| # taz.de -- Kommentar Verwandtenaffäre in Bayern: Mangel an Unrechtsbewusstsein | |
| > Die bayerischen Politiker wussten in der Verwandtenaffäre genau, was sie | |
| > tun. Es liegt nun an den Wählern, für Konsequenzen zu sorgen. | |
| In der Affäre um die Beschäftigung von engen Familienmitgliedern im | |
| Bayerischen Landtag kommen immer mehr Details ans Licht. Sie alle zeigen | |
| nur eines: Den Abgeordneten fehlt das Unrechtsbewusstsein. | |
| Seit dem 1. Dezember 2000 verbietet das Abgeordnetengesetz im Bayerischen | |
| Landtag die Beschäftigung von Ehegatten und anderen engen Verwandten. Mit | |
| einer Ausnahme: Bereits bestehende Arbeitsverträge durften beibehalten | |
| werden. | |
| Als vor sechs Wochen bekannt wurde, dass insgesamt 79 bayerische | |
| Abgeordnete jeglicher Couleur von dieser Ausnahmeregelung zum Teil bis zum | |
| heutigen Tag Gebrauch machten, war das ein Grund, sich zu wundern. Jetzt | |
| hat Bayerns Landtagspräsidentin Barbara Stamm auf Druck der Medien eine | |
| Liste veröffentlicht, die zeigt, dass 16 bayerische Abgeordnete ihre Kinder | |
| oder Ehefrauen sogar gezielt einstellten, um von der Ausnahmeregelung zu | |
| profitieren. | |
| Während also im Mai 2000 in den parlamentarischen Gremien darüber beraten | |
| wurde, die umstrittenen Beschäftigungsverhältnisse abzuschaffen, schlossen | |
| sie noch schnell die entsprechenden Verträge ab. Auch ein Gesetzentwurf der | |
| Grünen zur Abschaffung der Beschäftigungsverhältnisse lag da bereits vor. | |
| Man darf also davon ausgehen, dass die zwölf CSU- und vier | |
| SPD-Abgeordneten, die ihre Namen nun auf der Liste wiederfinden, recht | |
| genau wussten, was sie taten. | |
| Rein rechtlich handelten sie legal. Bis auf einen Abgeordneten, der bereits | |
| zurücktrat, wird man niemanden belangen können. Davon abgesehen, muss man | |
| sich fragen, ob das mangelnde Unrechtsbewusstsein Politiker für ihren Beruf | |
| qualifiziert. Zwar hat der Landtag mittlerweile alle | |
| Beschäftigungsverhältnisse dieser Art abgeschafft. Aber letztlich ist es am | |
| Wähler, diese unsägliche Affäre baldmöglichst zu beenden. | |
| 29 May 2013 | |
| ## AUTOREN | |
| Marlene Halser | |
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