# taz.de -- Kölner Zentralmoschee: Ohrfeige für Günter Wallraff | |
> Der türkische Islamverband Ditib reagiert auf Kritik: Der Kölner Bau gehe | |
> voran, von „rückwärtsgewandter Verkitschung“ könne keine Rede sein. | |
Bild: Eher schlicht als kitschig: Besucher betrachten den provisorischen Gebets… | |
BERLIN taz | Mit ungewöhnlich scharfen Worten hat der Bauherr der Kölner | |
Zentralmoschee auf [1][Kritik] des Kölner Publizisten Günter Wallraff | |
reagiert. Der Vorstand des türkisch-islamischen Dachverbands Ditib wirft | |
ihm und dem Kölner Kardinal Meisner in einer Erklärung „Einfalt“, | |
„Bevormundung“ und „Unterstellungen“ vor. | |
Zugleich lädt der Moscheeverband die beiden Kritiker zu einer Führung durch | |
das Gotteshaus und das angeschlossene Gemeindezentrum ein, um sich ein Bild | |
der baulichen Fortschritte zu machen. | |
Wallraff hatte am Montag den türkischen Regierungschef Recep Tayyip Erdogan | |
dafür verantwortlich gemacht, dass es auf der Baustelle der Kölner | |
Zentralmoschee im Bezirk Ehrenfeld nicht so recht vorangehe. Er warf dem | |
Verband vor, eine „rückwärtsgewandte Verkitschung des Innenausbaus“ | |
anzustreben, die mit den Plänen des ursprünglichen Architekten Paul Böhm | |
nichts mehr zu tun hätten. | |
Meisner hatte im September mit Blick auf die geplanten Ladenräume und Büros | |
auf dem Gelände der Moschee vor dem Entstehen einer türkischen | |
„Parallelgesellschaft“ gewarnt. | |
## Platz für 1.200 Männer und 400 Frauen | |
Der Ditib-Verband stellt jetzt klar, dass Böhm, von dem der Entwurf der | |
Moschee stammt, von Anfang an nicht mit der Innengestaltung beauftragt | |
worden sei. Dafür sei ein Innenarchtitekt zuständig. „Es ist betrüblich, | |
wenn Akteure, die sich öffentlich zum Moscheebau äußern, keine unserer | |
persönlichen Einladungen angenommen haben“, heißt es weiter in der | |
[2][Erklärung], die auf der Webseite des Verbands veröffentlicht wurde. | |
Erst vor einigen Wochen, zum „Tag der offenen Moschee“ am 3. Oktober, waren | |
Tausende Besucher zu dem halbfertigen Bau gekommen, hatten durch die | |
Bauzäune hindurch fotografiert oder den großen Konferenzsaal besichtigt. | |
Alle Räume sind allerdings noch nicht fertiggestellt. | |
So wird wegen der Bauarbeiten derzeit noch in provisorischen Räumen | |
gebetet. In dem Gebetsraum sollen einmal 1.200 Männer und 400 Frauen Platz | |
finden. Wegen eines schwelenden Streits um Baumängel kam es auf der | |
Baustelle zuletzt jedoch fast zum Stillstand, ein gerichtliches Gutachten | |
ist noch in Arbeit. | |
Die geplante Eröffnung der Moschee im Jahr 2014 sei aber „auf einem guten | |
Weg“, gibt sich der Verband trotzdem optimistisch. Einzelne Teile des Baus, | |
etwa der Verwaltungstrakt, sollen in Etappen eröffnet werden. Auch der | |
Gebetssaal werde in Abschnitten fertiggestellt und „über die Jahre | |
wachsen“, so der Verband. Das Credo bei Moscheebauten dürfe aber nicht | |
lauten: „Die Moschee ist in Ordnung, solange Christen sie bauen, gestalten | |
und im Auge behalten!“ | |
29 Oct 2013 | |
## LINKS | |
[1] /Moschee-Bau-in-Koeln/!126375/ | |
[2] http://www.ditib.de/detail1.php?id=381&lang=de | |
## AUTOREN | |
Daniel Bax | |
## TAGS | |
Moschee | |
Günter Wallraff | |
Köln | |
Kardinal Meisner | |
Christentum | |
Kardinal Meisner | |
Leipzig | |
Günter Wallraff | |
Umweltschutz | |
Schwerpunkt Rassismus | |
## ARTIKEL ZUM THEMA | |
„The House of One“ in Berlin: Drei Religionen bauen gemeinsam | |
Am Petriplatz in Berlin-Mitte soll ein gemeinsames Bethaus für Christen, | |
Juden und Muslime entstehen - ein Experiment mit ungewissem Ausgang. | |
Kölner Kardinal und Muslime: Meisner gibt den Sarrazin | |
Joachim Meisner ist eine kinderreiche katholische Familie lieber als drei | |
muslimische. Hinterher will der Kölner Kardinal alles nicht so gemeint | |
haben. | |
Moschee-Bau im Leipzig-Gohlis: Streit im Paradies | |
Leipzig gibt sich weltoffen. Der Konflikt um eine Moschee zeigt aber ein | |
anderes Bild. Am Samstag trafen Gegner, Befürworter und Neonazis | |
aufeinander. | |
Moschee-Bau in Köln: Erdogans Kitsch | |
Das muslimische Gotteshaus sollte längst fertig sein, doch die Bauarbeiten | |
ruhen. Der Journalist Günter Wallraff macht den türkischer Premier | |
verantwortlich. | |
Unweltschutz und Muslime: Der Öko-Dschihad kommt | |
Der Islam liefert theologische Gründe für ökologisches Verhalten, sagen die | |
„Grünen MuslimInnen“. Der „Tag der offenen Moschee“ wird umweltbewegt. | |
Pro Köln will zum CSD: „Besonders perfide“ | |
Die rechtsextreme Bürgerbewegung will den Christopher Street Day nutzen, um | |
antiislamische Propaganda zu verbreiten. Die Veranstalter wehren sich. |