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# taz.de -- V-Mann „Corelli“: Nachwuchs für den Ku-Klux-Klan
> Ein V-Mann aus dem NSU-Umfeld soll Mitglieder für den Ku-Klux-Klan
> rekrutiert haben. Der Bundesinnenminister hält Informationen zu „Corelli“
> zurück.
Bild: Thomas R.: Neonazi, Spitzel, Autonarr.
BERLIN taz | Die Aussage ist brisant. Und sie setzt das
Bundesinnenministerium in der aktuellen Auseinandersetzung mit dem
NSU-Untersuchungsausschuss weiter unter Druck.
Es geht um Thomas R., einen Neonazi aus Sachsen-Anhalt mit dem Spitznamen
„HJ Tommy“. Von 1994 bis 2007 spähte er als V-Mann „Corelli“ für das
Bundesamt für Verfassungsschutz die rechtsextreme Szene aus, [1][wie im
Zuge der NSU-Ermittlungen bekannt wurde]. Unter anderem trieb sich der
heute 38-Jährige in einem deutschen Ableger des rassistischen Ku-Klux-Klan
(KKK) herum. Dessen früherer Anführer, Achim S., hat dies gegenüber dem
Bundeskriminalamt inzwischen bestätigt – und dabei auch über die angeblich
wichtige Rolle von Thomas R. im Klan geplaudert. „Thomas R. hatte den Rang
eines Kleagles, also eines Anwerbers“, sagte Achim S.
Demnach hätte ein V-Mann des Verfassungsschutzes nicht nur die Szene
ausgespäht, sondern aktiv Nachwuchs für den rassistischen Geheimbund
rekrutiert. Das Bundesamt für Verfassungsschutz teilte auf Anfrage mit, man
könne aus „grundsätzlichen Erwägungen“ nicht öffentlich zu Einzelheiten…
„nachrichtendienstlichen Handelns Stellung nehmen“. Ex-V-Mann Thomas R. ist
seit Monaten nicht für die taz zu erreichen.
## 100 relevante Personen im Umfeld
Der NSU-Untersuchungsausschuss des Bundestags interessiert sich aus
mehreren Gründen für Thomas R. alias „Corelli“. Neben den Aktivitäten im
KKK sind es vor allem [2][seine möglichen Verbindungen zum Neonazitrio] Uwe
Mundlos, Uwe Böhnhardt und Beate Zschäpe. Thomas R. stand auf einer
Adressliste von Mundlos, die 1998 nach dem Untertauchen des späteren NSU in
einer Garage gefunden wurde und eine ganze Reihe von Helfern und Kontakten
der Neonazis im Untergrund aufführt.
In einem geheimgehaltenen Papier wird Thomas R. nach taz-Informationen von
den Sicherheitsbehörden zu den 100 relevanten Personen im „engeren und
weiteren Umfeld“ des NSU gerechnet. Er selbst bestritt gegenüber dem BKA,
Kontakt zum Terrortrio gehabt zu haben. Er wisse auch nicht, wie sein Name
auf der Garagenliste des Rechtsterroristen Mundlos landete.
Der NSU-Untersuchungsausschuss will nicht nur alle Informationen des
Bundesamts für Verfassungsschutz über „Corelli“ einsehen, sondern auch die
Namen seiner V-Mann-Führer wissen, um sie womöglich als Zeugen vernehmen zu
können. Ein entsprechender Beweisantrag wurde bereits im Dezember gestellt
– doch bisher blockt das Bundesinnenministerium ab. Die interne Begründung
gegenüber dem Ausschuss: Damit würde man ja offiziell einräumen, dass
Thomas R. tatsächlich [3][V-Mann war] und die Arbeit des Geheimdienstes
gefährden.
Das Innenministerium, das für sich in Anspruch nimmt, bisher gut mit dem
Ausschuss kooperiert zu haben, will nun am 20. Februar den Abgeordneten bei
einem Treffen seine Sicht darlegen – die wiederum mit einer Klage gedroht
haben. Doch eine solche Eskalation dürfte keine der beiden Seiten wollen.
So mancher Innenminister der Länder hat ohnehin längst keine Skrupel mehr,
über „Corelli“ auch offen zu reden. Holger Stahlknecht (CDU) aus
Sachsen-Anhalt, wo Thomas R. einst für den Landesverfassungsschutz seine
V-Mann-Karriere startete, sagte Anfang der Woche der [4][Mitteldeutschen
Zeitung]: Die Angelegenheit sei nun „Sache des Bundesamtes für
Verfassungsschutz, denn dort wird die Quelle seit Jahren geführt“.
5 Feb 2013
## LINKS
[1] /!101988/
[2] /Verbindungen-vom-NSU-zum-Ku-Klux-Klan/!99698/
[3] /!104386/
[4] http://www.mz-web.de/servlet/ContentServer?pagename=ksta/page&atype=ksA…
## AUTOREN
Sebastian Erb
Wolf Schmidt
## TAGS
Nationalsozialistischer Untergrund (NSU)
Ku-Klux-Klan
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