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# taz.de -- Streit über Solarmodule: EU und China wieder sonnig
> Die EU und China legen ihren Streit über Solarmodule bei. Die europäische
> Produzenten kündigen bereits eine Klage gegen den Kompromiss an.
Bild: Mit dem Fischauge ist's gleich viel hübscher: Solarzellen in Hangzhou, O…
PEKING taz | Die EU und China haben ihren Streit über Einfuhrzölle auf
Solarmodule wegen Preisdumpings beigelegt. Zuletzt drohte sich der Zwist zu
einem größeren Handelskonflikt auszuweiten, der auf andere Branchen
übergreift. Hätten sich beide Seiten nicht geeinigt, hätte die EU ab 6.
August den Strafzoll auf chinesische Solareinfuhren von derzeit 11 Prozent
auf im Schnitt 47 Prozent angehoben.
„Wir haben eine einvernehmliche Lösung gefunden, die zu einem neuen
Gleichgewicht auf dem europäischen Markt mit nachhaltigen Preisen führen
wird“, verkündete EU-Handelskommissar Karel de Gucht in einer Erklärung.
Ein Sprecher des chinesischen Handelsministeriums teilte mit, dass Peking
die Einigung „sehr begrüße“.
Chinesische Firmen dürfen nun weiterhin Solarmodule zu dem Preis in Europa
verkaufen, zu dem sie auch aktuell anbieten – rund 57 Cent pro Watt
Leistung. Allerdings gilt das nur noch bis zu einer Menge von sieben
Gigawatt, etwa 70 Prozent des derzeitigen Markts. Für weitere Module gilt
dann der erhöhte Zoll von 47,6 Prozent. De Gucht sprach von einer
„freundschaftlichen Lösung“, die zu einem "neuen Gleichgewicht" auf dem
europäischen Solarmarkt führen werde. Im Juni hatte die EU festgestellt,
dass China Preisdumping betreibt und EU-Hersteller benachteiligt, weil es
seine Solarmodule im Schnitt 88 Prozent unter den Herstellungskosten
verkauft.
## Anti-Dumping-Beschwerde
Auslöser im vergangenen Jahr war eine Anti-Dumping-Beschwerde von EU
ProSun, eine Initiative von 40 europäischen Solarunternehmen unter der
Federführung des Bonner Unternehmens Solarworld. Eine Allianz von
Projektierern und Zulieferern aus der Solarbranche sprach sich allerdings
später gegen Zölle aus – die Unternehmen bauen Solarkraftwerke oder liefern
Maschinen und Bauteile an die chinesische Industrie.
Nachdem die EU Anfang Juni einen vorläufigen Strafzoll auf chinesische
Solareinfuhren verhängte, leitete das Handelsministerium in Peking ein
Anti-Dumping-Verfahren unter anderem gegen europäische Wein-Importe ein.
Deutsche Industrieverbände fürchteten weitere Maßnahmen und sahen ihre
Geschäfte mit der Volksrepublik gefährdet. Die Bundesregierung stellte sich
auf die Seite der Industrie und sprach sich ebenfalls gegen die Strafzölle
aus.
ProSun zeigt sich enttäuscht über die Einigung. Ihr Sprecher Milan Nitschke
bezeichnete den Kompromiss als „Skandal“ und einen „Todesstoß“ für die
europäischen Solarhersteller und warf der EU vor, sie habe sich von China
erpressen und vorführen lassen. Sein Verband werde nun vor den Gerichtshof
der EU in Luxemburg ziehen und klagen.
Die chinesischen Hersteller hingegen sind zufrieden, zumindest die großen.
Sie rechnen trotz des Exportlimits von 7 Gigawatt mit wenig Einbußen in
Europa. Betroffen seien vor allem kleine Unternehmen, heißt es in
chinesischen Branchenkreisen. Und die wolle Chinas Führung angesichts der
Überkapazitäten „eh vom Markt fegen“.
28 Jul 2013
## AUTOREN
Felix Lee
## TAGS
Solarenergie
China
EU
Philipp Rösler
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Erneuerbare Energien
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