# taz.de -- Fischkonsum in Deutschland: Weniger für mehr | |
> Die Deutschen essen weniger Meerestiere, die Industrie macht trotzdem | |
> Rekordumsätze – dank der von ihr bekämpften nachhaltigen Fischerei. | |
Bild: Der Dorsch kann doch auch nichts dafür. | |
HAMBURG taz/dpa | Die Verbraucher in Deutschland haben im vergangenen Jahr | |
etwas weniger Fisch gegessen. Pro Kopf ging der Verbrauch um 300 Gramm auf | |
15,2 Kilogramm Fisch und Meeresfrüchte gegenüber dem Höchstwert von 15,5 | |
Kilo im Jahr 2011 zurück, teilte das Fisch-Informationszentrum (FIZ) am | |
Dienstag in Hamburg mit. | |
Der Verzehr schwankt dieser PR-Organisation der Fischindustrie zufolge seit | |
Jahren um wenige hundert Gramm. Greenpeace empfiehlt wegen gefährdeter | |
Bestände schon lange: „Essen Sie seltener und bewusster Fisch.“ | |
Trotz des Rückgangs machte die Fischindustrie 2012 mit 3,3 Milliarden Euro | |
einen Rekordumsatz: Denn Fisch ist teurer geworden, die Preissteigerung von | |
4,9 Prozent lag deutlich über der allgemeinen Inflationsrate. | |
Für die Zukunft gibt sich die Branche, die inklusive Handel und Gastronomie | |
mehr als 42.000 Menschen beschäftigt, optimistisch. Der Grund dafür ist die | |
– bislang heftig von der Industrie bekämpfte – nachhaltige Fischerei. „D… | |
positiven Entwicklungen bei vielen Fischbeständen werden zu einem | |
steigenden Angebot an Rohwaren führen“, sagt FIZ-Vorsitzender Thomas | |
Lauenroth voraus: „Eine nachhaltige Fischerei ist unser wirtschaftliches | |
Rückgrat“. | |
Nach Angaben des FIZ werden inzwischen mehr als 60 Prozent der | |
Fischbestände im größten deutschen Fanggebiet Nordost-Atlantik (inklusive | |
Nord- und Ostsee) bestandsschonend befischt. Die Umweltorganisationen | |
Greenpeace und WWF sprechen hingegen von „höchstens 29 Prozent“. | |
## Streit ums Rückwurfverbot | |
Auch beim Rückwurfverbot gibt es keine Einigkeit. Ab 2015 wird in den | |
Gewässern der Europäischen Union schrittweise die Regelung eingeführt, dass | |
alle gefangenen Fische auch angelandet werden müssen. Bisher dürfen zu | |
kleine Fische oder falsche Arten wieder über Bord geworfen werfen – zumeist | |
verletzt oder tot. Für das FIZ sind die neuen Regeln akzeptabel, Greenpeace | |
hingegen kritisiert sie als „nicht strikt genug und nicht zu | |
kontrollieren“. | |
Weniger als 10 Prozent der Fische wird frisch verkauft. Mehr als ein | |
Drittel wird in Konserven, Marinaden, Salaten und sonstigen verarbeiteten | |
Erzeugnissen angeboten, ein knappes Drittel ist Tiefkühlkost, ein Viertel | |
Räucherfisch und eingelegte oder gefrorene Krebse, Garnelen und | |
Tintenfische. | |
3 Sep 2013 | |
## AUTOREN | |
Sven-Michael Veit | |
## TAGS | |
Fischerei | |
Fische | |
Lebensmittel | |
Greenpeace | |
Fischerei | |
Fischerei | |
Film | |
EU | |
Fischerei | |
## ARTIKEL ZUM THEMA | |
EU-Reform lässt Fischpreise steigen: Transparenz könnte teuer werden | |
Die Fischindustrie kritisiert die geplante Kennzeichnungspflicht. Auf der | |
Fachmesse Fish International wurde nun vor Preissteigerungen gewarnt. | |
Pflanzenanbau und Fischzucht: Tomate trinkt gerne Fischwasser | |
Die wachsende Erdbevölkerung mit Fisch und Gemüse zu versorgen ist ein | |
schwieriges Unterfangen. Eine Lösung könnte Aquaponik sein. | |
Reform in der Fischerei: Mehr Schutz in Europas Meeren | |
Die EU einigt sich auf eine Fischereireform, die unter anderem Beifang | |
beschränkt. Ministerin Aigner sieht einen „radikalen Kurswechsel“, die | |
Grünen Lücken. | |
Film über Hochseefischer: Erfasst vom nächsten Wellengang | |
Ein Jahr verbrachten die Regisseure Castaing-Taylor und Paravel bei den | |
Fischern vor Neuenglands Küste. Daraus wurde ihr Film „Leviathan“. | |
Fischen in der EU: Eine Chance für kleine Fische | |
Versehentlich gefangene Fische dürfen nicht wieder ins Meer gekippt werden. | |
Darauf einigten sich die EU-Minister. Großer Erfolg oder riesiges | |
Schlupfloch? | |
Reform der Fischereipolitik: Erholung für die Meere | |
Das EU-Parlament beschließt mehr Schutz für Fische, die Fangquoten sollen | |
gesenkt werden. Noch fehlt aber die Zustimmung der Mitgliedsstaaten. |