# taz.de -- Die Knigge-Frage: Wie viel gibt man Straßenmusikern? | |
> In der U-Bahn, im Café, im Restaurant: Menschen, die Musik machen, ohne | |
> dass man sie darum gebeten hat, sind überall. Wie viel Geld sollte man | |
> ihnen geben? | |
Bild: Spielt ja vielleicht ganz nett, wurde aber nicht bestellt: Musiker in der… | |
Wirtschaftswissenschaftlich betrachtet ist der Straßenmusiker nur Anbieter | |
einer akustischen „Freeware“, deren Nutzung dem prinzipiell bedarfslosen | |
„Verbraucher“ förmlich aufgedrängt wird. Wie also etwas honorieren, vor d… | |
es kein Entrinnen gibt? | |
Zunächst sollte überhaupt nur bezahlt werden, sofern die Musik gefällt. | |
Schon Adolph Freiherr Knigge stellte mitfühlend fest, dass der Musikant | |
„oft Natur, Bescheidenheit, Einfalt und Würde der Mode und dem Vorurteile | |
aufzuopfern, sich mit falschem Glanze auszurüsten, sich zum Windbeutel und | |
Spaßmacher zu erniedrigen gezwungen ist, um zu gefallen und Brot zu | |
finden“. | |
Womit sich Almosen verbieten. Sei es also wie auf dem freien Markt, wo | |
angeblich das Angebot die Nachfrage regelt. Nur ist Straßenmusik eigentlich | |
immer ein Angebot ohne Nachfrage. Musiker sind „keine gefährlichen, aber | |
desto eitlere und oft sehr zudringliche“ Leute. Ihrem Geschäft gehen sie | |
bekanntlich auf Straßen nach, in U-Bahnhöfen und in den U-Bahnen selbst. | |
Im iTunes-Store kostet ein Song mindestens 69 Cent, maximal 1,29 Euro. Was | |
wäre uns welche Musik wert? Und wer möchte entscheiden, ob diese Musik gut | |
ist? | |
Über dieses Thema kann nicht geschrieben werden, ohne das berühmte | |
[1][Experiment] der Washington Post zu erwähnen. 2007 spielte Joshua Bell, | |
einer der besten Geiger der Welt, morgens 43 Minuten in einem U-Bahnhof | |
große Stücke von Bach und Schubert. 1.097 Menschen hasteten vorbei, sieben | |
blieben stehen, um zuzuhören. Bell verdient normalerweise 1.000 Dollar in | |
der Minute, diesmal waren es 32,17 Dollar. | |
Wer nervt, bekommt nichts. Wer nicht nervt, bekommt einen freundlichen | |
Euro. Und wer berührt, dem sollten wir Herz und Portemonnaie öffnen – und | |
ihn mit einer ebenso berührenden Summe bedenken. | |
6 Jul 2013 | |
## LINKS | |
[1] http://www.youtube.com/watch?v=hnOPu0_YWhw | |
## AUTOREN | |
Arno Frank | |
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