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# taz.de -- Umfassende Insel-Datenbank: Kleine Welten, große Vielfalt
> Inseln sind nicht nur beliebte Urlaubsziele. Sie geben auch Aufschluss
> über die Evolution biologischer Vielfalt. Göttinger Wissenschaftler wagen
> eine Inventur.
Bild: Viel zu entdecken an und auf den und um die Inseln der Welt herum
GÖTTINGEN dpa | Die bislang umfassendste Datenbank über das Klima und die
geografische Beschaffenheit von Inseln haben Wissenschaftler der
Universität Göttingen angelegt. Meeresinseln machten nur rund fünf Prozent
des Festlandes auf der Erde aus, seien aber Heimat für eine
überproportional große Zahl von Tier- und Pflanzenarten, berichtet das
Forscherteam in der renommierten Fachzeitschrift Proceedings der
US-Nationalen Akademie der Wissenschaften („PNAS“). An der Analyse waren
auch Wissenschaftler der amerikanischen Yale-Universität in New Haven
(Connecticut/USA) beteiligt.
„Mehr als 500 Millionen Menschen leben weltweit auf Inseln. Dennoch hat
eine umfassende Beschreibung der ökologischen Bedingungen auf Inseln
bislang gefehlt“, sagt Studienleiter Holger Kreft, Biologe und Professor
für Makroökologie an der Universität Göttingen.
Die Forscher haben Daten zu fast 18 000 marinen Inseln mit einer Fläche von
mindestens einem Quadratkilometer einbezogen. Sie trugen dabei wichtige
Klimawerte und geografische Angaben wie die Fläche und die Entfernung zum
nächstgelegenen Festland zusammen. Wer es besonders abgelegen mag, der muss
in den Pazifik nach Tahiti oder auf andere Inseln Französisch-Polynesiens:
Dort ist das nächste Festland laut Studie fast 6000 Kilometer entfernt.
„Unsere Daten erlauben einen ganz neuen Blick auf die Tausenden von Inseln
auf unserem Planeten“, sagte Kreft. So lägen 65 Prozent aller Inseln in den
tropischen Breiten. Im Vergleich zum Festland herrscht auf Inseln aber
überwiegend kühl-feuchtes Klima, hat die Studie ergeben. „Wir haben auch
herausgefunden, dass es überraschend viele Inseln mit gemäßigtem
Regenwaldklima gibt, einem der seltensten Ökosysteme der Erde.“
## Unfassbarer Artenreichtum
Viele Inseln seien vom Klimawandel und eingeschleppten Tier- und
Pflanzenarten besonders bedroht, warnen die Forscher. So sind etwa zwei
Fünftel der vom Aussterben bedrohten Arten auf Inseln heimisch. Große
Inseln in der Karibik und Südostasien oder im Mittelmeer erwiesen sich als
besonders artenreich. „Wie viele Inseln es insgesamt auf der Welt gibt,
weiß niemand“, sagte Kreft. „Wenn man auch kleine Felsen dazurechnet,
können es Millionen sein.“
Die neuen Erkenntnisse könnten bei der weiteren Erforschung der
biologischen Vielfalt auf Inseln eine wichtige Rolle spielen, hofft Kreft.
„Inseln sind Mikrokosmen, auf denen wir die Evolution von biologischer
Vielfalt sowie ökologische Prozesse untersuchen und besser verstehen
können“, betont er. „Zum ersten Mal haben wir nun einen standardisierten
globalen Datensatz, der als Grundlage für die weltweite Erforschung von
Inseln und ihren Lebensgemeinschaften dienen kann.“
3 Sep 2013
## TAGS
Insel
Schwerpunkt Klimawandel
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Karibik
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Biodiversität
Krieg
Literatur
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