| # taz.de -- Volker Beck über Grünen-Aufarbeitung: „Meine Begründung war un… | |
| > Ein Gespräch mit dem Grünen Volker Beck über sein Verständnis von Politik | |
| > und sein früheres Verhältnis zu den Pädophilen in seiner Partei. | |
| Bild: Badende Grünwähler im Jahr 1984. Zwei Jahre später ist Volker Beck in … | |
| taz: Herr Beck, können Sie überhaupt noch erinnern, wann Ihre erste | |
| Begegnung mit dem grünen Milieu war? | |
| Volker Beck: 1979 war das, bei einem Parteitag der „Grünen Aktion Zukunft“ | |
| in Böblingen. Da waren nur lauter Lebensschützer – thematisch furchtbar | |
| eng. Nicht das, was die Grünen später werden sollten, ökologisch, sozial, | |
| gewaltfrei, emanzipatorisch mit Ansprüchen von Feministinnen, Lesben und | |
| Schwulen, Bürgerrechtlern, sondern nur ein paar Ein-Punkte-Bewegungen. Vor | |
| lauter Schreck wählte ich 1979 bei der Europawahl die FDP. | |
| FDP? Damals waren Sie 18, ist man in dem Alter nicht politisch radikaler? | |
| Radikales gab’s damals sogar bei der FDP. In meinem Politikleistungskurs | |
| war der Chef der baden-württembergischen Jungdemokraten. Ich ging da nie | |
| hin, aber was man so hörte, war das intellektuell ansprechend und | |
| unangepasst. Die hatten sogar Marx-Lektürekreise! Das war ein | |
| ernstzunehmendes Angebot. Zudem gab es für einen Bürgerrechtler in | |
| Baden-Württemberg nicht viele linke Gruppen, schon gar nicht auf dem Land. | |
| Wie fanden Sie schließlich in der grünen Bewegung Ihre Heimat? | |
| Durch die unabhängige Friedensbewegung. Die war in meiner Region in zwei | |
| Bündnisse gespalten: auf der einen Seite die DKP und auf der anderen drei | |
| Stuttgarter Gruppen, zu denen ich gehörte. Wir machten Straßentheater, | |
| zogen zum Nato-Doppelbeschluss in Anzug und Krawatte herum und riefen: „Wir | |
| holen uns den Kaviar aus Moskau.“ Oder wir machten Die-ins. | |
| Wir fanden die SS 20 auch nicht friedlicher als die Pershings oder | |
| Cruise-Missiles. Wir lehnten die gesamte Logik der Aufrüstungspolitik ab. | |
| Das war der wesentliche Unterschied zum DKP-Flügel, der über die | |
| Druckerpressen verfügte. Das führte dazu, dass ich 1983 frustriert | |
| aufhörte, Politik zu machen. Ich merkte: Die anderen drücken uns in der | |
| Friedensbewegung mit ihrer Infrastruktur und mehr Geld ihre Politik auf. | |
| So kamen Sie zu den Grünen? | |
| Ja, ich wollte mich nicht mehr fremdbestimmen lassen. 1986 ging ich zu | |
| einem Neuentreff, eine Woche später war ich im Kreisvorstand. So begann | |
| meine Aktivität bei den Grünen. In der Abrüstungsfrage war klar, dass man | |
| die ganze Logik infrage stellt. Ob der eine den anderen 19- oder 20-mal | |
| auslöschen kann, ist doch ein absurder Wettbewerb. | |
| Ins Heute gesprungen: Sind die Grünen nicht grotesk erfolgreich geworden? | |
| Konnten Sie das damals ahnen? | |
| Es war damals offensichtlich, wie viele Diskurse und Anliegen das | |
| Parteienspektrum, das im Bundestag saß, nicht abgebildet hat. Dass so etwas | |
| wie Antiatomkraftpolitik und Energiewende mal mehrheitsfähig wird, war | |
| nicht absehbar. Meine ersten grünen Kampagnen waren „Tschernobyl ist | |
| überall!“ und der Volkszählungsboykott. „Wir gegen den Rest der Welt“. | |
| Diese Kampagnen waren identitätsbildend, das gab mir – und anderen – Kraft. | |
| Für die Sozialdemokratie muss der Aufstieg der Grünen eine Zeit des großen | |
| Leidens gewesen sein. | |
| Die SPD hatte einfach nicht begriffen, welche große Frage mit der Ökologie | |
| auftauchte. Der sozialdemokratische Impuls war, Wirtschaftswachstum und | |
