| # taz.de -- Staatsbesuch in Israel: Obama sucht Kontakt zum Volk | |
| > Der US-Präsident besucht erstmals Israel und die palästinensischen | |
| > Gebiete. Von einer Friedensinitiative ist gar nicht erst die Rede. | |
| Bild: Israelische Kiner begrüßen Barack Obama | |
| JERUSALEM taz | Die Worte hätten nicht freundlicher ausfallen können. „Das | |
| israelische Volk heißt Sie mit offenem Herzen willkommen“, versicherte der | |
| israelische Präsident Schimon Peres seinem amerikanischen Amtskollegen | |
| Barack Obama, kaum dass er am Mittwochmittag auf dem Ben-Gurion-Flughafen | |
| in Tel Aviv der Air Force One entstiegen war. „Wir möchten, dass Sie sich | |
| wie zu Hause fühlen.“ | |
| Israels Ministerpräsident Benjamin Netanjahu schmetterte sogleich bei | |
| seiner kleinen Begrüßungsrede ein „Danke!“ hinterher. „Danke, dass Sie | |
| hinter dem israelischen Volkes stehen!“ Und Obama selbst begrüßte die | |
| Israelis auf Hebräisch mit dem Satz „Tow lehiot schuw baaretz“ – „Es i… | |
| gut, wieder im Land zu sein“. Er betonte „die unzerstörbare Verbindung | |
| zwischen unseren Nationen“. | |
| Doch die Nettigkeiten auf dem roten Teppich können nicht darüber | |
| hinwegtäuschen, dass die israelisch-amerikanischen Beziehungen selten so | |
| schlecht waren wie jetzt. Unverzeihlich ist für viele Israelis, dass sich | |
| der US-Präsident mehr als vier Jahre Zeit gelassen hat, bevor er nun | |
| endlich den jüdischen Staat besucht. | |
| Obama ist in der Türkei gewesen, hat eine viel beachtete Rede in Kairo | |
| gehalten und hat in seiner ersten Amtszeit fast die ganze Welt gesehen. Um | |
| Israel und die Palästinensergebiete hat er stets einen Bogen gemacht. | |
| ## Gespanntes Verhältnis zwischen beiden Politikern | |
| Große Lust dürfte Obama auch jetzt nicht gehabt haben. Das Verhältnis zu | |
| Netanjahu gilt als gespannt. Immer wieder rügte Obama die israelische | |
| Siedlungspolitik, und immer wieder ignorierte Netanjahu die Mahnungen. Der | |
| US-Präsident ließ Netanjahu in der Vergangenheit in Washington deshalb mal | |
| lange warten, mal strafte er ihn ab, indem er ein gemeinsames Foto im Oval | |
| Office verweigerte. | |
| Wie sehr Netanjahu den US-Präsidenten nervt, ließ sich auch an einer | |
| Unterhaltung mit dem ehemaligen französischen Präsidenten Nicolas Sarkozy | |
| auf dem G-20-Gipfel Ende 2011 ablesen, die Journalisten damals | |
| versehentlich über Kopfhörer mithören konnten. „Ich kann Netanjahu nicht | |
| ausstehen, er ist ein Lügner“, sagte Sarkozy. „Du hast ihn satt, aber ich | |
| habe jeden Tag mit ihm zu tun“, klagte Obama. | |
| Der US-Präsident setzt bei seinem Nahost-Besuch deshalb weniger auf die | |
| Regierung in Jerusalem als auf die israelische Öffentlichkeit. Normale | |
| Begegnungen mit der Bevölkerung sind zwar nicht möglich. Das King David | |
| Hotel in Jerusalem, wo Obama mit Blick auf die Altstadt residiert, ist | |
| weiträumig abgesperrt und zu einem Hochsicherheitstrakt mutiert. | |
| Doch es ist kein Zufall, dass Obama seine wichtigste Rede nicht vor der | |
| Knesset, dem israelischen Parlament, sondern vor Studenten im Jerusalemer | |
| Convention Center hält. Offen bekannte er bereits am Flughafen, er sei | |
