# taz.de -- Kolumne Die eine Frage: Umwelt-Buddha Altmaier lächelt | |
> Habeck (Grüne) gegen Altmaier (CDU). Der Minister bleibt ruhig, denn | |
> Habeck tritt in die grüne Besserwisserverdiener-Falle. Nur einmal schreit | |
> Altmaier höflich. | |
Bild: Zusammen durchs Watt: Habeck und Altmaier. | |
In einem kleinen Raum in Berlin, in der Nähe der Trümmer des legendären | |
Anhalter Bahnhofs, sitzt in dieser Woche der fast genauso legendäre | |
Bundesumweltminister Peter Altmaier (CDU) auf einem viel zu kleinen | |
Stühlchen und präsentiert sein aktuelles Programm. | |
Wenn er mit halb geöffnetem Mund schweigt, sieht er aus wie ein | |
saarländischer Buddha im Nirvana. Wenn er redet, verwandelt er sich in | |
einen jovialen Lieblingsonkel, der den Eifer des engagierten Neffen zu | |
seiner Linken durchaus anerkennt, aber dabei im Auge behält, dass die | |
Kirche im Dorf bleibt. | |
Einmal treibt es ihm der Junge allzu wild, da gerät er in eine | |
wohltemperierte Erregung und schreit höflich: „Entschuldigen Sie, Herr | |
Habeck, ich bitte doch darum, dass wir seriös bleiben.“ Das ist der beste | |
Moment dieses [1][Wahl-„Duells“ von Zeit Online]. Für einen kurzen Moment | |
scheint die Utopie auf, er hätte gesagt: Ich bitte doch darum, dass wir | |
seriös werden. | |
Es ist eine seltsame Konstellation: Robert Habeck (Die Grünen) verteidigt | |
die Umsetzung der von Union und FDP beschlossenen Energiewende. Nun ist er | |
zwar Deutschlands einziger Energiewendeminister, allerdings – zumindest | |
derzeit – nur für Schleswig-Holstein zuständig. Altmaier (CDU) dagegen, der | |
eindeutig Zuständige, verteidigt prioritär den Strompreis. Er verteidigt | |
ihn so engagiert, dass man als Wähler den Eindruck haben kann: im Zweifel | |
auch gegen die Energiewende. Und das ist der Trick. | |
## Die Zukunft stoppen | |
Selbstverständlich wissen auch die Grünen, dass diese Bundestagswahl | |
beherrscht wird von dem illusionären gesellschaftlichen Wunsch, die Zukunft | |
zu stoppen. Aber so ganz scheint ihnen nicht klar zu sein, dass | |
Wahlversprechen wie Steuererhöhungen und fleischfreie Tage für die | |
wenigsten Leute Gründe sind, zu den Grünen zu wechseln. | |
Die Rückbesinnung auf Gemeinwohl und Tugenden darf derzeit nur von Bürgern | |
gegenüber Politikern eingefordert werden, keinesfalls aber andersherum. Das | |
gilt als „Gängelei“, gerade auch der FAZ. Die historische Chance, den | |
Wechsel von den fossilen zu den erneuerbaren Energien jetzt und schnell zu | |
schaffen, wird nicht als eine zentrale Aufgabe unserer erwachsenen | |
Generationen verstanden. | |
Und nicht als geile Sache. Sondern als Bedrohung und Zumutung. Altmaier | |
versteht die Menschen. Er hat daher das politisch gescheiterte, aber | |
mentalstrategisch wirkende Konzept der „Strompreisbremse“ etabliert, die | |
für seine Kritiker nichts anderes als eine Energiewendebremse ist – und | |
damit mittelfristig ein durchgedrücktes Energiepreise-Gaspedal. | |
## Retter der Gegenwart | |
Dahinter steht die Erkenntnis, dass Mittelfristiges keinen interessiert, | |
die Energiewende am besten als riesiges Problem zu kommunizieren ist – und | |
er als Mann, der die Gegenwart rettet oder zumindest das Schlimmste | |
verhindert. Was ja stimmt, wenn man an die FDP denkt. | |
Im Raum am Anhalter Bahnhof murrt Habeck einmal, dass es das Problem | |
Strompreis vielleicht gar nicht gebe. Da lächelt der Buddha. Was gibt es | |
Schöneres, als die grüne Besserwisserverdiener-Falle? Weiß doch jeder, dass | |
50 Euro mehr im Jahr bei den Stromkosten eine soziale Gefahr sind, 80 Euro | |
für einmal Tanken dagegen ein Menschenrecht. Und 200 Euro Strom- oder 1.000 | |
Euro Spritsparen eine ökototalitäre Zumutung. Aber das führt jetzt viel zu | |
weit. Alles, was ich sagen will: dass Peter Altmaier einen guten Wahlkampf | |
macht. | |
16 Aug 2013 | |
## LINKS | |
[1] http://www.zeit.de/wirtschaft/2013-08/deutschlandduell-energiewende | |
## AUTOREN | |
Peter Unfried | |
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