| Verteilung des damit verbundenen Wohlstandszuwachses in gerechter Art und | |
| Weise zu organisieren. Dass dieses Wachstumsmodell Grenzen hat, konnten und | |
| wollten sie lange nicht begreifen. Sie dachten, ein bisschen Umweltschutz | |
| machen, das reicht. | |
| Auf dem proletarischen Fuß war man noch nie besonders stark, oder? Die | |
| Grünen waren doch immer schon eine Mittelschichtspartei. | |
| Es gab auch Leute wie Willi Hoss, kritische Leute aus der | |
| Gewerkschaftsbewegung. Die Grünen waren immer schon in Mitgliedschaft und | |
| Wählermilieus sehr plural. Viele sicher auch aus der Mittelschicht, aber | |
| immer mit der Haltung, wenn es mir gut geht, will ich auch, das andere | |
| anständig leben können. | |
| Es gibt andere Parteien, die sich als noch pluraler inszenieren – wird es | |
| bei den Grünen langsam Zeit für eine neue Erzählung? | |
| Die brauchen wir nicht: Die ökologische Frage ist drängender denn je. Auch | |
| wenn viele andere Umweltschutzpolitik machen: Wir machen ökologische | |
| Politik. Das ist viel umfassender, da geht es nicht nur um Reparatur, wir | |
| gehen das systemisch an. Über Internet und Digitalisierung haben wir | |
| übrigens schon diskutiert, bevor es die Piraten gab. | |
| Haben sich die Grünen nicht gegenüber ihrem Anspruch als Antiparteienpartei | |
| ganz schön angepasst? | |
| Es ist normal, dass mit dem Erfolg ein gewisses Maß an Integration in das | |
| parlamentarische System einhergeht. Wir haben früher so getan, als hätten | |
| wir ein zweites Demokratiemodell in der Tasche, nur das hatten wir gar | |
| nicht. | |
| Da lagen frühe Grüne wie Rudolf Bahro oder Petra Kelly gar nicht so falsch | |
| mit ihren Prognosen: Die Grünen sind zu einer Partei geworden, die weder | |
| links noch rechts ist, sondern vorne. | |
| Nein. Wir sind eine linke Partei, die viele Fragen aufgenommen und damit | |
| auch linke Politik neu interpretiert hat. Uns geht es nicht nur darum, die | |
| Probleme des kapitalistischen Systems durch Umverteilung auszugleichen. Uns | |
| geht es um Geschlechtergerechtigkeit und internationale Gerechtigkeit. Um | |
| Bildung und die Möglichkeit zur Partizipation durch Aufstieg. Auch ein | |
| Winfried Kretschmann, der vom Habitus her konservativ wirkt, macht in dem | |
| Sinne linke Politik. | |
| Gerechtigkeit – ist das Ihr Lebensthema? | |
| Was mich immer emotional und fachpolitisch umgetrieben hat, waren soziale | |
| Gerechtigkeit und die Bürgerrechtsfrage: Mit der | |
| Volkszählungsboykottkampagne 1986 fing das an, danach bin ich relativ | |
| schnell in die Schwulenpolitik eingestiegen. Weil es da kaum Leute gab, | |
| aber ungeheure Chancen. Die Partei war bereit, was zu machen, wenn es | |
| jemanden gab, der das eingefordert hat und konzeptionell entwickelte. | |
| So’n Körnermüller waren Sie nie? | |
| Ach, dieses Klischee. Daran, ob man Müsli zum Frühstück isst oder nicht, | |
| entscheidet sich keine ökologische Frage. Ich kriege auch keine Krise, wenn | |
| ich mal eine konventionelle Tomate essen muss, und esse gelegentlich | |
| Fleisch. | |
| Sie haben in der Schwulen- und Lesbenpolitik Ihre Auffassungen verändert. | |
| Wie haben Sie diese inzwischen berühmte Bundesarbeitsgemeinschaft Schwule, | |
| Päderasten und Transsexuelle, die BAG SchwuP, die bis 1987 bestand, | |
| wahrgenommen? | |
| Ich war dort ein- oder zweimal als Gast, weil wir als Landesarbeitskreis | |
| Schwule Baden-Württemberg bei der Bundespartei beantragt haben, die BAG | |
| SchwuP aufzulösen. Solange der noch nicht durch war, wollten wir | |
| beobachten, was die da so treiben. | |
| Warum wollten Sie die SchwuP auflösen? | |
