | |
Spekulationen, wonach der Geschäftsführer der Flughafengesellschaft BER, | |
Rainer Schwarz, doch nicht abgelöst werden und kommissarisch im Amt bleiben | |
könnte, wollte sich Ramsauer nicht äußern: „Es wurde in der letzten Zeit | |
viel Kaffeesatzleserei betrieben, und ich beteilige mich nicht daran.“ | |
Scharf kritisierten die Haushaltspolitiker der schwarz-gelben Koalition die | |
Absage von Berlins Regierendem Bürgermeister Klaus Wowereit und | |
Brandenburgs Regierungschef Matthias Platzeck (beide SPD), an der | |
kurzfristig beantragten Sondersitzung des Ausschusses teilzunehmen. Kritk | |
kam aber auch aus dem Oppositionslager. | |
Die Sondersitzung wurde daher nach nur einer Stunde abgebrochen. Die | |
Opposition warf der Koalition daraufhin vor, Ramsauer praktisch den Mund | |
verboten zu haben. Union und FDP hätten gegen die Stimmen von SPD, Grünen | |
und Linken den Abbruch durchgesetzt, ohne auch nur eine Frage an Ramsauer | |
zuzulassen, monierte die SPD. Die Opposition nannte die Sondersitzung eine | |
Farce und PR-Rummel. | |
## Ramsauer weist Vorwürfe zurück | |
Union und FDP wiesen die Vorwürfe empört zurück. Die Vertreter der | |
Mehrheitseigner hätten ihre Teilnahme verweigert, da sie ihre | |
Terminkalender nicht geändert hätten. Eine Aufklärung der Vorgänge aber | |
mache nur Sinn, wenn Wowereit und Platzeck im Haushaltsausschuss anwesend | |
seien. Der Bund sei nur Minderheitseigner, Ramsauer sitze nicht im | |
BER-Aufsichtsrat. | |
Ramsauer sagte, die Vermutung des SPD-Chefs, er habe bereits drei Wochen | |
vor dem Aufsichtsrat von der Absage des Eröffnungstermins im Oktober 2013 | |
erfahren, sei eine „absolute Fehlspekulation“. Er habe erst am Abend des 6. | |
Januar von der erneuten Terminabsage erfahren. | |
Außerdem habe er in Interviews schon seit Anfang Dezember betont, dass der | |
Termin gefährdet sei, erklärte Ramsauer. So hatte er bereits vor dem | |
Gespräch unter anderem gesagt, es gebe „ernstzunehmende Hinweise, dass der | |
Termin nicht gehalten werden kann“. | |
Rückendeckung bekam er vom Technikchef der Flughafengesellschaft, Horst | |
Amann. Ramsauer sei über die Terminverschiebung erst am 4. Januar | |
informiert worden, teilte Amann mit. „Ich habe Herrn Ramsauer am 19.12.2012 | |
kurz über den damals aktuellen Stand des Projekts informiert, aber nicht | |
den Eröffnungstermin abgesagt.“ Diese Notwendigkeit sei erst anschließend | |
deutlich geworden. „Das habe ich den Gesellschaftern am 04.01.2013 | |
mitgeteilt.“ | |
## Linke fordert Geldstopp des Bundes | |
Gabriel hatte der Süddeutschen Zeitung gesagt: „Allem Anschein nach hat | |
Ramsauer die Öffentlichkeit getäuscht. (...) Sollte sich das bewahrheiten, | |
erscheint die Rolle von Herrn Ramsauer in ganz neuem Licht. Dieser | |
CSU-Bundesverkehrsminister hat eine Menge zu erklären.“ | |
Der FDP-Haushälter Jürgen Koppelin bekräftigte, aus Sicht seiner Partei sei | |
Platzeck der falsche Mann für den Vorsitz des BER-Aufsichtsrats. Die | |
Flughafengesellschaft brauche externe Fachleute. Gesine Lötzsch von der | |
Linkspartei forderte, der Bund dürfe für den Flughafen „ohne sichere | |
Planung“ kein Geld nachschießen. | |
Die schwarz-gelbe Bundesregierung ist wie die SPD-geführten Länder Berlin | |
und Brandenburg an der Flughafengesellschaft beteiligt. Nach der erneuten | |
Verschiebung des Eröffnungstermins standen vor allem Wowereit und Platzeck | |
in der Kritik. Platzeck will in der Aufsichtsratssitzung an diesem Mittwoch | |
nun den Vorsitz des Gremiums von Wowereit übernehmen. | |
15 Jan 2013 | |
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