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# taz.de -- US-Verfolgung von Whistleblowern: Schütze sich, wer kann
> Investigativjournalisten zeigen sich bei ihrem Jahrestreffen besorgt über
> die Repressionen gegen Medien: Ihr Job seien Enthüllungen, egal ob das
> der Obama-Administration passt.
Bild: So klein mit Hut: Obama schätzt den Einfluss der investigativen Presse a…
SAN ANTONIO taz | Die deutschen Journalisten hat der US-Präsident gerade
bei seinem Besuch in Berlin mit viel Charme und rhetorischem Können
beeindruckt – die amerikanischen Journalisten sehen Barack Obama dagegen
skeptischer denn je.
1200 Reporter und Redakteure kamen von Mittwoch bis Sonntag in San Antonio
im US-Bundesstaat Texas zum jährlichen Treffen der
[1][Investigativjournalistenunion IRE] zusammen. Ein Thema beherrschte
sowohl die Panels als auch die Gespräche auf den Fluren des
Konferenzzentrums am San-Antonio-River: Obamas „war on leaks“, wie eine der
Diskussionsrunden hieß; die Kriegserklärung der US-Regierung gegen Lecks in
den Sicherheitsbehörden – und die Journalisten, die diese Geheimnisse
öffentlich machen.
Mehrere Teilnehmer der IRE-Konferenz, darunter der ehemalige
Washington-Post-Chefredakteur Leonard Downie Jr., sind der Meinung, dass
seit den Nixon-Jahren keine Regierung so aggressiv gegen
Enthüllungsjournalisten vorgegangen ist wie die jetzige. „Die
Obama-Regierung verdächtigt Journalisten, die nur ihren Job machen,
Mitverschwörer bei Spionageakten zu sein“, sagte Downie Jr. in San Antonio.
Genau das wurde dem Fox-News-Reporter James Rosen vorgeworfen, der über
nordkoreanische Atomwaffentests berichtet hatte und dafür mutmaßlich
Geheim-Informationen aus dem US-Außenministerium zugesteckt bekam.
Bei den Ermittlungen gegen den Reporter nach dem US-Spionagegesetz wurden
seine Telefonverbindungsdaten und E-Mails beschlagnahmt. Noch empörender
empfinden viele US-Journalisten die weitreichenden Maßnahmen, die das
Justizministerium veranlasst hat, um die Quelle einer Enthüllung der
Nachrichtenagentur Associated Press (AP) über eine CIA-Operation innerhalb
der Al-Qaida im Jemen auszumachen. Bei den Ermittlungen wurden über zwei
Monate die Verbindungsdaten von 20 Telefonen der Agentur-Journalisten
ausgeforscht, darunter auch diejenigen, die AP direkt im Repräsentantenhaus
in Washington benutzt.
## Gut besuchte Praxisseminare
„Unsere gesamte Gesellschaft ist an einem Scheideweg“, sagte der
AP-Nachrichtenchef für die USA, Michael Oreskes, in San Antonio. „Die
Kriminalisierung von Journalisten ist extrem gefährlich.“ Im
Digitalzeitalter bedürfe es neuer Regeln zum Schutz von Reportern und ihrer
Quellen, so Oreskes. Bis dahin gilt: Schütze sich, wer kann.
Besonders gut besucht waren auf der Konferenz in Texas daher allerlei
Praxis-Seminare zum sicheren Umgang mit Daten, anonymem Surfen im Internet
und zu verschlüsselter Kommunikation. Spätestens mit den Enthüllungen über
das Ausmaß der Überwachung durch den US-Geheimdienst NSA und sein
britisches Pendant GCHQ komme kein Journalist mehr umhin, sich intensiv mit
diesen Themen zu beschäftigen, befanden zahlreiche Referenten der IRE.
Fast schon erleichtert schienen die Enthüllungsjournalisten dagegen zu
sein, dass sich Edward Snowden, der Insider, der die Geheimnisse über den
Abhördienst NSA in die Öffentlichkeit getragen hat, sofort selbst als
Quelle outete – und so die Reporter, die von ihm Top-Secret-Dokumente
angenommen haben, aus der Schusslinie genommen hat. Zumindest fürs erste.
Doch allein die Ermittlungsmaßnahmen gegen Journalisten von Fox News und
Associated Press reichten aus, um US-Justizminister Eric Holder am
Wochenende eine eher zweifelhafte Ehre zuteil werden zu lassen: Die
amerikanische Investigativreporterunion IRE hat ihn in ihre „hall of shame“
aufgenommen – die Halle der Schande.
23 Jun 2013
## LINKS
[1] http://www.ire.org
## AUTOREN
Wolf Schmidt
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Barack Obama
Edward Snowden
Whistleblower
Medien
Spionage
Schwerpunkt Überwachung
Enthüllungen
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Prism
Datenschutz
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Datenkrake
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