| Weil wir weder für die Aufhebung des kompletten Sexualstrafrechts noch für | |
| die Abschaffung der Paragrafen 174 und 176 im Strafgesetzbuch waren. Dass | |
| der sexuelle Missbrauch von Kleinkindern straffrei sein sollte, wäre uns | |
| nie in den Sinn gekommen! Gleichwohl war auch ich in jener Zeit in dem | |
| Irrtum gefangen, dass sexueller Missbrauch und manche pädophile Handlungen | |
| unterschiedliche Tatbestände seien. | |
| Was wollten Sie damals generell? | |
| Mein primäres Ziel war immer, den Paragraf 175 als Sonderstraftatbestand | |
| für Schwule abzuschaffen. Dagegen war das einzige Interesse der Mehrheit in | |
| der BAG SchwuP, den Schutz von Kindern vor sexuellen Übergriffen zur Seite | |
| zu wischen. Doch dieses Ziel teilten wir ganz und gar nicht. 1984 kam die | |
| Aidskrise, diese absurde BAG aber interessierte nur ihr Pädo-Anliegen. | |
| In Baden-Württemberg dachte man anders als Landesverbände etwa in NRW, | |
| Hamburg oder Berlin. Warum eigentlich? | |
| Schon als ich zu den Grünen kam, waren diese Pädo-Positionen für mich | |
| abseitig. Man konnte ja nicht über diese strukturelle Differenz zwischen | |
| Erwachsenen und Kindern hinweggehen. Wie die anderen dazu kamen, die vor | |
| mir schon Schwulenpolitik machten, weiß ich nicht. Aber es ist mir ja | |
| schließlich gelungen, hier in der Grünen Schwulenpolitik für eine klare | |
| Zäsur und Abgrenzung gegenüber pädophilen Aktivisten zu sorgen. | |
| Wie kam es, dass Pädo-Forderungen bei der Grünen-Gründung auftauchten? | |
| Es gab ja in den 70ern den sozialistischen Flügel der Schwulenbewegung, der | |
| auf die Integration … | |
| … das Verschwinden … | |
| … der Homosexuellen setzte, weil er noch andere Ziele im Sinn hatte. Und | |
| den feministischen Flügel, der die Sexualfrage zum Hauptwiderspruch | |
| erklären wollte, gab es auch. Die Pädo-Positionen waren vielleicht eine Art | |
| von Sicherheit für Schwulengruppen, dass man nicht integriert wurde. Die | |
| Lehre etwa aus dem nordrhein-westfälischen Grünen-Parteitag 1985 war, dass | |
| man mit den Pädos brechen musste. | |
| Für mich war aber schon vorher die inhaltliche Ebene entscheidend: dass | |
| man, wenn man eine menschenrechtsorientierte Schwulenpolitik machen will, | |
| den Schutz von Kindern vor Missbrauch unterstützen muss. Das war ja nicht | |
| nur eine Frage von Realpolitik. | |
| Wenn Sie damals so klar in Ihrer Ablehnung pro-pädophiler Positionen waren | |
| – wie kommt es, dass Sie noch 1987 einen Aufsatz für Angelo Leopardis Buch | |
| „Der pädosexuelle Komplex“ beisteuerten? Im Beitrag „Das Strafrecht änd… | |
| Plädoyer für eine realistische Neuorientierung der Sexualpolitik“ | |
| plädierten Sie für eine Entkriminalisierung der Pädosexualität. | |
| Man trat an mich so heran, dass das ein Diskussionsbuch sei. Wie einseitig | |
| das werden würde, wusste ich vorher nicht. Außerdem habe ich mich in meinem | |
| Beitrag – auch in seiner verfälschten Version – klar gegen die Forderung | |
| nach Abschaffung der Paragrafen 174 und 176 geäußert. Ich hielt nur deren | |
| Reform für möglich. | |
| Selbst in der vom Herausgeber verfälschten Version stehen nur zwei | |
| Vorschläge zu Paragraf 176 StGB: eine Strafabsehensklausel, also die | |
| Möglichkeit für das Gericht, im Einzelfall bei geringfügigem Unrecht der | |
| Tat von einer Strafe abzusehen. Und ich habe die Frage nach einer | |
| Evaluierung der Schutzaltersgrenze gestellt. In Europa gab es damals | |
| verschiedene Altersgrenzen, von 12 bis 18 Jahren. Die Frage war falsch, und | |
| wie ich das damals begründet habe, war unsäglich und ein großer Fehler. | |
