# taz.de -- Kommentar zu Schavans Doktortitel: Kleinkarierte Vorwürfe | |
> Die Düsseldorfer Uni prüft Annette Schavans Doktorarbeit. Die Ministerin | |
> ist mehr als angeschlagen. Sie wird damit zum Problemfall für die | |
> Koalition. | |
Bild: Geprüftes Gewissen: Die Düsseldorfer Uni schaut sich Annette Schavans D… | |
Es wird eng für Annette Schavan. Nachdem die Düsseldorfer | |
Heinrich-Heine-Universität am Dienstagabend ein förmliches Verfahrens zur | |
Überprüfung ihres Doktortitels eingeleitet hat, ist die Bundesministerin | |
für Bildung und Forschung mehr als angeschlagen. Schwer vorstellbar, dass | |
sie sich noch bis zur Bundestagswahl im Amt halten kann. | |
Es gehören keine hellseherischen Fähigkeiten dazu, um vorauszusagen, dass | |
die Rufe nach ihrem Rücktritt, schon jetzt unüberhörbar, immer lauter | |
werden, je näher der Wahltermin rückt. Die Opposition kann sich die | |
günstige Gelegenheit gar nicht entgehen lassen. Damit wird Schavan zum | |
Problemfall für die schwarz-gelbe Koalition. Ganz gleich, ob sie ihren | |
Doktortitel verliert oder nicht. Die Gesetzmäßigkeiten des politischen | |
Geschäfts entsprechen nicht den Regeln des Rechtsstaats. Sich auf die | |
Unschuldsvermutung zu berufen, nützt nicht viel. | |
Dabei ist es keineswegs ausgemacht, dass Schavan demnächst nicht mehr ihren | |
Doktortitel tragen darf. Das Verfahren gegen sie sei ergebnisoffen, | |
versichert die Düsseldorfer Uni. Sicherlich lässt sich eine gewisse | |
Schadenfreude nur schwer verbergen, dass ausgerechnet die | |
CDU-Bildungsministerin unter Plagiatsverdacht steht. Trotzdem überwiegt ein | |
schales Gefühl. | |
Alleine, dass sich die Düsseldorfer Hochschule neun Monate Zeit zu ihrer | |
Vorprüfung genommen hat, ohne dabei den Eindruck zu vermitteln, besonders | |
sorgfältig vorgegangen zu sein, ist ein Vorgang, der jenseits des | |
universitären Elfenbeinturms kaum nachvollziehbar ist. Selbst verschuldet | |
hat sie sich damit zwischen die Wahlkampffronten manövriert. | |
Doch das ist nicht das einzige Problem. Wer sich Schavans Dissertation | |
durchliest, wird schnell feststellen: Bei Lichte betrachtet erscheinen die | |
gegen sie erhobenen Vorwürfe mehr als kleinkariert. Doktorarbeiten wie ihre | |
dürften zumindest zu jener Zeit, als sie sie erstellte, eher die Regel denn | |
die Ausnahme gewesen sein. | |
## Kein Copy-and-Paste-Produkt | |
Schavan ist kein Karl-Theodor zu Guttenberg. Ihre Arbeit ist kein | |
Copy-and-Paste-Produkt. Aus gutem Grund ist die Bewertung ihrer | |
Dissertation in der Wissenschaft höchst umstritten. Selbst scharfe Kritiker | |
sprechen zumindest von einem Grenzfall. Nicht jeder Zitierfehler resultiert | |
aus einer Täuschungsabsicht. | |
Wenn die Universität Düsseldorf die gleichen Maßstäbe anlegen würde, wie | |
die Uni Potsdam bei ihrer Bewertung des Arbeit des niedersächsischen | |
Kultusministers Bernd Althusmann, dürfte Schavan nicht viel zu befürchten | |
haben. Gegenüber der Text-Collage, die ihr Parteifreund einst abgegeben | |
hatte, erscheint ihre geschwurbelte Dissertation unter dem Titel „Person | |
und Gewissen“ aus dem Jahr 1980 geradezu als Musterbeispiel guter | |
wissenschaftlicher Praxis. | |
Trotz einer Reihe von „Mängeln von erheblichem Gewicht“ durfte der damalige | |
Präsident der der Kultusministerkonferenz seinen Titel behalten. Doch | |
einheitliche Verfahrensregeln und Maßstäbe gibt es leider nicht. Es ist an | |
der Zeit, dass sich das ändert. | |
Es gibt viele gute Gründe, sich zu wünschen, dass Annette Schavan als | |
Bildungsministerin abtritt. Ihre Doktorarbeit gehört nicht dazu. Nützen | |
dürfte ihr diese Erkenntnis allerdings wenig. | |
23 Jan 2013 | |
## AUTOREN | |
Pascal Beucker | |
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