# taz.de -- Kommentar: Autonomie kann man verspielen | |
> Es gibt Situationen, da verweist der Senat zu Recht auf die | |
> "gesamtstädtische Bedeutung". Die Unterbringung von Flüchtlingen ist so | |
> ein Fall. | |
Bild: Protest von Flüchtlingen in Berlin (Archivbild). | |
Die bezirkliche Selbstverwaltung ist ein hohes Gut. Und sie hat gute | |
Gründe: Probleme können so nah an dem Ort gelöst werden, wo sie entstehen. | |
Die BürgerInnen behalten den direkten Draht zur Politik. | |
Der Aufschrei der Bezirke, wenn der Senat ihnen mal wieder Mittel kürzt | |
oder – unter Verweis auf die „gesamtstädtische Bedeutung“ – Bauplanung… | |
sich reißt, ist daher berechtigt. Aktuell aber zeigt sich: Man kann | |
Autonomie auch verspielen. | |
Wenn CDU-Senator Czaja nun Bezirke verpflichtet, gegen ihren Willen | |
Asylbewerber aufzunehmen, greift die „gesamtstädtische Bedeutung“ auch im | |
Sozialen. Zu Recht: Wie manche Bezirksämter sich winden, Flüchtlinge | |
aufzunehmen, ist schäbig. Noch schäbiger: wenn Reinickendorfs CDU-Stadtrat | |
Briefe verschickt, um gegen „Zwangsmaßnahmen“ zu wettern. | |
## Keine Stimmungsmache | |
Gerade dieser Brief zeigt, welche gefährliche Spirale der Stimmungsmache | |
sich nun in Gang setzen könnte. Es ist höchste Zeit für die Bezirke, nun | |
innezuhalten und ihrer sozialen Verantwortung gerecht zu werden. | |
Aber auch der Senat muss mehr tun, als nur für Notunterkünfte sorgen. | |
Längst herrschen nicht in allen Bezirken gleiche Unterbringungsstandards. | |
Und die Wohnungsunternehmen des Landes rücken nur zögerlich Räume heraus. | |
Auch das hat: gesamtstädtische Bedeutung. | |
6 May 2013 | |
## AUTOREN | |
Konrad Litschko | |
## ARTIKEL ZUM THEMA | |
Neues Asylbewerberheim: Strafe für ungezogenen Bezirk | |
Mitte will den Betrieb eines Heimes verhindern. Die Konsequenz: Der Bezirk | |
soll deshalb bald nicht mehr dafür zuständig sein. |