# taz.de -- Kommentar Nazis in Hellersdorf: Deutschlandfahrt der NPD | |
> Die NPD mobilisiert mit dem Thema Flüchtlinge für den | |
> Bundestagswahlkampf. Die Politik hält dagegen. Die Asylbewerber bleiben | |
> auf der Strecke. | |
Bild: Steilvorlage genutzt: NPD-Aufmarsch in in Berlin-Hellersdorf. | |
Die NPD macht keinen Hehl daraus, dass das, was sie am Wochenende im | |
Berliner Bezirk Hellersdorf veranstaltete, Wahlkampf war. Nur seine Partei | |
stünde der „vereinten Asyllobby“ entgegen, verkündete Landeschef Sebastian | |
Schmidtke. Wer keine Flüchtlingsheime mehr wolle, müsse bei der | |
Bundestagswahl sein Kreuz bei der NPD machen. | |
Schon zum zweiten Mal innerhalb weniger Tage rollten die Neonazis in | |
Hellerdorf ihre Banner aus. Dort, wo seit einer Woche gut 50 Asylsuchende | |
in einer leerstehenden Schule untergebracht sind – und wo auch Anwohnern | |
ihren Unmut darüber freien Lauf lassen. Die NPD änderte eigens die Route | |
ihrer „Deutschlandfahrt“, auf der sie seit zwei Wochen durch die Lande | |
tourt, ohnehin mit dem Slogan „Asylflut stoppen“. Zu groß war die | |
Hellersdorfer Steilvorlage. | |
Die Kundgebung unterschied sich nicht von sonstigen Aufmärschen. Schwarze | |
Fahnenträger, hetzerisches Geschreie. Nur eine handvoll Anwohner gesellte | |
sich dazu. Zu aggressiv war der Auftritt, zu durchschaubar, dass es nur um | |
die Partei ging. | |
Was in Hellersdorf bleibt, ist ein Stellvertreterkampf. Rechts die nach | |
Aufmerksamkeit heischenden Neonazis. Links die herbeieilenden | |
Bundespolitiker der Demokraten, die nicht mehr nur die lokalen Flüchtlinge, | |
sondern die Asylpolitik an sich verteidigen. Viele Hellersdorfer schwenken | |
da bereits um, mokieren sich inzwischen weniger über das Flüchtlingsheim | |
als über die wiederkehrenden Aufzüge. | |
Das hätte sein Gutes, wenn nicht auf der Strecke bliebe, was die Geflohenen | |
endlich verdienen: zur Ruhe zu kommen. Vor der Wahl am 22. September ist | |
das nur kaum zu erwarten. Die NPD kündigte bereits an, erneut nach | |
Hellersdorf zu kommen. Keine gute Nachricht für die Menschen, die dort | |
derzeit Schutz suchen müssen. | |
25 Aug 2013 | |
## AUTOREN | |
Konrad Litschko | |
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