| Was bewog Sie zum Umdenken? | |
| Ich habe mich mit den Berichten von Organisationen wie „Wildwasser“ und | |
| „Zartbitter“ auseinandergesetzt, die Opfer von sexuellem Missbrauch beraten | |
| hatten. Die Berichte handelten von Missbrauchsopfern, die traumatisiert | |
| waren, auch wenn die Täter behauptet hatten, alles sei gewaltfrei und ohne | |
| Abhängigkeitsverhältnisse gewesen. Zuvor hatte man in einschlägigen Studien | |
| – etwa bei der Diskussion über die Ergebnisse der BKA-Studie von Baurmann – | |
| gemeint, dass es gewaltfreie Situationen geben kann, bei denen das Kind | |
| keinen Schaden nimmt. | |
| Auch die Sexualwissenschaft hat das so rezipiert. Mir ist damals klar | |
| geworden, dass das nicht stimmt. Und dass man sagen muss: Im Zweifel für | |
| den Schutz. Und nicht, wie sonst im Strafrecht üblich, im Zweifel für die | |
| Freiheit. Da lag der zentrale Denkfehler, dem ich vor 26 Jahren, als ich | |
| den Aufsatz schrieb, aufsaß. | |
| Was waren Ihre Konsequenzen aus dieser Erkenntnis? | |
| 1989 beschloss der kleine Parteitag der Grünen auf meinen Antrag, dass die | |
| Forderung nach Streichung des Sexualstrafrechts oder der Paragrafen 174 und | |
| 176, wie sie in Teilen der Schwulenbewegung diskutiert wurde, für die | |
| Grünen inakzeptabel ist. Damit war die Beschlusslage der Grünen klar, mit | |
| pädophilenfreundlichen Positionen hatten wir endgültig gebrochen. Dafür | |
| bekamen wir in der taz einen über die Rübe. Weil wir den „Zusammenhang mit | |
| den anderen Perversen, den Pädophilen“ aufgekündigt hätten. | |
| Noch 1994 erntete der Schwulenverband, bei dem ich damals im Vorstand war, | |
| da Kritik: Wir sorgten mit dafür, dass die International Lesbian and Gay | |
| Association alle Organisationen, die Pädo-Gruppen haben, rausschmiss. Man | |
| kritisierte unsere vermeintliche Anpassung an den rechten Mainstream – und | |
| überging die Frage, um die es eigentlich ging: Ist der Schutz von Kindern | |
| vor Missbrauch durch Erwachsene nicht eine Menschenrechtsfrage? | |
| In noch einem Punkt haben Sie radikal umgedacht: Früher waren Sie gegen die | |
| „bürgerliche“ Homo-Ehe. Jetzt gelten Sie als Vater der Eingetragenen | |
| Lebenspartnerschaft. Woher der Sinneswandel? | |
| Der Medizinjournalist Hans Halter, ansonsten ein Propagandist des | |
| bayerischen Maßnahmenkatalogs, forderte die Schwulenehe im Spiegel. Deshalb | |
| war ich erstmal dagegen. Denn dieser Katalog aus der CSU war für uns die | |
| Ankündigung, es könnte für uns Schwule wieder zurückgehen ins Jahr 1933. Da | |
| war von Lagern die Rede, von Erfassung. Im Hinblick auf die Homo-Ehe hat | |
| mir die Entscheidung des Folketings in Dänemark die Augen geöffnet. | |
| Inwiefern? | |
| Dass Ehe für Homosexuelle überhaupt eine denkbare Frage ist. Damals waren | |
| wir ja eine Antirepressionsbewegung. Wir kämpften gegen Rosa Listen, den | |
| Paragrafen 175 StGB und gegen den Aidsmaßnahmenkatalog der CSU. Wir waren | |
| keine Emanzipationsbewegung in dem Sinne, dass wir gleichberechtigte Bürger | |
| sein wollten. Die bürgerliche Ehe lehnten wir ab, weil das unserer | |
| Identität widersprach. Es war ein gedanklicher Emanzipationsschritt, zu | |
| sagen, wir trauen uns zu, mit dieser Möglichkeit so umzugehen, dass wir sie | |
| für uns nutzen, ohne uns anzupassen – oder sie eben nicht nutzen. | |
| In Dänemark ging ja der Impuls von Schwulen und Lesben aus. | |
| Ja, denen wurde nichts übergestülpt. Diesen Wunsch auch zuzulassen war ein | |
| Erkenntnisprozess. Inzwischen finde ich am schönsten den Gang zum | |
