| # taz.de -- Streit um die A7: Wenn großspurig, dann privat | |
| > CSU-Chefstraßenplaner Ramsauer besteht auf einen privaten Ausbau der A7. | |
| > Niedersachsen will die Weisung des Verkehrsministers nicht befolgen. | |
| Bild: Soll sechsspurig werden: die Autobahn zwischen Hannover und Kassel. | |
| GÖTTINGEN taz | Der Streit über den Ausbau der Autobahn A 7 in | |
| Niedersachsen eskaliert. Die rot-grüne Landesregierung in Hannover weigert | |
| sich, eine Weisung von Bundesverkehrsminister Peter Ramsauer (CSU) | |
| umzusetzen, einen Teilabschnitt der Autobahn von privaten Firmen ausbauen | |
| zu lassen, ein SPD-Abgeordneter fordert strafrechtliche Ermittlungen gegen | |
| Ramsauer. | |
| Die A 7 soll zwischen Hannover und Kassel durchgängig auf sechs Spuren | |
| verbreitert werden. Auf einigen Abschnitten sind die Arbeiten bereits | |
| erledigt, an anderen wird gebaut. Nur zwischen Nörten-Hardenberg (Kreis | |
| Göttingen) und Seesen (Kreis Goslar) hat sich bislang nichts getan. Hier | |
| soll die Verbreiterung nach Ramsauers Willen im Rahmen einer sogenannten | |
| öffentlich-privaten Partnerschaft (ÖPP) erfolgen. | |
| Das bedeutet, dass private Unternehmen die zusätzlichen Spuren bauen und 30 | |
| Jahre für den Erhalt zuständig sind. Im Gegenzug erhalten sie während | |
| dieser Zeit Lkw-Mautgebühren. Ramsauer verspricht sich von dem Verfahren | |
| kürzere Bauzeiten und Einsparungen im Bundeshaushalt in Millionenhöhe. | |
| Die Landesregierung in Hannover verweist hingegen auf Zahlen des | |
| Bundesrechnungshofs. Er hatte im vergangenen Jahr festgestellt, dass ein | |
| privater Ausbau der Strecke rund 13 Millionen Euro teurer käme als ein | |
| staatlicher. Die taz hatte erstmals aus den Prüfberichten des Rechnungshofs | |
| zitiert. Berechnungen der Straßenbauverwaltung sehen die Differenz sogar | |
| bei rund 25 Millionen Euro. | |
| ## Kostentreiber Ausschreibungsverfahren | |
| Der größte Kostentreiber ist danach das Ausschreibungsverfahren. Es ist | |
| aufwendiger und dauert länger, wenn private Firmen beteiligt sind. Bis zu | |
| einer Vergabe an ein oder mehrere Unternehmen müsste die Autobahn weiter | |
| instand gehalten werden. | |
| Die Landesregierung werde Ramsauers Weisung „nicht ohne weiteres | |
| akzeptieren und auch vorerst nicht umsetzen“, sagte Wirtschaftsminister | |
| Olaf Lies (SPD). Er wolle juristisch überprüfen lassen, ob eine solche | |
| Weisung überhaupt rechtlich haltbar sei: „Ich stelle in Zweifel, dass der | |
| Bund mich so detailliert anweisen kann, eine Baumaßnahme nicht nur | |
| umzusetzen, sondern sie ausdrücklich als ÖPP umzusetzen.“ Ramsauer wolle | |
| offenbar bewusst nicht zur Kenntnis nehmen, dass sich ÖPP bei dem Projekt | |
| nicht rechne, ja sogar Steuergeld verschwende. | |
| Der Göttinger SPD-Landtagsabgeordnete Ronald Schminke streitet seit Jahren | |
| gegen den privaten Autobahnausbau. Er hält es sogar für „unabdingbar, dass | |
| die Staatsanwaltschaft Ermittlungen wegen Korruptionsverdacht einleitet“. | |
| Ramsauer und sein Staatssekretär Enak Ferlemann (CDU) seien „Täter, weil | |
| sie wissentlich handeln“. Zugunsten einiger Großunternehmen werde | |
| „Lobbyismus pur“ betrieben. | |
| Das A 7-Teilstück ist nicht der erste Autobahnabschnitt, der im Rahmen von | |
| ÖPP ausgebaut werden soll. In Bayern und Baden-Württemberg haben die Firmen | |
| Hochtief und Strabag bereits einen etwa 58 Kilometer langen Abschnitt der A | |
| 8 zwischen Ulm und Augsburg ausgebaut. Sie sollen diese Strecke jetzt 30 | |
| Jahre lang betreiben und erhalten. | |
| 16 Aug 2013 | |
| ## AUTOREN | |
| Reimar Paul | |
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