| # taz.de -- SPD will mehr Informationsfreiheit: Sozis lassen tiefer blicken | |
| > Die SPD stellt ein neues Transparenzgesetz vor – das freilich keine | |
| > Aussicht auf schnelle Umsetzung hat. Jubel erntet sie dafür dennoch. | |
| Bild: Gibt es UFOs? Das von der SPD geplante Informationsfreiheitsgesetz könnt… | |
| BERLIN taz | Es ist nur ein Absatz, der da im „Regierungsprogramm“ der SPD | |
| steht, und er besteht aus bloß 58 Wörtern. Das ist nicht viel für ein Werk | |
| von 120 Seiten. Die SPD, heißt es da, will sich auf Bundesebene für ein | |
| umfassendes [1][Transparenzgesetz] einsetzen. Am Mittwoch stellte die | |
| SPD-Fraktion einen Entwurf dazu vor. Dass er vor der Wahl umgesetzt wird, | |
| ist ausgeschlossen. Zuspruch gab es dennoch. | |
| Denn der Entwurf – erarbeitet mit Hilfe der Deutschen Gesellschaft für | |
| Informationsfreiheit – sieht eine kleine Revolte im Kampf um staatliches | |
| Wissen vor: So soll ein [2][Informationsfreiheits]- und Transparenzgesetz | |
| an die Stelle der vielen verschiedenen Auskunftsgesetze treten. Danach | |
| wären Behörden verpflichtet, Informationen in zentrale Datenportale | |
| einzustellen – etwa Gesetzentwürfe oder öffentliche Verträge. Außerdem | |
| sollen Bürger leichter Auskünfte einfordern können. | |
| Derzeit haben Bürger nach dem [3][Informationsfreiheitsgesetz], dem Umwelt- | |
| oder dem Verbraucherinformationsgesetz bereits die Möglichkeit, | |
| Auskunftsersuchen zu stellen. Journalistenverbände, Bürgerrechtler und | |
| Demokratieaktivisten bemängeln aber seit Jahren, dass die Gesetze in der | |
| Praxis zu schwach sind. Für Aufsehen etwa sorgte der Versuch, an das 2009er | |
| Gutachten des Wissenschaftlichen Dienstes des Bundestags zu gelangen, das | |
| über die [4][Existenz von Ufos Auskunft] gibt. Im April [5][berichtete die] | |
| [6][Zeit], wie erfinderisch Behörden ihre Verpflichtungen umgehen. | |
| Und nun ein aussichtsloser SPD-Vorstoß – in Wahlkampfzeiten? Der | |
| Vorsitzende des Deutschen Journalisten-Verbands, Michael Konken, begrüßte | |
| die Initiative am Mittwoch dennoch: „Ein umfassendes Transparenzgesetz auf | |
| Bundesebene ist längst überfällig. Eigentlich müssten sich dieser | |
| Initiative alle Parteien heute noch anschließen.“ Auch Claudine Nierth, | |
| Sprecherin von Mehr Demokratie, sagte der taz: „Beim Thema Transparenz hat | |
| sich in der SPD in den letzten Jahren viel bewegt. Das Thema im Wahlkampf | |
| zu setzen, erlaubt uns, die SPD daran nach der Wahl zu messen.“ | |
| ## Hamburg ist gläsern | |
| Tatsächlich gibt es in SPD-geführten Bundesländern bereits verschiedene | |
| Transparenzinitiativen. Rheinland-Pfalz und Bremen etwa verfügen über | |
| öffentliche Informationsregister. Nordrhein-Westfalen und Niedersachsen | |
| erarbeiten derzeit Transparenzgesetze. Im SPD-regierten Hamburg führte die | |
| gesamte Bürgerschaft einstimmig das bislang [7][umfassendste | |
| Transparenzgesetz] Deutschlands ein. | |
| Kritik gab es am Mittwoch dennoch. Die Open-Government-Expertin und Piratin | |
| [8][Anke Domscheit-Berg] bemängelte den Vorstoß als schwammig und | |
| unpräzise. Der Entwurf sei „ein für den Wahlkampf geschriebenes | |
| Patchworkgesetz und keine zielgerichtete Umsetzung einer | |
| Open-Government-Strategie.“ Stefan Wehrmeyer, Gründer von | |
| [9][fragdenstaat.de], sagte: „Der Entwurf ist ein richtiger Schritt, geht | |
| aber nicht weit genug. Wir brauchen ein [10][Recht auf | |
| Informationsfreiheit] im Grundgesetz. Dagegen hat die SPD im April erst | |
| gestimmt.“ | |
| 16 May 2013 | |
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| [4] http://www.berlin.de/sen/justiz/gerichte/vg/presse/archiv/20111201.1520.363… | |
| [5] http://www.zeit.de/digital/internet/2013-04/ifg-informationsfreiheit-protok… | |
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| ## AUTOREN | |
| Martin Kaul | |
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