# taz.de -- Medienforscher zur Übernahme der „FR“: „Dann wird es dramati… | |
> Eine linksliberale FR und die konservative FAZ? Wie soll das gehen? Und | |
> wird die neue FR ein Blatt, was von Leiharbeitsredakteuren gemacht wird? | |
Bild: Regional. So kann man sich die Zukunft der Frankfurter Rundschau ausmalen. | |
taz: Herr Röper, die Frankfurter Allgemeine Zeitung (FAZ) gilt als | |
Favoritin für eine Übernahme der insolventen Frankfurter Rundschau (FR). | |
Passt das zusammen, die linksliberale FR und die konservative FAZ? | |
Horst Röper: Im Zeitungsmarkt gab es solche Übernahmen schon häufiger, | |
Zeitungen, die von ihrer politischen Position eigentlich nicht | |
zueinanderpassen, haben dann doch zusammengefunden. Das ist nicht so | |
entscheidend, es kommt eher darauf an, wie die künftige FR aussehen wird. | |
Wie muss sie denn aussehen, um attraktiv zu sein? | |
Die FR wird künftig wohl keine überregionale Zeitung mehr sein. Dennoch | |
muss sie ihr Profil behalten: Sie war immer eine der Zeitungen, die sich am | |
deutlichsten positioniert haben, sie hat sich überregional als linksliberal | |
etabliert und das war sie auch im Rhein-Main-Gebiet. | |
Diese Tradition wird man aufrechterhalten müssen, sonst wären die | |
Überlebenschancen nur noch sehr gering. Der Mantelteil wird vermutlich zwar | |
nicht mehr von der FR produziert werden, aber eine Rundschau mit einem | |
Mantelteil von der FAZ oder von der Frankfurter Neuen Presse (FNP), die | |
beide zur Fazit-Stiftung gehören, kann man sich nicht vorstellen. | |
Die FAZ will 28 Redakteure sowie eventuell etliche Leiharbeitsredakteure | |
übernehmen, außerdem hat sie offenbar kein Interesse, die Außenredaktionen | |
im Rhein-Main-Gebiet zu übernehmen. Wie will man sich da im Lokalen | |
profilieren? | |
Es kann im Lokalen durchaus Synergieeffekte mit der FNP geben. Man wird | |
sich aber bei der FAZ genau überlegen müssen, ob man die FR auch noch in | |
ihrem Stammgebiet rund um Frankfurt schwächt, indem man dort wesentliche | |
Lokalausgaben aufgibt. Das kann ich mir nicht vorstellen, denn dann macht | |
die Zeitung keinen Sinn mehr. | |
Ist so ein Monopol nicht gefährlich für die Pressevielfalt? | |
Monopole sind immer ein negatives Ergebnis. Der deutsche Zeitungsmarkt ist | |
inzwischen von solchen Situationen geradezu überschwemmt. Sie bedingen oft, | |
dass der Leser keine Auswahl mehr hat, in Frankfurt am Main könnte sie der | |
Leser aber noch haben. Allerdings fehlt oft die Motivation, die vom | |
Wettbewerb ausgeht, also der Druck zur Investition. | |
Ist die FR-Übernahme deshalb ein Risiko für die FAZ? | |
Ich sehe kein allzu großes Risiko, auch nicht finanziell, sondern lediglich | |
die Gefahr eines Imageschadens, wenn diese Übernahme schiefgehen sollte. | |
Wer ist schuld am Niedergang der FR? | |
Viele Fehler sind hausgemacht, schon in früheren Jahren. Man hat irgendwann | |
nicht mehr gewusst, was die FR überregional will und was sie leisten kann. | |
Außerdem wurden in den fetten Jahren nie Rücklagen gebildet. Neben den | |
individuellen gibt es aber auch strukturelle Probleme: Wir leben in Zeiten | |
der Zeitungskrise. | |
Müsste nicht deshalb ein Umdenken hin zu staatlich gefördertem | |
Printjournalismus stattfinden? | |
Es sind zwar noch nicht viele Zeitungen eingestellt worden, aber viele | |
Lokalausgaben von Tageszeitungen. Diese Entwicklung wird sich fortsetzen. | |
Wenn die Politik für Vielfalt auch im Lokaljournalismus sorgen will, dann | |
brauchen wir ein neues Finanzierungsmodell für den Zeitungsjournalismus. Es | |
braucht neben der Werbung und den Vertriebserlösen eine dritte Säule zur | |
Finanzierung, das können Stiftungen sein wie in den USA oder die | |
öffentliche Hand wie in vielen europäischen Ländern oder sonstige Lösungen. | |
Und das Geldverdienen im Internet? | |
Das Internet ist für die allermeisten Unternehmen, die Journalismus | |
anbieten, nicht kostendeckend. Dieser Zustand müsste dringend abgestellt | |
werden. Das versuchen viele Verlage, indem sie den Übergang zu | |
zahlungspflichtigen Angeboten schaffen wollen. Wenn dieser Übergang – der | |
sachte geschehen muss – nicht gelingen wird, dann fürchte ich, dass es am | |
Zeitungsmarkt dramatisch wird. | |
27 Feb 2013 | |
## AUTOREN | |
Timo Reuter | |
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