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# taz.de -- Wahlen in Simbabwe: Auf der Schwarzen Liste
> Die Exilopposition im Nachbarland Südafrika fürchtet Wahlbetrug, setzt
> aber alles daran, zur Wahl zu fahren. Wenn sie denn darf.
Bild: Robert Mugabe schickt ein Ätsch in Richtung der Exilanten in Südafrika.
JOHANNESBURG taz | Die simbabwische Diaspora in Johannesburg bereitet sich
auf die in ihrer Heimat anstehenden Präsidentschaftswahlen vor. Am 31. Juli
wird in Simbabwe gewählt, und Präsident Robert Mugabe tritt nach 33 Jahren
an der Macht erneut an. Die in der bisherigen Regierung der nationalen
Einheit eingebundene Oppositionspartei MDC bestreitet mit Premier Morgan
Tsvangirai die Gegenkandidatur.
Aber viele Einheimische, die seit Jahren im benachbarten Südafrika im Exil
leben, werden diese Wahl ignorieren müssen. Ehemalige politische Aktivisten
sind nicht zur Wahl zugelassen, und für viele der rund 2 Millionen
Simbabwer in Johannesburg fehlt das Geld, in die Heimat zu reisen.
„Wählerapathie wird es in Simbabwe nicht geben“, glaubt Sox Chikohowero in
Johannesburg. Obwohl die notwendigen und von der Einheitsregierung
verhandelten Reformen noch nicht umgesetzt wurden, seien die Menschen
bereit, ihre Stimmen abzugeben. Sie wollen den Wandel.
„Wir sind enttäuscht, dass wir nicht wählen können, wir haben schließlich
viel zur politischen Entwicklung in Simbabwe beigetragen“, ärgert sich
Chikohowero, der früher als politischer Aktivist der Opposition gegen das
Mugabe-Regime kämpfte und verfolgt wurde. Nun steht er auf der „schwarzen
Liste“ als Persona non grata.
„Es gibt viele von uns hier in Johannesburg, und wir müssen wieder zusehen,
wie die Wahlen von Zanu/PF manipuliert werden“, sagt Chikohowero. Er
arbeitet seit Jahren in der Nichtregierungsorganisation Global Zimbabwe
Forum, die simbabwische Migranten international vernetzt.
Daheim, in den ländlichen Gebieten Simbabwes, seien Soldaten der Regierung
stationiert, zur Einschüchterung der Bevölkerung, sagt Chikohowero. Die
Regierungspartei Zanu/PF hat ihre Wählerbasis hauptsächlich auf dem Land
und Militär sichert die Wählerstimmen zugunsten des 89-jährigen Mugabe. Die
wirtschaftliche Lage sei schwierig für alle, sagt Chikohowero.
## Mit dem Minubus über die Grenze
Lovemore Moyo besitzt einen gültigen Ausweis, was längst nicht alle
Exilanten in Südafrika sagen können. Sie können deshalb gar nicht wählen.
Moyo wird mit dem Minibus über die Grenze in seine Heimatstadt Harare
fahren, um seine Stimme abzugeben. Gleichzeitig wird er seine Verwandten,
seine Frau und Kinder besuchen. Er selbst lebt seit vielen Jahren in
Johannesburg und verkauft Postkarten und Tiere aus Draht am Straßenrand.
Wählen will Lovemore Moyo die Opposition MDC, immerhin habe die Partei zur
Verbesserung der wirtschaftlichen Situation in Simbabwe beigetragen seit
den vergangenen blutigen Wahlen 2008. Moyo kann mit dem US-Dollar in
Simbabwe besser wirtschaften. Aber die Materialien für den Bau seines
Hauses in einem Township bei Harare kauft er lieber in Südafrika, da sei es
billiger. Nach und nach schafft er das Baumaterial im Bus über die Grenze.
MDC-Führer Morgan Tsvangirai sei politisch wegen seiner Skandale mit
Frauengeschichten angeschlagen, findet Moyo. Der amtierende Premier
Tsvangirai setze sich nicht mehr so stark für die Belange des Volkes ein.
„Er sitzt in der Regierung und spürt die Macht und das Geld, daher hat er
nicht mehr so viel getan.“
Aber trotzdem wird er ihn wählen, es gäbe keine Alternative. Moyo glaubt
nicht an einen Wahlsieg von MDC, weil die Wahlen nicht frei und fair
ablaufen werden. Aber vielleicht ist die Wahl ein weiterer Schritt hin zum
großen Durchbruch bei den nächsten Wahlen, hofft er.
## Hoffnung auf Wandel
Die Opposition wird trotz der manipulierten Wählerlisten und eines
absichtlich verlangsamten Prozesses zur Wahlregistrierung die Wahlen
gewinnen, behauptet Kumbirai Muchemwa, Parteisprecher von MDC in
Johannesburg. MDC habe zwar auf Reformen gedrängt, die das politische
Umfeld für eine Wahl ebnen sollten, doch Robert Mugabe und seine Partei
Zanu/PF hätten das Land in Wahlen gedrängt, ohne die notwendigen Reformen
auszuführen. Muchemwa bezweifelt, dass die Wahlen frei und fair sein
werden. „Hohe Offiziere haben angekündigt, einen Wahlsieg ohne Mugabe als
Sieger zu akzeptieren“, sagt er.
Zanu/PF könne keine freien Wahlen gewinnen. Wenn sie die Wahl durch Betrug,
Einschüchterung und Mord gewinnt, befürchtet Muchemwa für Südafrika und die
Region der südlichen Staatengemeinschaft das Schlimmste. „Dann gibt es
einen Tsunami von Simbabwern, die über die Grenzen strömen, und dieses Mal
wird es für immer sein.“
## Wie verhält sich Südafrika?
Südafrikas Präsident Jacob Zuma nimmt einen radikaleren Stand gegenüber der
Mugabe-Regierung ein, meint Joy Mabenge, Vorsitzender der Krisenkoalition
Simbabwe in Johannesburg. Daher werde er und sein Vermittlungsteam der
südafrikanischen Regierung in Simbabwe ständig von Mugabe verbal
angegriffen. Präsident Mugabe habe auf frühe Wahlen bestanden, weil er
weiß, er hat die Wahlen rechtzeitig manipuliert. Dennoch sei es zu
risikoreich für MDC, nicht an den Wahlen teilzunehmen, denn es gebe nicht
nur eine einzige Oppositionspartei, sagt Mabenge.
„Wir gehen mit Vorbehalten in die Wahlen, das ist eine echte
Herausforderung. Wir haben eine neue Verfassung, aber wir haben sie noch
nicht gelebt.“ Sie bestehe nur auf dem Papier, und nichts Fundamentales
hätte sich geändert. Es gebe zwar eine geheime Wahl und jeder könne
abstimmen, ohne den Stimmzettel zu zeigen. „Aber trotzdem wird Zanu/PF
nicht verlieren.“
30 Jul 2013
## AUTOREN
Martina Schwikowski
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