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# taz.de -- Streit der Woche: „Sie werden die Bürger anzapfen“
> Jörg Asmussen will zyprische Konten mit einer Sonderabgabe belasten. Lisa
> Fitz fürchtet eine Plünderung der Konten auch anderswo.
Bild: Ist Zypern nur der Anfang? Bei einem Protest vor dem Parlament in Nikosia.
Jörg Asmussen, Mitglied im Direktorium der Europäischen Zentralbank (EZB),
hat zur Rettung der zyprischen Banken eine Beteiligung der Sparer
verteidigt. Im Streit der Woche der aktuellen sonntaz schreibt er: „Dem
Land das Geld einfach zu schenken, wird keine politische Mehrheit finden.
Eine realistische Alternative ist, dass Zypern einen Eigenbeitrag leistet.“
Weil Privatisierungen nicht ausreichen werden, eben auch „durch eine
einmalige Sonderabgabe auf Einlagen.“ Aber die Europäische Zentralbank sei
mehr als offen dafür, ein Design zu wählen, das Kleinsparer nicht belastet.
Lisa Fitz, politische Kabarettistin, kritisiert das: „Es ist so, als nähme
ich einen Kredit fürs Zocken auf und forderte von meiner Putzfrau, ihn 30
Jahre abzubezahlen.“ Sie gehe davon aus, dass Zypern nur der Anfang sei:
„Wenn die Staaten ihre Schulden aus Missmanagement und Profitgier der
Verantwortlichen nicht mehr bezahlen können, dann werden sie die Bürger
anzapfen, mit Zwangskrediten auf Eigenheime und Plündern der Sparkonten.“
Zu oft hätten die rufenden Unken Recht behalten.
## Die Eurozone ist in Gefahr
Die zyprische Krise könnte bedeutsamer für die EU sein als erwartet. „Die
Auswirkungen werden so destruktiv sein, dass die Eurozone selbst in Gefahr
sein wird. Findet bitte wieder zu den Anfängen Europas zurück!“, schreibt
Christiana Avraamidou, eine zyprische Autorin. Und warnt: „Wenn das, was
auf Zypern gerade passiert, sich auf Länder wie Irland oder Portugal
ausweitet, verliert die Europäische Union ihr Wesen.“
Jörn Kruse, Professor für Wirtschaftspolitik und Mitglied der neuen
rechtspopulistischen Partei „Alternative Deutschland“, findet, dass der
Protest der zyprischen Bürger und Politiker zeige, wie sehr die Rettung
maroder Banken durch den europäischen Steuerzahler schon als
Selbstverständlichkeit angesehen werde.
Ein eigener Beitrag zur Lösung der Krise werde als unzumutbar,
„neo-kolonialistisch“ und „finanzieller Völkermord“ bezeichnet. „Die…
ein Symptom für eine mediterrane Haltung, die unvermeidlich noch viele
teure und ärgerliche Konflikte zwischen Nord- und Südländern erzeugen wird,
solange der Euro besteht.“ Eine Auflösung des jetzigen Euro wäre ein
Friedensprojekt für Europa, schreibt er. Es würde auch den Südländern
helfen, wieder auf eigene Beine zu kommen.
Das große Fressen werde auch nach Zypern weitergehen, schreibt Frank
Schäffler, FDP, Mitglied im Finanzauschluss des Bundestages. „Seit dem
ersten Schuldenpaket für Griechenland dreht sich die Interventionsspirale
immer schneller.“ Mit diesem Plan „haben die Rettungseuropäer die Kriterien
von Maastricht und die Nichtbeistandsklausel über Bord geworfen“. Am Ende
stehe die Vergemeinschaftung aller Schulden durch Eurobonds, kritisiert er.
„Es heißt, das wolle niemand. Wer glaubt das überhaupt noch?“
Die sonntaz-Frage beantworten außerdem Annamaria Simonazzi, Professorin für
Wirtschaft an der Universität Sapienza in Rom, Panikos Lasettas, Archikekt
auf Zypern und Carsten Schneider, haushaltspolitischer Sprecher der
SPD-Bundestagsfraktion – in der aktuellen sonntaz vom 23./24. März.
23 Mar 2013
## AUTOREN
L. Kroh
S. Unsleber
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