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# taz.de -- Pro Köln will zum CSD: „Besonders perfide“
> Die rechtsextreme Bürgerbewegung will den Christopher Street Day nutzen,
> um antiislamische Propaganda zu verbreiten. Die Veranstalter wehren sich.
Bild: „Proud to be Kölsch“ und „Moscheeverbotsschild“: Pro Köln will …
KÖLN taz | Der Cologne Pride gilt als der größte [1][Christopher Street
Day] Europas. Zwischen 600.000 und eine Million Zuschauer verfolgten in den
vergangenen Jahren die schwul-lesbische Demonstrationsparade in der
Domstadt. Am 7. Juli soll es wieder so weit sein. Doch diesmal gibt es im
Vorfeld mächtig Ärger. Denn ausgerechnet die „[2][Bürgerbewegung Pro Köln…
hat sich zum diesjährigen CSD angemeldet.
Unter dem Motto „Proud to be Kölsch“ plant die Stadtratsfraktion der
rechtsextremistischen Vereinigung, den CSD für ihre rassistische Kampagne
gegen „Islamisierung und Überfremdung“ zu instrumentalisieren. Ihr Wagen
werde mit einem großen „Moscheeverbotsschild“ ausstaffiert sein, kündigte
sie an.
„Mit Pro Köln wird es zurück zu den Wurzeln des CSD gehen, zum politischen
Kern sozusagen: Gegen die Bedrohung oder sogar körperliche Angriffe auf
Homosexuelle, die sich heute vor allem vor zugewanderten islamistischen
Fanatikern in unseren Großstädten fürchten müssen“, sagte
Fraktionsgeschäftsführer Markus Wiener.
Als „besonders perfide“, bezeichnet der grüne Bundestagsabgeordnete Volker
Beck die Ankündigung. Pro Köln versuche damit, „Minderheiten gegeneinander
auszuspielen“. Beck sagte weiter, „für diese Partei sind Minderheiten
generell verabscheuungswürdig – heute sind es Ausländer, morgen wieder
Schwule und Lesben“.
## „Zutiefst heuchlerisch“
Auch die Linkspartei-Abgeordnete Ulla Jelpke ist empört. „Der angekündigte
Auftritt von Pro Köln ist nicht nur eine Provokation für die übrigen
Teilnehmer der Parade, sondern auch zutiefst heuchlerisch“, sagte Jelpke.
Denn in Wirklichkeit gehe es der Vereinigung „nur darum, ihre
antimuslimischen Hetzparolen nun unter den Deckmäntelchen des CSD zu
verbreiten“.
Bislang ist die selbsternannte „Bürgerbewegung“ nicht gerade als
Vorreiterin für die Rechte von Schwulen und Lesben in Erscheinung getreten.
Stattdessen wetterte sie stets mit Inbrunst gegen die „Homo-Lobby“ und
lehnte die finanzielle und ideelle Unterstützung schwul-lesbischer Projekte
konsequent ab.
„Neben den abwertenden Äußerungen zu Ausländern oder Personen mit
Migrationsgeschichte agitiert ’pro Köln e.V.‘ auch gegen sexuelle
Minderheiten“, heißt es im nordrhein-westfälischen
Verfassungsschutzbericht. „Homosexuelle werden subtil verächtlich gemacht
und durch diffamierende Formulierungen herabgesetzt.“
## Außerordentliche Mitgliederversammlung
Am kommenden Dienstag findet eine außerordentliche Mitgliederversammlung
des Kölner [3][Lesben- und Schwulentags (KLuST)], dem Veranstalter des
Cologne Pride, statt. „Dort werden wir entscheiden, wie wir mit Pro Köln
umgehen“, sagte Uli Breite, Fraktionsgeschäftsführer der FDP im Kölner
Stadtrat und früherer Vorsitzender des schwul-lesbischen Sportvereins
[4][FC Janus]. „Wir dürfen uns von Rechtsradikalen nicht vorschreiben
lassen, wie wir unsere Parade zu gestalten haben“, sagte er.
Breite ist davon überzeugt, dass Pro Köln gar nicht an der Parade
teilnehmen, sondern etwas anderes erreichen will: dem CSD den Charakter als
politische Demonstration nehmen. „Sie wollen einen Grund finden, um vor
Gericht ziehen zu können.“
Der FDP-Politiker hofft, dass ein vom KLuST in Auftrag gegebenes
Rechtsgutachten zu dem Ergebnis kommt, dass die Veranstalter Pro Köln
juristisch wasserdicht die Teilnahme verwehren können. Sollte das nicht der
Fall sein, müsse man ein kluge Lösung finden. „Zum Glück können die ja
nicht selbst bestimmen, wo sie in der Parade mitgehen“, sagte FDP-Mann
Breite.
30 May 2013
## LINKS
[1] http://www.csd-cologne.de/
[2] http://www.pro-koeln-online.de/
[3] http://www.csd-cologne.de/veranstalter_klust_de,15861.html
[4] http://www.sc-janus.de/
## AUTOREN
P. Beucker
A. Krüger
## TAGS
Schwerpunkt Rassismus
Fremdenfeindlichkeit
Pro Köln
Christopher Street Day (CSD)
Moschee
Bürgerbewegung
Pro Köln
Wolfsburg
Rechtsextremismus
Pro NRW
Piratenpartei
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