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# taz.de -- Rüstungsexorte nach Saudi-Arabien: Panzer-Deal steht vor dem Aus
> Verhandlungen über die Lieferung von bis zu 270 Panzern im Wert von fünf
> Milliarden Euro sind offenbar gescheitert. Widerstand der Opposition hat
> den Auftragsabschluss verzögert.
Bild: Glattrohrkanone voraus.
BERLIN/DÜSSELDORF dpa/afp | Der Verkauf von bis zu 270 Leopard-Panzern im
Wert von mindestens fünf Milliarden Euro an Saudi-Arabien droht zu
Scheitern. Die potenziellen Auftraggeber haben offenkundig nach zwei Jahre
langen Verhandlungen die Geduld verloren, berichtete das [1][Handelsblatt]
am Freitag unter Berufung auf mit dem Vorgang vertraute Personen.
Saudi-Arabien verhandele bereits „intensiv“ mit dem US-Konzern General
Dynamics über die Lieferung von M1-Panzern. Ein Abschluss sei bereits in
Sicht.
Das deutsche Rüstungsunternehmen Krauss-Maffei Wegmann (KMW), an das der
Auftrag im Falle erfolgreicher Verhandlungen gehen würde, wollte sich laut
dem Zeitungsbericht nicht äußern. Die Bundesregierung lehnte indes jede
Stellungnahme ab. Branchenkreisen zufolge habe man in Berlin die
Entscheidung über das umstrittene Geschäft auf die Zeit nach der
Bundestagswahl verschoben.
Die Saudis hätten sich über die massive Kritik an dem geplanten Geschäft in
der deutschen Öffentlichkeit geärgert, berichtete das Handelsblatt. Auch
erscheine es den Saudis fraglich, ob der deutsche Mittelständler überhaupt
in der Lage wäre, den Großauftrag abzuwickeln. Nach der Lieferung gehe es
schließlich um die Ausbildung der Besatzungen, den Aufbau von
Ersatzteillagern und die Wartung der Panzer. General Dynamics verfüge
bereits über die dafür nötige Infrastruktur in Saudi-Arabien, die Deutschen
dagegen müssten sie erst aufbauen.
Die Opposition lehnt die Lieferung von Kampfpanzern an Saudi-Arabien wegen
der Menschenrechtsverstöße in dem Land ab. Die Bundesregierung hatte im
Frühjahr bereits den Verkauf von 62 Leopard-Panzern und 24 Panzerhaubitzen
durch KMW an das Emirat Katar gebilligt.
## Mögliche Fusion mit französischem Panzerbauer
Scheitert das Geschäft mit Saudi-Arabien, dürfte dies auch Rheinmetall
treffen, den zweiten großen deutschen Panzerbauer. Die im MDax notierten
Papiere verloren deshalb in einem freundlichen Gesamtmarkt bis zu 2,1
Prozent auf 35,58 Euro. Händler verwiesen auf den Bericht des
Handelsblatts. Lieferant der Leopard-Panzer im Wert von mindestens fünf
Milliarden Euro wäre zwar KMW gewesen. Rheinmetall ist aber in der Regel
ein Zulieferer und baut Glattrohrkanonen, mit denen der Leopard ausgerüstet
ist.
„Das ist eine enttäuschende Nachricht für Rheinmetall“, kommentierte
DZ-Bank-Analyst Markus Turnwald. „Ein möglicher Großauftrag scheint
verloren zu gehen.“ Üblicherweise habe Rheinmetall als Zulieferer bei den
Leopard-Panzern einen Arbeitsanteil von rund 30 Prozent, das
Auftragsvolumen für das Unternehmen hätte nach Schätzungen der DZ Bank bei
diesem Deal bei rund 1,5 Milliarden Euro gelegen. „Obwohl Rheinmetall
bereits ein Rekordauftragsbuch hat, wäre dieser Auftrag richtig groß
gewesen“, sagte Turnwald.
Für weitere schlechte Stimmung mit Blick auf die Rheinmetall-Aktie sorgte
ein Bericht, wonach die Fusionsverhandlungen zwischen KMW und dem
französischen Konzern Nexter offenbar vorankommen. Beide Unternehmen hätten
bereits gegenseitig ihre Bücher geprüft, berichtete das Handelsblatt ohne
Angabe von Quellen. Auch das sei negativ für Rheinmetall, findet Analyst
Turnwald. Rheinmetall würde gegen diese direkten Konkurrenten an Boden
verlieren.
Ende Mai war bekanntgeworden, dass die beiden großen Panzerschmieden KMW
und Nexter Interesse an einer Zusammenarbeit haben. Bestätigt haben die
Konzerne dies bisher nicht. Schon damals warnten Wehr-Experten allerdings,
eine Kooperation zwischen KMW und Nexter könnte Nachteile für Rheinmetall
bedeuten, den angestammten Partner von Kraus-Maffei bei zahlreichen
Rüstungsvorhaben. Die beiden Konzerne produzieren gemeinsam unter anderem
den neuen Schützenpanzer Puma und den Radpanzer Boxer. In der Vergangenheit
war immer wieder über eine Fusion der beiden Panzer-Hersteller spekuliert
worden. Der Staatskonzern Nexter stellt den Kampfpanzer Leclerc, das
Artilleriegeschütz Caesar sowie Rad- und Schützenpanzer, Sturmgewehre und
Munition her. Die französische Regierung hatte kürzlich angekündigt, sie
wolle den Staatsanteil in bestimmten Konzernen reduzieren.
12 Jul 2013
## LINKS
[1] http://www.handelsblatt.com/unternehmen/industrie/kraus-maffei-wegmann-mill…
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