| gekommen, um „direkt zum israelischen Volk zu sprechen“. | |
| ## Die Palästinenser sind frustriert | |
| Von einer Friedensinitiative Obamas war im Vorfeld des Besuchs gar nicht | |
| erst die Rede. In Washington rechnet sich dafür ohnehin niemand Chancen | |
| aus. In der neuen israelischen Regierung sind die jüdischen Siedler | |
| prominent vertreten, und auch Netanjahus Likud-Partei selbst ist stark nach | |
| rechts gerückt. Sicherheitspolitisch werden Irans Atomprogramm und Syriens | |
| Chemiewaffen die Agenda beherrschen – sehr zum Ärger der Palästinenser. | |
| Obama habe sich anfangs für Frieden eingesetzt, so Nabil Schaath, in der | |
| Fatah-Partei von Palästinenserpräsident Mahmud Abbas für Außenpolitik | |
| zuständig. Aber Obama „scheint sein Ziel aufgegeben zu haben“. Allein in | |
| den vergangenen vier Jahren seien 50.000 weitere Siedler ins Westjordanland | |
| gezogen. Und nun komme Obama für gerade mal „ein paar Stunden“ in die | |
| palästinensischen Gebiete. | |
| 20 Mar 2013 | |
| ## AUTOREN | |
| Silke Mertins | |
| ## TAGS | |
| Palästinenser | |
| Israel | |
| Barack Obama | |
| Benjamin Netanjahu | |
| Israel | |
| Israel | |
| Barack Obama | |
| Israel | |
| USA | |
| Israel | |
| Regierung | |
| Israel | |
| Israel | |
| ## ARTIKEL ZUM THEMA | |
| Kommentar Siedlungspolitik Israel: Zu tief gesteckte Ziele | |
| Sollte Israel die Siedlungsneubauten auf Eis legen, könnte es zu | |
| Friedensverhandlungen kommen. Spannend wird, was dann kommt. | |
| US-Präsident im Nahen Osten: „Obama ist sehr unbeliebt“ | |
| Israels Regierung kann Obama nicht leiden. Der ehemalige Botschafter Avi | |
| Primor erklärt, weshalb. Und warum die Iran-Sanktionen keine Atombombe | |
| verhindern. | |
| US-Präsident Obama in Israel: Barack sticht Bibi | |
| Bei seiner Rede vor israelischen Studenten bekam Obama frenetischen | |
| Applaus. Er forderte die junge Generation auf, Druck auf die israelische | |
| Politik auszuüben. | |
| Obama besucht Israel: Raketen aus dem Gazastreifen | |
| Explosiver Besuch: Während US-Präsident Barack Obama nach Israel kommt, | |
| treffen Raketen aus dem Gazastreifen den Süden des Landes. | |
| Kommentar Obama in Jerusalem: Palästinenser werden uninteressant | |
| Eine dritte Intifada ist durchaus möglich. Die Marginalisierung der | |
| Palästinenser ist gefährlich. Obama und Netanjahu unterschätzen das | |
| Problem. | |
| Neues Kabinett in Israel: „Eher jüdisch als demokratisch“ | |
| Die wichtigen Posten in der israelischen Regierung gehen an Politiker, die | |
| für eine verstärkte Besiedlung des Westjordanland eintreten. Die Siedler | |
| freut's. | |
| Kommentar Regierungsbildung in Israel: Keine Außenpolitik, aber Großisrael | |
| Nach der Wahl kündigte Jair Lapid an, Netanjahu „beim nächsten Mal“ vom | |
| Thron zu fegen. Nun wird er mit dessen Likud-Beitenu-Block koalieren. | |
| Neue Koalition in Israel: Eine bunte Truppe | |
| Diesmal werden die Ultraorthodoxen nicht mit in der Regierung sitzen. Damit | |
| zeichnen sich innenpolitische Veränderungen ab. | |
| EU erhöht Druck auf Israel: Nicht mehr „Made in Israel“ | |
| Stagnation prägt Gaza und das Westjordanland: EU-Diplomaten schlagen eine | |
| Kennzeichnung von Waren und Boykottmaßnahmen vor. |