# taz.de -- Neues Asylbewerberheim: Strafe für ungezogenen Bezirk | |
> Mitte will den Betrieb eines Heimes verhindern. Die Konsequenz: Der | |
> Bezirk soll deshalb bald nicht mehr dafür zuständig sein. | |
Bild: Protest von Flüchtlingen in Berlin (Archivbild). | |
In Sachen Asylbewerberheime scheint der Senat nun andere Saiten | |
aufzuziehen: Sozialsenator Mario Czaja (CDU) hat Stadtentwicklungssenator | |
Michael Müller (SPD) gebeten, dem Bezirk Mitte die Zuständigkeit für die | |
Genehmigung eines solchen Heimes zu entziehen. Das teilte der Präsident des | |
für die Unterbringung von Asylbewerbern zuständigen Landesamtes für | |
Gesundheit und Soziales, Franz Allert, der taz mit. | |
Es geht um ein im Aufbau befindliches Heim in der Nähe der BND-Baustelle. | |
Mittes Baustadtrat Carsten Spallek (CDU) hatte der zuständigen | |
Unternehmerin unter Androhung von Zwangsmitteln den Betrieb des Heimes | |
untersagt und sie aufgefordert, die Flüchtlinge vor die Tür zu setzen. | |
Gegenüber der taz hatte Spallek das mit „massiven Störungen“ der Nachbarn | |
im Wohngebiet begründet. | |
Bei der Senatsverwaltung für Stadtentwicklung will man sich zu Czajas | |
Wunsch, Mitte die Zuständigkeit in dieser Frage zu entziehen, nicht äußern. | |
„Den Brief hat uns Herr Czaja geschrieben. Darum hat er das Recht, als | |
Erster eine Antwort zu erhalten. Erst danach informieren wir die Presse“, | |
sagt Sprecherin Petra Rohland. | |
Aktuell sind sämtliche Asylbewerberheime bis auf den letzten Platz gefüllt. | |
Die Erstaufnahmestelle in der Motardstraße in Spandau ist sogar mit 150 | |
Menschen mehr belegt, als es Plätze gibt. Die Ankömmlinge schlafen dort zum | |
Teil auf den Gängen. Nach Informationen, die der linken Abgeordneten Elke | |
Breitenbach vorliegen, wurden Anfang voriger Woche sogar mehrere Familien | |
nicht mit einem Heimplatz versorgt, sondern weggeschickt. | |
Baustadtrat Spallek zeigt nicht zum ersten Mal die eiskalte Schulter, wenn | |
es um Flüchtlinge geht: Eine Notunterkunft, die das Land in einer | |
ehemaligen Schule eingerichtet hat und in der 215 Flüchtlinge wohnen, soll | |
das Land nach dem Willen von Spallek wegen des Bauplanungsrechtes sofort | |
räumen. „Das geht wegen der drohenden Obdachlosigkeit natürlich nicht“, | |
sagt Allert. | |
Auch die Senatsverwaltung für Soziales selbst, deren Gebäude teilweise in | |
Mitte liegen, bekommt Spalleks Unmut zu spüren: Der Warteraum und die Büros | |
dort sind auf die große Zahl der Flüchtlinge nicht eingerichtet. Die warten | |
darum zum Teil auf der Erde kniend mit Kleinkindern auf dem Schoß. „Im | |
letzten Winter mussten wir sogar ein Zelt aufstellen, damit niemand in der | |
Kälte im Freien warten musste“, sagt Allert. „Seit letzten Herbst wollen | |
wir Bürocontainer errichten. Es war wiederum das Bauamt Mitte, das den | |
Bauantrag abgelehnt hat. Inzwischen haben wir durch die Senatsverwaltung | |
für Stadtentwicklung die notwendige Baugenehmigung.“ | |
6 May 2013 | |
## AUTOREN | |
Marina Mai | |
## TAGS | |
Flüchtlinge | |
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