| # taz.de -- Debatte um Nachtflugverbot: „Verhandlungen werden scheitern" | |
| > Matthias Schubert, Sprecher des Volksbegehrens, fordert von der Regierung | |
| > in Potsdam, die Nachtruhe auch einseitig und ohne Zustimmung Berlins | |
| > auszuweiten. | |
| Bild: Sogar Rot-Rot in Brandenburg ist jetzt fürs Nachtflugverbot. | |
| taz: Herr Schubert, Sie feiern es als Erfolg, dass der Landtag das | |
| Volksbegehren annimmt – das ist ja auch eine Premiere. Aber in der Praxis | |
| ändert sich erst mal nichts. | |
| Matthias Schubert: Wir denken, dass wir einen großen Schritt weitergekommen | |
| sind. Aber dass wir tatsächlich mehr Nachtruhe haben, das ist natürlich | |
| noch nicht erreicht. | |
| Glauben Sie Ministerpräsident Matthias Platzeck, dass er sich wirklich für | |
| mehr Nachtruhe einsetzen wird? Oder war sein Versprechen am Dienstag nur | |
| großes Polittheater? | |
| Glauben? Ich bin kein Priester. Mit Glauben ist es ja in der Politik auch | |
| immer so eine Sache – was zählt, ist das, was wirklich gemacht wird. Und | |
| wenn der Landtag tatsächlich diesen Beschluss trifft, dass wie gefordert | |
| ein landesplanerisches Nachtflugverbot hersoll, dann räumt er damit ein, | |
| dass es das Beste ist für Brandenburg, wenn wir ein Nachtflugverbot haben. | |
| Dann ist natürlich die Landesregierung aufgefordert, das mit allen zur | |
| Verfügung stehenden Mitteln umzusetzen. Und da fordern wir, dass der | |
| Planfeststellungsbeschluss geändert wird. | |
| Aber SPD-Fraktionschef Ralf Holzschuher hat ja gleich gesagt, dass | |
| Brandenburg diesen Planfeststellungsbeschluss rechtlich nicht allein und | |
| einseitig ändern kann. | |
| Da liegt er falsch, das ist rechtlich sehr wohl einseitig möglich. Das | |
| haben unsere Recherchen ergeben. Und dazu haben wir in der Anhörung im | |
| Landtag am Donnerstag auch eine Expertin, die das ausführen wird. | |
| Wenn das so ist – warum lautete dann die Forderung des Volksbegehrens, dass | |
| die Landesregierung darüber mit dem Land Berlin verhandeln soll? | |
| Weil Volksbegehren nicht auf einzelne Verwaltungsakte, sondern nur auf | |
| Gesetze abzielen können. Brandenburg kann nicht allein den Staatsvertrag | |
| mit Berlin ändern, über den jetzt verhandelt werden soll, sehr wohl aber | |
| den Planfeststellungsbeschluss. | |
| Das klingt nach diametral entgegengesetzten Rechtsauffassungen. | |
| Die Fluggesellschaften haben natürlich die Möglichkeit, gegen eine Änderung | |
| zu klagen. Aber die Verwaltungsrichter werden ein Nachtflugverbot nicht | |
| kippen – die werden politisches Handeln der Regierung überlassen. | |
| Was sollen Verhandlungen mit Berlin bringen, wenn der Regierende | |
| Bürgermeister Klaus Wowereit schon jetzt sagt: Mit mir nicht, und überhaupt | |
| gefährdet ein ausgeweitetes Nachtflugverbot den Flughafen? | |
| Die Verhandlungen werden scheitern, davon gehen wir aus. Und deswegen | |
| fordern wir ja, den Planfeststellungsbeschluss einseitig zu ändern, um auf | |
| diese Weise den Willen des Volkes umzusetzen, der sich ja in dem | |
| Landtagsbeschluss manifestiert. | |
| Das sehen Sie durch den Text des Volksbegehrens gedeckt? | |
| Ja, natürlich. Das Volksbegehren möchte, dass wir ein Nachtflugverbot haben | |
| – wie, ist ganz egal. Die Menschen wollen mehr Nachtruhe; dem muss die | |
| Regierung jetzt auch entsprechen. Ein Volksbegehren erst im Landtag | |
| annehmen und dann nicht umsetzen, obwohl es möglich ist, wäre genau die Art | |
| von Politik, die zu Politikverdrossenheit führt. | |
| 21 Feb 2013 | |
| ## AUTOREN | |
| Stefan Alberti | |
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