# taz.de -- Verfassungsreferendum in Simbabwe: Ende von Mugabes Amtszeit in Sic… | |
> Möglicherweise schon vor seinem 100. Geburtstag könnte der langjährige | |
> Autokrat aus dem Amt scheiden – Wenn das Volk jetzt eine neue Verfassung | |
> beschließt. | |
Bild: Nicht alles aus Pappe: Vorbereitung auf die Volksabstimmung am Samstag. | |
JOHANNESBURG taz | Simbabwes Bevölkerung wird am Samstag über eine neue | |
Verfassung abstimmen. Eine mehrheitliche Zustimmung wird erwartet, da die | |
beiden großen Parteien des Landes, die seit 2009 gemeinsam regieren, sich | |
auf den Verfassungsentwurf geeinigt haben. Allerdings findet das Referendum | |
in einem Klima zunehmender Einschüchterung statt. | |
Die Wahlen gelten als Vorbote für die im Juni oder Juli vorgesehen | |
Präsidentschaftswahlen. Daher setzt die ZANU/PF (Simbabwe Afrikanische | |
Nationalunion/ Patriotische Front) von Präsident Robert Mugabe auf | |
Stimmungsmache, um ein klares Zeichen zu setzen: Der 89-jährige Despot will | |
nach über 30 Jahren an der Macht weiterregieren. Sein früherer politischer | |
Gegner und jetziger Premierminister Morgan Tsvangirai von der MDC (Bewegung | |
für Demokratischen Wandel) will dieses Mal aber endlich selbst die Zügel | |
übernehmen. | |
Bei den letzten Wahlen 2008 ging das Rennen nur ganz knapp für Mugabe aus. | |
200 Menschen kamen zuvor bei staatlichem Terror gegen Oppositionelle ums | |
Leben, viele verschwanden oder erlitten Folter in der Haft. Durch | |
Verhandlungen sah sich Mugabe dann gezwungen, die MDC in die Regierung | |
aufzunehmen. | |
## Radiogeräte sind suspekt | |
Jetzt ist die Vorwahlstimmung zwar nicht so von Gewalt gekennzeichnet, aber | |
die Polizei, die als Mugabes Handlanger agiert, schüchtert Organisationen | |
der Zivilgesellschaft ein. So wurde die Menschenrechtsaktivistin Jestina | |
Mukoko wiederholt festgenommen. Der Vorwurf: Sie leite eine nicht | |
registrierte Organisation und schmuggele Radios ins Land ohne Sendelizenz. | |
Die Regierung macht Jagd auf Importeure von Kurzwellenradios, die | |
ausländische Sender empfangen können und die Bevölkerung nach Meinung von | |
Mugabes Partei negativ beeinflussen. Radios müssen in Simbabwe laut Gesetz | |
angemeldet werden. | |
Mukoko war bereits 2008 verhaftet, verschleppt und gefoltert worden. „Jeder | |
weiß, was damals mit ihr passierte. Ihre Verhaftung ist jetzt eine | |
Botschaft, um Aktivisten erneut einschüchtern“, sage Mcdonald Lewanika, | |
Direktor der „Krisenkoalition Simbabwe“. | |
Deutlich wird dadurch auch, wie wenig Macht die MDC hat, obwohl sie in der | |
Regierung sitzt. Ehemalige Verbündete der MDC haben die neue Verfassung als | |
„verwässert“ kritisiert. Es sei ein politischer Kompromiss der regierenden | |
Parteien, sagt Lovemore Madhuku, Vorsitzender der unabhängigen National | |
Constitutional Assembly, die eigentlich eine neue Verfassung von unten für | |
Simbabwe schreiben wollte. | |
Seine „No Vote“-Aktion brachte er jetzt vor Gericht und forderte eine | |
Verschiebung der Volksabstimmung, allerdings erfolglos. 2000 hatte die NCA | |
es geschafft, eine damals von ZANU/PF vorgelegte neue Verfassung per | |
Referendum zu kippen. | |
## „Nicht perfekt, aber ein Schritt nach vorn“ | |
„Die Verfassung ist sicher nicht perfekt“, sagt Krisenkoalitionsmitarbeiter | |
Tafadzwa Maguchu in Johannesburg. „Aber sie ist ein Schritt nach vorn. Wir | |
können nach vier Jahren Debatte jetzt nicht mit Nein stimmen.“ Die neue | |
Verfassung beschränkt erstmals die Amtszeit des Präsidenten auf zehn Jahre | |
und bietet laut Maguchu neue Reformmöglichkeiten. Bisher kontrollieren | |
Mugabe und seine Partei wichtige Institutionen und das Militär. | |
Wählerapathie hält Maguchu am Samstag eher für unwahrscheinlich. „Die | |
Menschen wollen wählen und sie wollen auch Frieden.“ Jeder rede in Simbabwe | |
über die Wahlen in Kenia, die trotz der parteipolitischen Kontroversen und | |
der Erinnerung an die schwere Gewalt bei den vorherigen Wahlen 2007/08 | |
jetzt friedlich blieben. „Wir können davon lernen“, hofft Maguchu. | |
15 Mar 2013 | |
## AUTOREN | |
Martina Schwikowski | |
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