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# taz.de -- Kraftklub boykottiert Echo-Verleihung: „Ich will nicht nach Berli…
> Kraftklub zieht seine erste Echo-Nominierung zurück. Man will nicht in
> einer Reihe mit Frei.Wild stehen, denen eine rechte Gesinnung nachgesagt
> wird.
Bild: Rocken, aber nicht beim Echo: Kraftklub.
Der erste Plattenvertrag. Die erste Tournee. Der erste Festivalauftritt.
Die erste Goldene Schallplatte. Die erste Charts-Topplatzierung. Und
schließlich: die erste Echo-Nominierung. So oder ähnlich verlaufen
Karrieren vieler deutscher Nachwuchsmusiker, so verlief auch die Karriere
der Chemnitzer Band Kraftklub, die mit einer Mischung aus Indie und
Sprechgesang seit drei Jahren immer erfolgreicher werden und Anfang 2012
mit ihrem Debütalbum „Mit K“ auf Platz 1 der deutschen Albumcharts
landeten.
Jetzt gibt es aber einen Bruch, einen selbstbestimmten: Am Mittwoch hat
Kraftklub auf seiner Facebook-Seite [1][bekanntgegeben], dass sie ihre
erste Echo-Nominierung wieder – es gibt dafür eigentlich gar kein richtiges
Verb – zurückgeben: „Wir haben unsere Plattenfirma gebeten, dafür zu
sorgen, daß unsere Nominierung für den Echo in der Kategorie
'Rock/Alternativ National' zurückgezogen wird. Wir möchten nicht weiter in
einer solchen Reihe genannt werden“, schreiben sie.
Diese Reihe der Nominierten in der offiziell sperrig benannten Kategorie
„Künstler/Künstlerin/Gruppe/Kollaboration Rock/Alternative National“, lie…
sich folgendermaßen: Die Ärzte, Frei.Wild, Kraftklub, MIA., Unheilig. Was
nicht stimmt an der Reihe? Es geht um Frei.Wild.
Nun macht die Südtiroler Band zum einen recht konventionelle Rockmusik, mit
der sie unter anderem auf der WM-Fanmeile 2010 in Berlin und beim Wacken
Open Air aufgetreten ist. Zum anderen steht sie wegen ihrer Texte und wegen
der Vergangenheit von Sänger Philipp Burger im Verdacht, nationalistisch
bis rechts zu sein.
## Fragwürdige Vergangenheit
Burger, der bis 2008 Mitglied der rechtsliberalen, FPÖ-nahen Südtiroler
Partei „Die Freiheitlichen“ war und früher in der italienischen
Rechtsrockband Kaiserjäger spielte, hat sich mehrfach öffentlich von einer
rechten Gesinnung Frei.Wilds distanziert, die Band besteht darauf,
unpolitisch zu sein. Angesichts von Textzeilen wie „Kreuze werden aus
Schulen entfernt /Aus Respekt vor den andersgläubigen Kindern“ und „Das ist
das Land der Vollidioten / Die denken, Heimatliebe ist gleich Staatsverrat“
(aus „Das Land der Vollidioten“) bleiben aber Zweifel.
Für Kraftklub offenbar ausreichend, so dass sie der Echo-Verleihung am 21.
März in Berlin fernbleiben. „Obwohl wir uns gefreut haben zusammen mit
Mia., Die Toten Hosen, Unheilig, und Die Ärzte nominiert gewesen zu sein.
Schade um die schöne Aftershowparty …“, steht in ihrem Facebook-Statement.
Passenderweise heißt die erste Single-Auskopplung aus dem Album „Mit K“:
„Ich will nicht nach Berlin“.
Die Echo-Preisträger werden nicht nach künstlerischen Kriterien nominiert,
sondern auf Grundlage der Plattenverkäufe. Im Herbst stand „Feinde deiner
Feinde“, das achte Album von Frei.Wild, auf Platz zwei der deutschen
Albumcharts. Der Bundesverband Musikindustrie, der den Echo ausrichtet, war
für ein Statement leider nicht zu erreichen.
Im Februar hatte es bereits eine Kontroverse um Frei.Wild gegeben: Sie
[2][sagten ihren Auftritt beim Rockfestival „With Full Force“ ab], nachdem
zuvor mehrere Kooperations- und Sponsoringpartner des Festivals, unter
anderem die Musikzeitschrift Visions und Jägermeister, mit Boykott gedroht
hatten.
Den Rückzug von Kraftklub kommentierten Frei.Wild auf ihrer eigenen
[3][Facebookseite] spöttisch: „Da warens nur noch 4 … Wir haben nach langem
Überlegen unsere Plattenfirma, die wir selber sind :) gebeten, dafür Sorge
zu tragen, dass nach der Nominierung für den Echo in der Kategorie
'Rock/Alternativ National' genug Bier auf der Aftershowparty steht.“
6 Mar 2013
## LINKS
[1] http://www.facebook.com/kraftklub/posts/10151453314944754
[2] http://www.visions.de/news/17994/With-Full-Force-Frei-Wild-sagen-ab
[3] http://www.facebook.com/Frei.Wild/posts/165668286919093
## AUTOREN
Michael Brake
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