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# taz.de -- Krieg in Zentralafrikanischer Republik: Rebellen beenden Waffenruhe
> Zwei Monate Frieden sind vorbei: Die Séléka-Rebellen nehmen eigene
> Minister als Geiseln. Ihr Hauptproblem: Präsident Bozizé und seine
> Milizen.
Bild: „Vaterland oder Tod“: Präsidententreue Miliz in Bangui, geschützt v…
BERLIN taz | Ein Monat Krieg, zwei Monate Frieden – und nun scheint die
Verschnaufpause in der Zentralafrikanischen Republik wieder vorbei. Die
Rebellenkoalition „Séléka“ (Allianz), die den Norden und Osten des Landes
kontrolliert, verkündete in der Nacht zum Donnerstag das Ende ihres
Waffenstillstands.
Ein 72-stündiges Ultimatum an Staatspräsident François Bozizé sei
ergebnislos verstrichen, erklärte Séléka-Militärchef Djpouma Narkoyo. „Wir
werden wieder zu den Waffen greifen.“ Noch am Donnerstag meldete der
französische Auslandsrundfunk RFI den Einzug der Rebellen in die Städte
Bouca und Batangafo im Norden des Landes.
Die Zentralafrikanische Republik, ein riesiges, dünn besiedeltes
Savannengebiet im Herzen des Kontinents, wird seit 2003 von General
François Bozizé regiert, der immer wieder mit bewaffneten Aufständen zu tun
hat. Die Séléka-Revolte begann Anfang Dezember, als frühere Rebellengruppen
der Regierung die Nichteinhaltung früherer Friedensverträge vorwarfen.
Die Rebellen rückten bis kurz vor die Hauptstadt Bangui vor, wo
Eingreiftruppen unter anderem aus Frankreich und Südafrika einen Umsturz
verhinderten. Im Januar fand in Gabun eine Friedenskonferenz statt, nach
deren Ende die Rebellen in eine Regierung der Nationalen Einheit eintraten.
## Rebellenvorwurf: Ministerien ohne Kompetenzen
Doch mit dieser Regierung sind die Rebellen unzufrieden. Präsident Bozizé
habe den Séléka-Ministerien wichtige Kompetenzen genommen, klagten sie.
Außerdem habe er weder politische Gefangene freigelassen noch ausländische
Eingreiftruppen abgezogen. Vielmehr rüste er in Bangui Jugendmilizen auf.
Den Beginn ihrer Demobilisierung Anfang März sagten die Séléka-Kämpfer
deswegen ab, und einzelne Gruppen besetzten Ortschaften. Als die fünf
Séléka-Minister der Regierung am Sonntag in die Rebellenhochburg Sibut
reisten, um mit ihren Truppen zu reden, wurden sie kurzerhand als Geiseln
genommen und die Rebellen stellten das jetzt abgelaufene Ultimatum.
## "Sturmgewehre und Macheten werden verteilt"
Hintergrund der Eskalation ist Beobachtern zufolge das Auftreten von
Bozizé-treuen Milizen wie Cocora (Bürgerkoalition gegen bewaffnete
Rebellen). Routinemäßig vergleichen zentralafrikanische Politiker das
Auftreten dieser Jugendgruppen in Banguis Slumvierteln mit den
Hutu-Milizen, die in Ruanda 1994 den Völkermord an den Tutsi verübten.
„Kalaschnikows, Sturmgewehre und Macheten werden an die staatsnahe
Zivilbevölkerung und die Cocora-Milizionäre verteilt, die Fahrzeuge
durchsuchen und zentralafrikanische Bürger verhaften, die der Zugehörigkeit
zu gewissen Ethnien verdächtigt werden, weil sie aus den Regionen stammen,
wo die Rebellen herkommen“, schreibt Saturnin Ndomby von der
Oppositionspartei Fodem (Demokratisches Forum). „Das muss uns an den
Völkermord in Ruanda erinnern. Wir werden nicht sagen, dass wir nicht
Bescheid wussten.“
## Neue Dekrete des Präsidenten reichen nicht
In seiner Rede zum 10. Jahrestag seines Putsches von 2003 am 15. März hatte
Präsident Bozizé die Jugend aufgerufen, gegenüber den Rebellen ihre
„Verantwortung zu übernehmen“. Séléka sah darin einen Aufruf zu Massaker…
Das war die ursprüngliche Begründung für die Ankündigung der Rebellen,
wieder zu den Waffen zu greifen.
Dass der Staatschef am Mittwoch per Dekret den Ausnahmezustand aufhob, alle
Straßensperren auflöste und alle politischen Gefangenen freiließ – was
alles erst noch umgesetzt werden müsste –, befriedigt die Rebellen nicht.
Sie erinnern an ihre anderen Forderungen und verlangen neue
Regierungsposten.
Das müsste eigentlich den Garanten der Friedensverträge unterbreitet
werden, also den Regierungen der Region. Doch die Dynamik hat sich längst
verselbstständigt.
22 Mar 2013
## AUTOREN
Dominic Johnson
## TAGS
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Francois Bozizé
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