# taz.de -- Planung für 1. Mai in Berlin: „Ins Herz der Bestie“ | |
> Der 1. Mai könnte hart werden: Erst marschiert die NPD, dann wollen die | |
> Autonomen ins Regierungsviertel ziehen – diesmal mit allen Mitteln. | |
Bild: So ähnlich geht das jedes Jahr am 1. Mai in Berlin-Kreuzberg: Irgendwas … | |
BERLIN taz | Für Polizeipräsident Klaus Kandt wird der diesjährige 1. Mai | |
eine Premiere – und die dürfte es in sich haben. Denn inzwischen ist klar, | |
dass die autonome Szene ihre abendliche Großdemo wie schon letztes Jahr ins | |
Stadtzentrum führen will, mit allen Mitteln. Und: Bereits am Mittag will | |
ein Bündnis mit Massenblockaden einen Aufmarsch der NPD verhindern. | |
„Wir wollen ins politische Zentrum dieses Landes, und diesmal werden wir | |
das auch durchsetzen“, sagt Jonas Schiesser von der Antifaschistischen | |
Revolutionären Aktion Berlin der taz. Bereits im letzten Jahr hatten die | |
Linken versucht, ihre 18-Uhr-Demo ins Regierungsviertel zu führen. Der Zug | |
wurde vorm Jüdischen Museum in Mitte von der Polizei gestoppt. Die | |
Polizeiführung begründete das mit Steinwürfen, die Autonomen sprachen von | |
einem gezielten Angriff. | |
Auch in diesem Jahr stehe die Kritik an der europäischen Krisenpolitik im | |
Vordergrund der Demo, erklärt Schiesser. „Und die wird nun mal in Berlin | |
entschieden, mit all ihren unsozialen Folgen.“ Deshalb wolle man erneut ins | |
Regierungsviertel ziehen, „ins Herz der Bestie“. | |
Dafür tüfteln die Autonomen an einem neuen Demokonzept. Schiesser bestätigt | |
„einen Plan B“, sollte die Polizei den Aufzug erneut stoppen: „Wir werden | |
auf Schikanen unkonventionell reagieren.“ Bereits bei Protesten etwa in | |
Heiligendamm hatten Linke Konzepte erprobt, Polizeisperren zu | |
„durchfließen“. | |
Angemeldet werden soll die Demo in den kommenden Tagen. Als Startpunkt ist | |
der Kreuzberger Spreewaldplatz geplant, unweit einer von Flüchtlingen | |
besetzten Schule. Die streikenden Asylbewerber sollen auf der Demo einen | |
eigenen Block bilden, ebenso wie Mietergruppen oder kurdische Aktivisten. | |
Nach einem Schlenker über Neukölln soll es über die Skalitzer- und | |
Wilhelmstraße zum Pariser Platz gehen. Die Organisatoren rechnen wie im | |
Vorjahr mit rund 15.000 Teilnehmern. | |
## Massenblockaden geplant | |
Für die Polizei nicht die einzige Herausforderung am 1. Mai: Bereits um 12 | |
Uhr will die NPD in Schöneweide aufmarschieren, eine der zentralen | |
Veranstaltungen der Partei an diesem Tag. Sprechen sollen NPD-Chef Holger | |
Apfel, sein Vorgänger Udo Voigt, auch der Berlin-Vorsitzende Sebastian | |
Schmidtke. | |
Seit Wochen ruft dagegen ein Bündnis aus Nazigegnern zu Massenblockaden | |
auf. „Wir werden nicht zulassen, dass die Nazis ihre Menschenverachtung auf | |
die Straße tragen“, sagt Sprecher Jan Landers. Man werde ihnen die Straße | |
versperren. Wolfgang Thierse (SPD) und Volker Beck (Grüne) wollen | |
mitmachen, dutzende Verbände und Parteien unterstützen die Aktion. | |
Bereits 2010, als die NPD zuletzt am 1. Mai groß in Berlin demonstrieren | |
wollte, wurde dies durch 10.000 Blockierer verhindert. Ähnlich viele | |
Protestierer erwarte man auch diesmal, so Landers. Gut möglich, dass das | |
auch die NPD ahnt. Nach taz-Informationen hat sie bisher eine Kundgebung | |
für nur rund 300 Teilnehmer angemeldet. Schon zuletzt waren Aktionen der | |
Berliner NPD spärlich besucht. So bliebe immerhin die Schmach einer | |
Blockade erspart. | |
Die Polizei äußert sich zum Einsatzgeschehen am 1. Mai noch nicht. Man | |
werde erst einmal die Anmeldungen und Gespräche mit den Veranstaltern | |
abwarten, sagte ein Sprecher. Seinem Chef Klaus Kandt dürfte der Tag | |
bereits mehr Kopfzerbrechen bereiten. | |
29 Mar 2013 | |
## AUTOREN | |
Konrad Litschko | |
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