| # taz.de -- „Frankfurter Rundschau“: Sürpriz! | |
| > Der Investor Burak Akbay hat laut eigenen Angaben ein verbessertes | |
| > Angebot für die insolvente „FR“ abgeschickt. Dies könnte die Pläne der | |
| > „FAZ“ durchkreuzen. | |
| Bild: Lasst die Rollläden nicht runter! Es gibt noch Hoffnung. | |
| FRANKFURT/MAIN taz | Das Bieterrennen um die insolvente Frankfurter | |
| Rundschau (FR) könnte doch noch überraschend ausgehen. Bisher galt die | |
| Frankfurter Allgemeine Zeitung (FAZ) als klare Favoritin für eine Übernahme | |
| der FR, weil das Angebot des türkischen Verlegers Burak Akbay, das vor rund | |
| drei Wochen als bloße „Absichtserklärung“ per E-Mail einging, nicht den | |
| Ansprüchen genügte. Insolvenzverwalter Frank Schmitt bezeichnete es als | |
| „unverbindlich und in keiner Weise tragbar“. | |
| Doch das könnte sich sehr bald ändern: Laut Ali Gülen, dem Sprecher von | |
| Akbays Medienunternehmen Estetik Yayincilik, sei „ein verbessertes und | |
| konkretes Angebot“ bereits auf dem Weg zur Insolvenzverwaltung: „Unsere | |
| Anwälte haben es am Wochenende fertiggestellt und formgerecht per Post | |
| losgeschickt.“ | |
| Von der Insolvenzverwaltung wurde der Eingang dieser neuen Offerte am | |
| Montag weder bestätigt noch dementiert, Sprecher Ingo Schorlemmer sagte | |
| aber: „Wir würden das sehr begrüßen.“ | |
| Mindestens bis Ende Februar ist das Erscheinen der FR gesichert, so lange | |
| kann noch verhandelt werden. Sollte Akbay ein „ernsthaftes und | |
| konkurrenzfähiges Angebot“ abgeben, wie es Insolvenzverwalter Schmitt | |
| gefordert hatte, könnte das die Wende im Bieterstreit um die FR bedeuten. | |
| „Zunächst würden wir dieses Angebot genau prüfen und den Gläubigern | |
| vorstellen“, so Schorlemmer. Auch ein anderer Akteur hat ein gewichtiges | |
| Wort im Rennen um die FR mitzureden: das Bundeskartellamt. | |
| Dieses erklärte Ende Januar, eine Übernahme der linksliberalen FR durch | |
| ihre konservative Konkurrentin, die FAZ, zu prüfen. Dabei geht es | |
| maßgeblich darum, ob die Bedingungen für eine sogenannte Sanierungsfusion | |
| vorliegen. Dies ist laut Kartellamt der Fall, „wenn kein alternativer | |
| Erwerber existiert und die Marktanteile automatisch dem einzigen Erwerber | |
| zufielen“. Wenn Akbays Angebot also für konkurrenzfähig befunden wird, dann | |
| dürfte es für die FAZ sehr schwierig werden, das Kartellamt von einer | |
| Übernahme der FR zu überzeugen. | |
| Denn in einem solchen Fall würde in Frankfurt eine Art Zeitungskartell | |
| entstehen: Neben der Frankfurter Neuen Presse (FNP) und der FAZ würden | |
| künftig auch die FR und damit alle großen Zeitungen der Mainmetropole zur | |
| Fazit-Stiftung gehören. | |
| Diese könnte so nicht nur ihren Abonnentenstamm vor allem im | |
| Rhein-Main-Gebiet deutlich vergrößern, sondern wäre praktisch auch | |
| alleiniger Ansprechpartner der entsprechenden Anzeigenkunden. | |
| ## Das Profil der Zeitung | |
| Doch für viele Leser sowie Mitarbeiter der Rundschau dürfte entscheidender | |
| sein, mit wie vielen Mitarbeitern die FR künftig erscheint und ob | |
| dementsprechend das Profil der Zeitung erhalten bliebe. Laut | |
| Medienberichten – auch in der FAZ – will diese die FR mit rund 30 | |
| Redakteuren als Regionalzeitung übernehmen, überregionale Inhalte könnten | |
| dann wie bisher von der Berliner Zeitung zugeliefert werden, die | |
| linksliberale Ausrichtung solle erhalten bleiben. | |
| Allerdings äußerte sich FAZ-Geschäftsführer Tobias Trevisan auch über | |
| mögliche Synergieeffekte mit der FNP. An der FR-Druckerei mit ihren rund | |
| 250 Mitarbeitern ist die FAZ jedenfalls nicht interessiert, sie würde dann | |
| Ende April eingestellt. | |
| Estetik Yayincilik hingegen will die Druckerei und die Zeitung übernehmen, | |
| „mit etwa 80 Mitarbeitern im Verlag und 30 in der Druckerei“, wie Sprecher | |
| Gülen zur taz sagte. Die publizistische Unabhängigkeit der Zeitung solle | |
| erhalten bleiben. | |
| In jedem Fall würden aber die meisten der knapp 500 Mitarbeiter des | |
| Verlages sowie der Druckerei ihren Job verlieren. Deshalb werden sie am | |
| Dienstag erneut vor dem FR-Verlagshaus demonstrieren. | |
| Ihr Protest richtet sich vor allem gegen die bisherigen Gesellschafter, die | |
| SPD-Medienholding DDVG sowie die Verlagsgruppe DuMont Schauberg: „Wir | |
| fordern von ihnen mehr Unterstützung und mindestens die Vorfinanzierung des | |
| Insolvenzsozialplans“, so der FR-Betriebsratsvorsitzende Marcel Bathis. | |
| Denn sonst müssten die Betroffenen womöglich mehrere Jahre auf die „sowieso | |
| geringe Auszahlung“ warten. „Die Mitarbeiter, die zum Erhalt des Betriebs | |
| jahrelang auf Gehälter verzichtet haben, empfinden das nur noch als | |
| demütigend.“ | |
| 18 Feb 2013 | |
| ## AUTOREN | |
| Timo Reuter | |
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