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# taz.de -- Schröder und der Familiengipfel: „Es gibt noch viel zu tun“
> Die Familienministerin findet, die Vereinbarkeit von Beruf und Familie
> sei auf gutem Weg. Ihre Idee vom Recht auf Vollzeit stößt aber auf
> Ablehnung.
Bild: Noch erfreut sich Ministerin Schröder an ihrer Familienpolitik.
BERLIN taz | „Es gibt noch viel zu tun“, sagte Bundesfamilienministerin
Kristina Schröder (CDU) dann doch noch. Zuvor hatte sie auf dem
Familiengipfel, der am Dienstag in Berlin stattfand, eine ziemlich
wolkenlose Bilanz der Familienpolitik der Bundesregierung gezogen.
Im Februar 2011 hatte Schwarz-Gelb die Charta „Zur richtigen Zeit am
richtigen Ort – Initiative familienbewusste Arbeitszeiten“ auf den Weg
gebracht. Die Wirtschaft sollte „die Chancen familienbewusster
Arbeitszeiten besser nutzen“. Unterzeichnet hatten diesen unverbindlichen
Appell für mehr „Engagement“ die Spitzenverbände der Arbeitgeber, der
Deutsche Gewerkschaftsbund und die Bundesregierung.
Zwei Jahre später sei sie „sehr beeindruckt von dem Engagement und der
Kreativität“, mit dem Unternehmen die Vereinbarkeit von Beruf und Familie
angingen, sagte Schröder. In zwei von drei Unternehmen könnten
MitarbeiterInnen mittlerweile über ihre Arbeitszeiten mitbestimmen, 4.500
Unternehmen hätten sich inzwischen in dem Unternehmensnetzwerk
„Erfolgsfaktor Familie“ zusammengeschlossen.
## Viele bedauern ihre Elternzeit
Dass mit dem Schaffen von Bewusstsein und dem Anstoßen von Diskussionen,
wie Schröder die Ergebnisse der Charta etwas blumig zusammenfasste,
vielleicht doch noch nicht alles getan ist, hatte sich bereits im Vorfeld
des Familiengipfels angedeutet. Anfang der Woche veröffentlichte Schröders
Ministerium eine Umfrage zur Vereinbarkeit von Elternzeit und Karriere.
Danach bedauerten es knapp 40 Prozent der 4.000 befragten Frauen und rund
ein Drittel der Männer im Nachhinein, Elternzeit genommen zu haben. Es habe
die Karriere behindert.
SPD-Vizechefin Manuela Schwesig hatte deswegen schon vor einigen Tagen
kritisiert, sie erwarte vom Gipfel, zu dem auch Bundeskanzlerin Angela
Merkel (CDU) gekommen war, „nichts als heiße Luft“. Statt unverbindlicher
Verabredungen und bittstellerischer Appelle an die Wirtschaft brauche es
klare Regeln, so Schwesig.
Sie fordert einen Rechtsanspruch, mit dem Frauen, die wegen der Familie auf
Teilzeit reduzieren, wieder auf eine Vollzeitstelle zurückkehren können.
Doch an diesem Punkt lässt die Familienministerin sie ins Leere laufen.
Denn auch Schröder will so etwas neuerdings. Am Dienstag betonte sie
erneut, dass ein „gesetzlicher Impuls“ in der Frage Teilzeitarbeit „sehr
wichtig“ sei.
## Keine Rückendeckung durch Merkel
Allerdings gab es dafür von der Kanzlerin am Dienstag keine Rückendeckung.
„Einheitslösungen“ halte sie für falsch, sie wünsche sich lediglich, dass
die Arbeitgeber „offen seien für die Wünsche der Arbeitnehmer“, sagte
Merkel und übte sich sonst in der Kunst des beredten Nichtssagens. Auch die
Arbeitgeber hatten an der „familienpolitischen Zwangsbeglückung“, wie es
ein Redner nannte, erwartungsgemäß wenig Interesse. Arbeitgeberpräsident
Dieter Hundt warnte ausdrücklich davor, „die Unternehmen gesetzlich in die
Pflicht zu nehmen“.
Was es tatsächlich in manchen Konzernen bei der Vereinbarkeit von Beruf und
Familie aussieht, zeigten am Dienstag einzelne Beispiele. Beim Berliner
Gasunternehmen Gasag, bei dem 422 Personen arbeiten, hätten im letzten Jahr
immerhin schon zehn Männer Elternzeit genommen – doppelt so viele wie 2011.
Allerdings, so räumte Sprecherin Josiette Honnef ein, nähmen die Väter
meist nur zwei bis vier Monate der maximal dreijährigen Elternzeit in
Anspruch. Auch seien es bei der Gasag immer noch deutlich mehr Frauen (43)
als Männer (12), die wegen Kinder und Familie auf Teilzeit gingen.
Immerhin: zwei Führungspositionen im Unternehmen seien durch in Teilzeit
arbeitende Frauen besetzt, sagte Honnef. Das kann man wohl optimistisch
unter „Bewusstsein geschaffen“ verbuchen.
12 Mar 2013
## AUTOREN
Anna Klöpper
## TAGS
Kristina Schröder
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Familienpolitik
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