| Standesamt von Leuten, die mal gegen die Verpartnerung gekämpft haben. | |
| Wenn Sie heute sehen, wie Homosexuelle in Russland per Gesetz verfolgt | |
| werden und welche Gewalt nach der Einführung der Homo-Ehe in Frankreich | |
| herrscht – bekommen Sie da den Eindruck: Das hört nie auf mit Homophobie? | |
| Wenn man sich so lange mit Gleichberechtigung beschäftigt, weiß man, wie | |
| zäh das Ganze ist. In Russland war man gesellschaftlich noch nie weiter. | |
| Eher schockt mich, was wir im vergangenen Jahr von Unionspolitikern hörten: | |
| Ressentiments, von „bevölkerungspolitischen Blindgängern“ war die Rede – | |
| ich dachte, das hätten wir überwunden, zumindest im demokratischen | |
| Mainstream. | |
| Meine Überzeugung war immer: Wenn man die Gleichberechtigung | |
| rechtspolitisch nicht verankert, kann es auch wieder rückwärts gehen mit | |
| der Liberalität. Wer Ungleichheit akzeptiert, hat auch kein Argument gegen | |
| Gewalt und Ausgrenzung. Deshalb insistiere ich so auf der Öffnung der Ehe. | |
| Weil das amtliche Siegel signalisiert: Schwule, Lesben und Heteros sind | |
| Bürger und Bürgerinnen auf gleicher Augenhöhe. | |
| Macht Sie das bisher Erreichte glücklich? | |
| Ja. Was wurden wir aus der Bewegung verdroschen, von wegen: Jetzt machen | |
| wir die gleichen Pflichten, aber die Rechte fehlen … Ich hatte immer den | |
| Plan im Hinterkopf, entweder kriegen wir unsere Rechte parlamentarisch oder | |
| vor Gericht Stück für Stück. Die Verfassungsgerichtsurteile, die man | |
| erstritten hat – mehr kann sich ein Politiker nicht wünschen, wenn er | |
| merkt, dass er was verändert durch seine Argumentation. | |
| Wäre Ihr politisches Lebenswerk vollendet mit einer schwarz-grünen | |
| Koalition und einer Integration gleichgeschlechtlicher Partnerschaften in | |
| Artikel 6 des Grundgesetzes, der Ehe und Familie unter den besonderen | |
| Schutz der staatlichen Ordnung stellt? | |
| Das wird nicht passieren. Die Idee von Schwarz-Grün fantasiert eine Union, | |
| die es nicht gibt. | |
| Das hätte man zur Homofrage auch sagen können vor 30 Jahren. | |
| Die Union hat zu dieser Frage keinen einzigen Schritt aus eigenem Antrieb | |
| gemacht, alles war von Karlsruhe vorgeschrieben. Jene Journalisten, die | |
| Schwarz-Grün wollen, sollen sagen, was da ginge. Steuerpolitik – | |
| Schnittmenge null. Auch in gesellschaftspolitischen Fragen ist da nichts | |
| möglich – etwa bei der Streichung des Verbots der doppelten | |
| Staatsbürgerschaft. Bei der letzten Debatte im Bundestag gab es richtig | |
| türkenfeindliche Beiträge von Unionspolitikern. Mich lockt gar nichts an | |
| Schwarz-Grün. Da mag die Kanzlerin noch so prinzipienlos sein. | |
| Vermissen Sie eigentlich schon den CSU-Politiker Norbert Geis – einen | |
| erbitterten Gegner der schwulen Gleichberechtigung? | |
| Norbert Geis gehört eigentlich das Bundesverdienstkreuz verliehen für seine | |
| Verdienste um die Gleichstellung von Lesben und Schwulen. Um das Jahr 1992 | |
| war die Debatte so neu, dass die Leute sagten, keine Ahnung, was der Beck | |
| da so will. Aber dass der Geis unrecht hat, da bin ich mir sicher. Es hat | |
| uns geholfen mit seinen schrillen Parolen, die Lebensrealitäten einfach | |
| nicht zur Kenntnis nehmen wollten. | |
| Ich habe immer versucht, Empathiebündnisse dafür zu schmieden, dass es mehr | |
| gibt als die Ehe: Alleinerziehende, nichteheliche Familien, Schwule, | |
| Lesben. Das hat uns irgendwann auch hegemonial gemacht. | |
| 30 Aug 2013 | |
| ## AUTOREN | |
| Nina Apin | |
| Jan Feddersen | |
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