| # taz.de -- Verfassungsänderung in Ungarn: Präsident unterschreibt | |
| > Trotz internationaler Kritik tritt die Verfassung in Kraft. Die EU hatte | |
| > eine Prüfung und gegebenenfalls Sanktionen wegen antidemokratischer | |
| > Tendenzen angekündigt. | |
| Bild: Der ungarische Präsident Janos Adler (li.) besucht Bundespräsident Gauc… | |
| WIEN/BERLIN rtr/afp | Der ungarische Staatspräsident Janos Ader hat die | |
| jüngsten [1][umstrittenen Verfassungsänderungen] erwartungsgemäß in Kraft | |
| gesetzt. Die rechtskonservative Regierungsmehrheit im Parlament hatte sie | |
| vor knapp zwei Wochen verabschiedet. Die Grundgesetznovelle sei im | |
| Amtsblatt veröffentlicht worden, berichtete die staatliche ungarische | |
| Nachrichtenagentur MTI. | |
| EU-Justizkommissarin Viviane Reding hatte Ungarn wegen der umstrittenen | |
| Verfassungsreform mit der Kappung europäischer Hilfen gedroht. „Die | |
| Kommission ist Hüterin der Verträge und als solche sieht sie nicht tatenlos | |
| zu, wenn die Grundsätze dieser Verträge mit den Füßen getreten werden“, | |
| sagte Reding am Donnerstag in Berlin. | |
| Die Fidesz-Partei von Ministerpräsident Viktor Orban hatte die | |
| Verfassungsänderungen im Budapester Parlament durchgesetzt, die | |
| international als Einschränkung demokratischer Rechte kritisiert werden. | |
| Die EU-Kommission werde die Verfassungsänderung und die sich daraus | |
| ergebenden Folgen überprüfen, erklärte Reding und verwies auf Artikel 7 des | |
| EU-Vertrages. Demnach können die Rechte eines Mitgliedsstaates in der | |
| Europäischen Union eingeschränkt werden, wenn die Werte des | |
| Staatenbündnisses verletzt werden. Dies könne auch Kürzungen der | |
| Geldzahlungen an Ungarn oder Einschränkungen der Stimmrechte zur Folge | |
| haben. | |
| ## Rechtsstaatlichkeit in Gefahr | |
| Reding sagte mit Blick auf die verfassungsändernde Mehrheit der Fidesz im | |
| Budapester Parlament: „Mit dem Grundgesetz spielt man nicht. Man kann nicht | |
| alle sechs Monate hingehen und das Grundgesetz ändern.“ Sie habe den | |
| Eindruck, dass in Ungarn die Rechtsstaatlichkeit in Gefahr sei, sagte die | |
| Kommissarin, die wie Orban der konservativen Parteienfamilie angehört. | |
| Durch die Verfassungsänderung werden in Ungarn alle Entscheidungen des | |
| Verfassungsgerichts seit 2012 ungültig. Zudem darf sich das Gericht bei | |
| Gesetzen nur noch mit Verfahrensfragen und nicht mehr mit dem Inhalt | |
| beschäftigen. Das Parlament kann die Ausreise von Bürgern für mehrere Jahre | |
| verbieten, die für ihr Studium staatliche Hilfe erhalten haben. | |
| Kritiker werfen Orban zudem vor, mit der Verfassungsänderung die Machtbasis | |
| der Fidesz in öffentlichen Einrichtungen dauerhaft zu festigen. Die | |
| EU-Kommission fürchtet, dass durch die neue Verfassung unter anderem die | |
| Pressefreiheit, die Unabhängigkeit der Zentralbank und des Justizwesens | |
| sowie anderer staatlicher Institutionen eingeschränkt werden. | |
| 27 Mar 2013 | |
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