# taz.de -- Kranke Patente: Anstieg bei Arznei-Ausgaben | |
> Gegen Volkskrankheiten bringt die Pharmaindustrie immer wieder neue | |
> Mittel auf den Markt. Ein neuer Report zeigt: Viele helfen allerdings | |
> nicht besser als ältere. | |
Bild: „Neue teure Mittel ohne zusätzlichen Nutzen“, stellt der Arzneiveror… | |
BERLIN dpa | Die Arzneimittelausgaben der gesetzlichen Krankenkassen sind | |
im vergangenen Jahr um 2,6 Prozent auf 30,6 Milliarden Euro gestiegen. Das | |
geht aus dem am Donnerstag in Berlin veröffentlichten | |
Arzneiverordnungs-Report 2013 hervor. | |
Rund 3,7 Milliarden Euro hätten gespart werden können, ohne dass Patienten | |
schlechter versorgt worden wären, sagte Herausgeber Ulrich Schwabe. Alleine | |
2,5 Milliarden Euro hätten gespart werden können, wenn man auf teure | |
sogenannte Analog-Präparate verzichtet hätte, die nur geringfügig anders | |
wirken als frühere Mittel. | |
Zwar würden – gemäß der Reform des Medikamentensektors AMNOG – immer mehr | |
neue Mittel offiziell daraufhin überprüft, ob sie wirklich mehr helfen als | |
ältere. So habe der dafür zuständige Gemeinsame Bundesausschuss (G-BA) von | |
Krankenkassen, Ärzten und Kliniken bisher 48 neue Wirkstoffe bewertet. | |
Einsparungen von seither 120 Millionen Euro habe es dadurch gegeben. | |
Das reiche aber nicht für das politisch gewollte Sparziel von 2 Milliarden, | |
so die Herausgeber des Reports. Doch seien Medikamente, die schon länger | |
auf dem Markt seien, aber noch Patentschutz hätten, in Deutschland | |
weiterhin oft teurer als in anderen europäischen Ländern. | |
Diese oft millionenfach verordneten Mittel kommen nun allerdings verstärkt | |
auch auf den Prüfstand des G-BA. Den Anfang machten im Frühjahr sechs | |
Gruppen von Medikamenten gegen Schmerzen, Herzleiden, Diabetes und andere | |
Krankheiten mit einem Umsatzvolumen von geschätzt rund fünf Milliarden | |
Euro. | |
Bereits in den Vorgängerreports hatte es geheißen, dass die Ärzte | |
reihenweise neue teure Mittel ohne zusätzlichen Nutzen verschreiben. Die | |
Pharmaindustrie warf den Herausgebern methodische Mängel vor, aufgrund | |
derer sie zu übertriebenen Sparmöglichkeiten kämen. | |
12 Sep 2013 | |
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