# taz.de -- Doku über The Pirate Bay: Drei gegen Hollywood | |
> Vor allem mutig: Regisseur Simon Klose zeigt in seinem Film das | |
> Gerichtsverfahren gegen die Gründer von The Pirate Bay, der größten | |
> Torrent-Site der Welt. | |
Bild: Ein wenig Computer-Pornografie und Nerd-Romantik darf schon sein... schli… | |
Man mag über Urheberrecht und Raubkopien denken was man will - sich mit der | |
milliardenschweren Film- und Musikindustrie anzulegen erfordert Mut. Es | |
läuft auf einen Kampf Davids gegen Goliath hinaus, wie im Fall der drei | |
Betreiber von The Pirate Bay. Der Programmierer Gottfrid Svartholm Warg, | |
der IT-Experte Fredrik Neij und der Sprecher dieser größten Torrent-Site | |
der Welt, Peter Sunde, wurden wegen der Beihilfe zur | |
Urheberrechtsverletzung angeklagt und verurteilt. | |
Regisseur Simon Klose ist die Sympathie für das Treiben dieser drei Typen | |
anzumerken, ebenso wie der Wunsch nach einer Urheberrechtsreform, deshalb | |
stellt er seinen Film auch zur Verbreitung ins Netz. Dennoch gerät der Film | |
nicht in Gefahr, einem Märtyrerkult zu verfallen. Klose hat sich | |
hauptsächlich auf das Gerichtsverfahren gegen das Trio konzentriert, und | |
auf die Persönlichkeiten seiner Protagonisten. | |
Sunde ist der Hauptprotagonist in Kloses Film. Er ist eloquent und hat | |
tatsächlich ein Anliegen, ein höheres Gut, für das man ihn kämpfen sieht - | |
ein freies Internet, das nicht den kapitalistischen Profit-Gesetzen | |
gehorcht. Die anderen beiden wirken weniger reflektiert. Neij empfand es | |
vor allem als Herausforderung, für die größte Torrent-Site der Welt zu | |
arbeiten. | |
## Junkie und Säufer | |
Begeistert zeigt Neij Tracker und Server. Wenn es um Technik geht, flirren | |
die Synapsen des ansonsten eher etwas simpel wirkenden Nerds. Besonders in | |
der zweiten Hälfte des Films wird deutlich, wie unterschiedlich die | |
Betreiber sind. Und das Hollywood wirklich nicht gegen organisierte | |
Verbrecher ankämpft - von Organisation kann keine Rede sein. | |
Sunde bezeichnet Gottfrid Svartholm Warg schließlich als Junkie, der zu | |
sehr mit seinen Wikileaks-Projekten um Julian Assange beschäftigt ist und | |
der, so ergibt ein Treffen mit Ex-Wikileaks-Sprecher Daniel Domscheit-Berg, | |
zusehens paranoid wird. Fredrik Neij bezeichnet er als rassistisches | |
Arschloch mit Alkoholproblemen, den er trotzdem liebt - nach einem | |
Interview in einer Kneipe mit dem angetrunkenen Neij ist das durchaus | |
nachvollziehbar. | |
Relativ wenig sieht man von der großen Unterstützung, die die drei Männer | |
weltweit erfahren haben. Für das Filesharing wird hier nicht die | |
Werbetrommel gerührt. Peter Sunde hat das auch an dem Film kritisiert. Aber | |
es wird deutlich, warum die drei die Chuzpe hatten, den Anwaltsschreiben | |
und Drohbriefen der Industrie mit „Wir sind hier nicht in Amerika, hier | |
gelten andere Gesetze“, oder irgendwann nur noch mit „Go fuck yourself“ zu | |
antworten. | |
## Austausch wird ja wohl erlaubt sein | |
Sie waren der Annahme, es sollte legal sein, Menschen die Möglichkeit zu | |
geben, sich auszutauschen - in Meinungen, oder eben in Form von Files. | |
Hollywood, in Gestalt einer Anwältin, ist hingegen der Meinung, die Jungs | |
hätten sich durch Anzeigen auf der Site bereichert - das zu widerlegen, ist | |
den Betreibern nicht gelungen. | |
Das Ende des Verfahrens ist bekannt: Im November 2010 wurde das | |
Gerichtsurteil bestätigt und die drei Piraten zu Haftstrafen von bis zu | |
knapp einem Jahr, sowie Schadenersatzzahlungen in Höhe von über 5 Millionen | |
Euro verurteilt. Die Haftstrafe hat noch keiner der drei verbüsst, wobei | |
Gottfrid Svartholm Warg von Kambodscha an Schweden ausgeliefert wurde und | |
aktuell wegen eines Hacker-Delikts im Gefängnis sitzt. Fredrik Neij wohnt | |
mit Frau und Kind in Laos, nach ihm wird gefahndet. Peter Sunde lebt noch | |
in Schweden und spricht auf diversen Panels in Europa über das freiwillige | |
Bezahlsystem Flattr und ein neues Urheberrecht. | |
„The Pirate Bay - Away from Keyboard“ heißt der Film übrigens, weil die | |
drei gefragt wurden, wann sie sich das erste mal „IRL“ getroffen haben, in | |
der realen Welt. Darauf antworten sie, sie würden diese Abkürzung nicht | |
benutzen, weil sie das Internet als reale Welt empfänden - in der sie sich | |
frei bewegen wollten. | |
11 Feb 2013 | |
## AUTOREN | |
Julia Niemann | |
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