# taz.de -- Windkraft bringt kaum Renditen: Verblasenes Anlagekapital | |
> Viele Jahre ist die Windenenergie deutlich überschätzt worden. Kaum ein | |
> Windpark bringt die Erlöse, die den privaten Investoren versprochen | |
> wurden. | |
Bild: Windkraft: hässlich und bringt kaum Geld | |
FREIBURG taz | Viele Windparks in Deutschland bringen den Anlegern nicht | |
die prognostizierten Erträge. Zu diesem Ergebnis kommt der Kasseler | |
Steuerberater Werner Daldorf nach der Auswertung von mehr als 1.150 | |
Jahresabschlüssen der Jahre 2000 bis 2011 von 175 Windparks. Daldorf ist | |
zugleich Vorsitzender des Anlegerbeirats des Bundesverbandes Windenergie | |
(BWE). | |
Im 10-Jahres-Zeitraum von 2002 bis 2011 hätten die Windstrom-Erlöse der | |
analysierten Parks im Durchschnitt nur 86 Prozent der prospektierten | |
Umsätze erreicht, sagt der Steuerexperte: „Rund die Hälfte aller | |
kommerziellen Onshore-Windparks laufen so schlecht, dass deren Anleger froh | |
sein können, wenn sie nach 20 Jahren ihr Kommanditkapital zurückbekommen | |
haben.“ | |
37 Prozent der Jahresabschlüsse zeigten gar einen negativen Cashflow – die | |
Tilgung der Darlehen war also höher als die vom Windpark erwirtschafteten | |
Mittel. Auch Bürgerwindparks, sagt Daldorf, hätten dieselben Probleme wie | |
kommerzielle Windparks; doch weil sie in der Regel kostengünstiger | |
realisiert werden und einen geringeren Anteil über Kredit finanzieren, | |
seien die Chancen der Anleger auf eine Rendite hier etwas besser. Daldorf | |
untersuchte allerdings nur Windparks, die in den Jahren bis 2006 errichtet | |
wurden. Aber die machen mit rund 20.000 Megawatt bereits 60 Prozent der | |
heute installierten Leistung aus. | |
Für die eklatanten Mindererträge ist die systematische Überschätzung des | |
Windertragspotenzials entscheidend: In der Anfangszeit rechnete man mit | |
einem Windindex, der – wie sich später zeigte – gegenüber den tatsächlic… | |
meteorologischen Verhältnissen spürbar überhöht war. Viele Anlagen konnten | |
daher an den Standorten die Prognosen nie und nimmer erreichen. Der | |
sogenannte BDB- oder auch Keiler-Häuser-Index, auf deren Basis sich | |
Windgutachter stützen, wurde daher mehrmals nach unten korrigiert, zuletzt | |
im Dezember 2011. „Nach Ansicht der BWE-Windgutachter passt er jetzt“, sagt | |
Verbandssprecher Matthias Hochstätter. | |
## Bessere Rechenmodelle | |
Weil es zudem verbesserte Messmethoden an den Standorten, ausgefeiltere | |
Rechenmodelle und auch immer mehr Referenzanlagen gibt, dürften bei neuen | |
Parks die Prospektprognosen der Realität deutlich näher kommen, ist man im | |
BWE überzeugt. Hinzu kommt, dass die Wartungskosten sinken, nachdem die | |
Anlagenbauer inzwischen langfristige Wartungsverträge anbieten. Aber trotz | |
aller Fortschritte: Auch heute gebe es noch Windparks, die mit | |
unrealistischen Erlösen kalkuliert sind, sagt Daldorf. | |
Das Thema ist für den BWE heikel. Längst gehen Windkraftgegner mit den | |
Zahlen hausieren, bestrebt die gesamte Windtechnik in Misskredit zu | |
bringen. Zudem ist der BWE Vertreter aller Akteure der Branche – der | |
Anlagenbauer und Zulieferer, der Projektentwickler und eben der Investoren. | |
Die Kritik des Anlegerbeirat ist auch als Kritik an Planern und | |
Betriebsführern zu verstehen, die auch an schlecht laufenden Parks oft noch | |
gut verdienen. Entsprechend zurückhaltend reagiert der Verband auf die | |
Analysen seines Beirats. | |
BWE-Sprecher Hochstätter will als Konsequenz vor allem die Checklisten für | |
Anleger neu auflegen. Daldorf bleibt skeptisch: Der durchschnittliche | |
Anleger könne ohne Berater die Qualität der Projekte kaum beurteilen. | |
7 Jul 2013 | |
## AUTOREN | |
Bernward Janzing | |
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